Neuenhof
Opposition gegen die Pläne des Gemeinderates zur Ortsbild-Revision

Eine neu formierte IG findet wenig Gefallen an den Plänen des Gemeinderates im Zusammenhang mit der Revision des Ortsbildes. Das sind die Punkte, welche die IG kritisiert.

Martin Rupf
Drucken
Blick von einem Hochhaus: Die Gemeinde plant, künftig den Bau weiterer Hochhäuser zu ermöglichen.

Blick von einem Hochhaus: Die Gemeinde plant, künftig den Bau weiterer Hochhäuser zu ermöglichen.

martin rupf

Der Neuenhofer Gemeinderat sieht sich derzeit heftigem Gegenwind ausgesetzt. Erst musste er sich Kritik anhören, weil er tatenlos zusehe, wie der einzige Kinderhort im Dorf schliessen muss. Und nun formiert sich Widerstand gegen die Pläne des Gemeinderats im Zusammenhang mit der Revision des Ortsbildes. Mit der Revision der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) soll in erster Linie das Ortszentrum entlang der Zürcherstrasse aufgewertet werden. Das Mitwirkungsverfahren ist abgeschlossen und der Entwurf liegt gegenwärtig beim Kanton zur Vorprüfung.

Die neu ins Leben gerufene Oppositionsgruppe «IG Wohnliches Neuenhof» schlägt Alarm und geht mit dem Gemeinderat hart ins Gericht. «Wir sind enttäuscht. So weit ersichtlich, ist der Gemeinderat den von den Mitwirkenden gestellten Begehren in kaum einem Punkt gefolgt», sagt IG-Mitglied Werner Füllemann. Und Toni Benz, Mitglied der Ortsplanungskommission, betont, dass es sich bei der IG um eine unabhängige Gruppierung «besorgter Einwohner» handle, die keiner Parteilinie folge. Zum Kernteam gehören nebst Füllemann und Benz weiter Paul Marquart, Eugen Suter und Rolf Widmer. «Unser Ziel ist es, die bisher schweigende Mehrheit in Neuenhof aufzurütteln, eine breite Diskussion auszulösen und möglichst effizienten Widerstand gegenüber den überrissenen Planungsideen des Gemeinderats zu mobilisieren», verdeutlicht Benz. Das sind die Punkte, die der IG sauer aufstossen.

• «Mit verdichtetem Bauen will die Gemeinde von heute 8800 auf knapp 12 000 Einwohner anwachsen», sagt Benz. Und dies, obwohl Neuenhof bereits heute die grösste Bewohnerdichte im Kanton aufweise. Für Benz ist klar: «Je dichter, desto unattraktiver». Aus diesem Grund lehnt die IG auch die Ausweitung des Zonenkatalogs für Hochhäuser ab. «Wir haben schon heute zwei, drei solcher Hochhäuser. Diese verschandeln das Dorfbild», so Benz. Doch nicht nur das Dorfbild spreche gegen zusätzliche Hochhäuser . «Wegen Hochhäusern ziehen ganz bestimmt nicht die Steuerzahler her, auf welche die Gemeinde angewiesen wäre», ist Benz überzeugt. Er denkt dabei insbesondere auch an Familien, «die kaum in Hochhäusern wohnen wollen».

• Weiter verlangt die IG, dass die geplante Teilumzonung im Gebiet Härdli auf den heute landwirtschaftlich genutzten Teil zu beschränken sei und sich nicht wie jetzt geplant von der Industriezone bis zum Pumpwerk erstrecke. «Wir sprechen hier von rund 200 Familiengärten, die verschwinden beziehungsweise ins Gebiet Langacher verlegt worden sollen. Doch wir sind der Meinung, dass diese Gärten im Härdli erhalten bleiben sollen», sagt Benz.

• Die IG fordert zudem, auf die Neueinzonung des Landwirtschaftsgebiets Langacher in eine Erholungszone zu verzichten. «Denn ansonsten wird eine mögliche Siedlungsgebietserweiterung in einer späteren Planungsrevision verhindert», ist Benz überzeugt. Abklärungen hätten gezeigt, dass der Kanton dieses Gebiet als Baugebiets-Reserve vorsehe. «Wenn dort jetzt ein Sportplatz erstellt wird, dann fällt diese Möglichkeit weg.»

• Ein weiterer Punkt betrifft die Limmattalbahn und eine mögliche Weiterführung der Strecke von Killwangen nach Baden. Die IG wehrt sich gegen die Idee, für die mögliche Weiterführung ein Trassee in der Achse Zürcherstrasse-Industriestrasse freizuhalten, wie es der Gemeinderat im kommunalen Gesamtplan Verkehr vorsieht. «Wir sind grundsätzlich der Meinung, dass Neuenhof die Limmattalbahn nicht braucht, weil wir heute mit der S-Bahn schon eine sehr gute Anbindung haben», sagt Benz. Künftig bestünde gar die Möglichkeit, bei der S-Bahn einen 15-Minuten-Takt einzuführen. «Auch wäre es möglich zwischen Neuenhof und Killwangen eine Busspur in Richtung Killwangen zu schaffen.» Sollte das Trasse tatsächlich auf der angedachten Achse zu liegen kommen, befürchtet die IG, dass das Gewerbe vom Rest des Dorfs abgeschnitten würde, «da auch die Parkplätze wegfallen würden». Wenn die Limmatalbahn dann doch komme, so sei wenigstens darauf hinzuwirken, dass das Trassee ausserhalb des Siedlungsgebiets zu liegen komme.

«Das Volk hat viel Geld für die Planung gesprochen. Die Planungsarbeiten laufen jetzt schon seit über fünf Jahren. Höchste Zeit, dass sich alle Neuenhofer damit befassen», sagt Benz. Dies umso mehr, als man das Gefühl habe, der Gemeinderat ignoriere einfach die meisten Anliegen aus der Bevölkerung. «Am Anfang wurde viel von Qualität und Wohnlichkeit gesprochen. Davon sehen wir im Moment nicht mehr viel. Wenn wir jetzt nicht korrigierend eingreifen, befürchten wir einen Scherbenhaufen», sagt Benz.

Susanne Voser beschwichtigt

Frau Gemeindeammann Susanne Voser (CVP) empfindet die Einwände nicht als Kritik. «Wir begrüssen jede Form von Diskussion und haben auch in allen bisherigen Workshops die Bevölkerung beteiligen lassen an der Revision des Ortsbildes.» Voser weist aber insbesondere darauf hin, dass noch nichts in Stein gemeisselt sei und die Sorge der IG insofern unbegründet sei. «Klar, die Stossrichtung ist nicht zuletzt im Richtplan festgehalten; dieser ist jedoch noch nicht vom Bund abgesegnet.»

In den Sommerferien wird der Schlussbericht des Kantons erwartet, ehe der Gemeinderat dann im August seine Ideen präsentieren werde. «Es wird aber für die Einwohner, die Grundstückbesitzer und auch für die IG noch einige Möglichkeiten geben, ihre Einwendungen einzubringen und bei der Gestaltung des Ortsbildes mitzuwirken», betont Voser.

Das ausführliche Postitionspapier der IG finden Sie hier: