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Seit kurzem ist die Bus-Überholspur zwischen Ehrendingen und Baden in Betrieb. Sie soll dafür sorgen, dass Busse rechtzeitig beim Bahnhof Baden ankommen. Doch funktioniert das neue Verkehrsregime auch wirklich wie gewünscht?
Vor nicht langer Zeit waren es noch die Passagiere im Postauto von Ehrendingen nach Baden, die sich grün und blau ärgerten. Der Grund: Die elektronische Busspur auf diesem Streckenabschnitt war noch nicht in Betrieb. Dies hatte zur Folge, dass die Postauto-Passagiere vor dem Landvogteischloss-Kreisel im Stau feststeckten und dadurch Zug-Anschlüsse am Bahnhof Baden verpassten. Dieses Problem sei seit zwei Wochen und der Inbetriebnahme der Bus-Überholspur grösstenteils entschärft, wie es auf Anfrage beim kantonalen Verkehrsdepartement heisst. Dafür sind es jetzt vor allem Automobilisten, die im Morgenverkehr auf der Ehrendingerstrasse zwischen Ehrendingen, Ennetbaden und Baden fluchen, wie ein Augenschein vor Ort zeigt.
Nicht, dass die effektive Stauzeit länger wäre. Doch statt vor dem Landvogteischloss-Kreisel staut es jetzt bereits auf der Höhe des Restaurants Höhtal. Automobilisten, welche die Strecke zum ersten Mal unter dem neuen Regime befahren, schlucken beim Anblick des sich bildenden Staus wahrscheinlich erst mal leer. Ist der erste Ärger aber einmal verflogen und die Lichtsignalanlage passiert, dürften sie erleichter feststellen, dass sie jetzt mehr oder weniger freie Fahrt Richtung Wettingen oder Autobahn-Anschluss in Neuenhof haben.
Wir haben einige – vor allem auch kritische – Rückmeldungen erhalten.
(Quelle: Kurt Grauwiler, Leiter Verkehrstechnik beim Kanton)
Doch wie hat sich das System in den ersten zwei Wochen bewährt? «Das neue Verkehrsregime birgt regen Diskussionsstoff, wir haben einige – vor allem auch kritische – Rückmeldungen erhalten», sagt Kurt Grauwiler, Leiter Verkehrstechnik beim kantonalen Departement Bau, Verkehr und Umwelt, auf Anfrage. Derzeit laufe die Feinjustierung der Anlage. «Man darf nicht vergessen, dass eine solche Massnahme nicht gleich von null auf hundert funktioniert, sondern laufend beobachtet und angepasst werden muss.» Bis jetzt sei man seitens Kanton ganz zufrieden, auch wenn der Verkehr noch besser auf die Stauräume verteilt werden müsse. «Hauptziel ist es, den Stau aus dem Siedlungsgebiet fernzuhalten», so Grauwiler. Das habe aber gerade am Anfang nicht zufriedenstellend funktioniert: «Zeitweilig staute sich der Verkehr bis zum Kreisel Niedermatt in Ehrendingen.» Zudem sei es auch nicht das Ziel, dass der motorisierte Individualverkehr ab der Lichtsignalanlage völlig freie Fahrt bis zum Landvogteischloss-Kreisel und darüber hinaus habe, führt Grauwiler aus. «Vielmehr streben wir eine gute Verteilung des Verkehrs an.»
Eigentlich hätte die erste elektronische Bus-Überholspur im Kanton Anfang Jahr in Betrieb genommen werden sollen. Doch wegen Anpassungen hat sich das Ganze verzögert. Statt im Stau hinter den Autos warten zu müssen, benutzen die Busse in Richtung Stadt nun auf gewissen Abschnitten die Gegenfahrbahn und können so die Autokolonne überholen. Dazu wird der motorisierte Individualverkehr in beide Fahrtrichtungen mit einer neuen Lichtsignalanlage angehalten. Sobald die Fahrspur bergwärts in Richtung Ehrendingen frei von Fahrzeugen ist, darf der Bus mit Ziel Bahnhof Baden auf die Gegenfahrbahn wechseln und die Autokolonne überholen. Nach der Lichtsignalanlage schwenkt der Bus wieder auf die korrekte Strassenseite und kann ungehindert weiterfahren. Die elektronische Spur ist bloss in Stosszeiten in Betrieb.
Kurt Grauwiler weist bei dieser Gelegenheit darauf hin, dass bei Rot zwar die Autos anhalten müssen, im Normalfall nicht aber Velofahrer, «was auch entsprechend signalisiert ist». So oder so ist aber der Platz für Velofahrer in Richtung Baden relativ eng bemessen. Denn anders als auf der bergaufwärtsführenden Gegenfahrbahn gibt es keinen Radstreifen.
Rund 12'000 Fahrzeuge fahren täglich über die Ehrendingerstrasse zwischen dem Surbtal und Baden. Die elektronische Busspur – sie schlägt mit rund 1,2 Millionen Franken zu Buche – ist Teil des Verkehrsmanagements Baden-Wettingen, das zum Ziel hat, den Verkehr von den Gemeinde- auf die Kantonsstrassen zu verlagern sowie den öffentlichen Verkehr zu fördern.
Mit der Bus-Überholspur hat sich die Stausituation rund um den Landvogteischloss-Kreisel merklich entspannt. «Wir wollen möglichst alle Verkehrsachsen rund um den Kreisel flüssig halten», sagt Grauwiler. Weil das Verkehrsmanagement Baden-Wettingen aber gleichzeitig zum Ziel habe, den Verkehr von Siggenthal Richtung Autobahnanschluss Neuenhof nebst der Bruggerstrasse auch über Ennetbaden und den Brückenkopf Ost zu führen, bedinge auch dies eine gute Justierung des Verkehrs.
Mit der Inbetriebnahme der elektronischen Busspur sind nun im Gebiet um Ennetbaden, Baden und Wettingen fast alle Massnahmen umgesetzt. Einzig offen ist noch die Neugestaltung des Brückenkopfs Ost bei der Hochbrücke, wo dereinst zwei Spuren Richtung Autobahnanschluss führen sollen.
«Wir sind uns bewusst, dass im Rahmen dieses Testversuchs auch Anpassungen vorgenommen werden müssen», sagt Ben Küchler, Mediensprecher bei Postauto. Der Kanton und die Stadt hätten seit dem Betriebsstart vor zwei Wochen kontinuierlich feinjustiert. «Am Anfang ist es zwar in einigen Fällen zu Verzögerungen gekommen und einige Anschlüsse wurden dadurch verpasst, dank entsprechenden Anpassungen konnten jedoch schon am Folgetag alle Anschlüsse gewährleistet werden», sagt Küchler. Aufgrund der Erfahrungswerte der Vorversuche und der letzten Tage habe man ein immer besseres Verständnis des Verkehrsflusses und der Verkehrssituation. Gleichzeitig weise man darauf hin, dass nicht alle Parameter kontrolliert werden können: So sei der motorisierte Individualverkehr zuweilen schwer einschätzbar und aktuell gebe es auf den Strecken nach Baden verschiedene Baustellen, die den Testbetrieb erschweren würden. «Wir sind jedoch zuversichtlich, dass wir in Zusammenarbeit mit Stadt und Kanton den Verkehr weiter verbessern können und ein angenehmer Verkehrsfluss erfolgen kann», hält Küchler fest. (mru)