Dass junge Unterschriftensammler sich vor grossen Metrostationen aufstellen, erschien mir in Paris zwar sinnvoll. Aber warum sie immer wieder Touristen wie mich, unschwer als solche erkennbar, anquatschen?
Dass junge Menschen Unterschriften für eine Petition sammeln, ist eine gute Sache – ein Zeichen gelebter Demokratie. Und so war ich keineswegs misstrauisch, als ich in den Sommerferien in Paris mehrfach gefragt wurde, ob ich für eine gute Sache unterschreiben wolle.
Es handelte sich vornehmlich um junge Frauen, alle im selben Tenü, in der Hand ein Klemmbrett mit gut gefüllter Unterschriftenliste und Kugelschreiber. Dass die jungen Leute sich vor grossen Metrostationen aufstellten, erschien mir zwar sinnvoll, aber warum sie immer wieder Touristen wie mich, unschwer als solche erkennbar, anquatschten? Denn was sollte mich eine Petition in Paris interessieren? Das war auch der Grund, wieso ich mich gar nicht erst auf ein Gespräch einliess und abwinkte.
Das Aha-Erlebnis kam über mich, als ich später via Google-Suche auf eine Liste mit den häufigsten Touristenfallen in Paris gelangte. Hier wurde vor genau solchen Gruppen gewarnt, die Unterschriften für Petitionen sammeln. Der Schwindel daran: Erst erschleichen sich die Betrüger das Vertrauen der ahnungslosen Touristen, indem sie vorgeben, sich für eine gute Sache einzusetzen.
Nach der Unterschrift folgt die lammfromme Frage, ob man diese gute Sache nicht gleich mit einigen Euros unterstützen wolle. Und die wandern natürlich in die eigene Tasche… Wie oft habe ich von Trickbetrug-Opfern gelesen und gedacht: So etwas wird mir nicht passieren. Das Aha-Erlebnis von Paris soll mir eine Lehre sein.
philipp.zimmermann@chmedia.ch