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Der Chefarzt vom Kantonsspital Baden, Markus Schwendinger, ist besorgt über das Ausmass von Patientengewalt auf der Notfallstation. Das Personal werde nun geschult.
Schläge, Tritte, Bisse, Spuckattacken, Beschimpfungen und Drohgebärden: Am Kantonsspital Baden ist Gewalt gegen Personal beinahe zu einer Alltäglichkeit geworden, sagt Chefarzt Markus Schwendinger. Vergangene Woche hatte das Inselspital Bern eine Studie veröffentlicht, wonach Übergriffe auf die Spitalmitarbeiter stark zugenommen haben.
«Auch in der Notfallstation des Kantonsspitals Baden werden unsere Mitarbeitenden leider mit aggressiven Patienten konfrontiert.» Das Personal sei allen Formen von Aggression ausgesetzt – also verbaler, nonverbaler und körperlicher Gewalt, erklärt der Chefarzt.
Gewaltübergriffe werden am Kantonsspital gezählt und erfasst. Die Anzahl der dokumentierten Ereignisse sei seit 2011 zwar ziemlich stabil und habe in den letzten Jahren nicht wesentlich zugenommen. «Wir müssen aber davon ausgehen, dass die heutigen Zahlen eigentlich höher sind. Denn unsere Mitarbeitenden dokumentieren oft nur noch die schwerwiegenden Fälle», sagt Schwendinger. Verbale und nonverbale Aggressionen würden von den Mitarbeitenden oft gar nicht mehr erwähnt.
Letztes Jahr wurden im Badener Kantonsspital 69 Fälle erfasst, die meisten davon körperliche Aggressionen. Wenn man bedenke, dass 2016 im interdisziplinären Notfallzentrum über 50 000 Patienten behandelt wurden, sei diese Zahl zwar nicht allzu hoch. «Gleichzeitig will ich die Problematik auf keinen Fall bagatellisieren, denn für die Mitarbeitenden seien solche Übergriffe oft traumatisierend.»
Die Gewalt geht in 80 Prozent der Fälle von Männern aus, die zwischen 30 bis 50 Jahre alt sind und unter Alkohol oder Drogeneinfluss stehen. Demente Patienten machen im Kantonsspital zwanzig Prozent der Aggressions-Fälle aus. Die Ereignisse kommen gehäuft in den Nächten von Freitag auf Samstag sowie von Samstag auf Sonntag vor. «Oft können wir die Situation mit einem Gespräch klären, es kommt aber auch vor, dass die Polizei beigezogen werden muss.» Auch Strafanzeigen habe das Kantonsspital schon eingereicht, dies vor allem wegen Sachbeschädigungen.
Das Personal wird in Deeskalationstechniken geschult. Das wirke präventiv und sei sicherlich auch einer der Gründe, dass die erfassten Aggressionsereignisse, trotz stark steigenden Patientenzahlen, zuletzt nicht mehr zugenommen haben. Markus Schwendinger: «Von der Selbstverteidigung halte ich in unserem Setting nichts.
Wichtig ist hier unser interner Sicherheitsdienst, der einerseits präventiv wirkt, bei Bedarf einschreitet und unserem meist weiblichem Personal Sicherheit vermittelt. Enorm dankbar sind wir für die enge, unkomplizierte und gute Zusammenarbeit mit der Polizei.»