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Philipp Fankhauser präsentiert sein Soloprogramm vor kleinem Publikum im Nordportal Baden und erzählt zwischen legendären Bluesnummern witzige Episoden aus seinem Musikerleben.
Gerade mal 100 Leute im Publikum, auf der Bühne ein bequemes Ledersofa, Ständerlampe und brennende Kerzen. In diesem kuscheligen Ambiente zeigte Philipp Fankhauser mit Gitarrist Marco Jencarelli sein Programm «Solo +1». Es mache extrem Spass, mal ohne die «Lärmi» am Schlagzeug und Bass aufzutreten, frotzelt der Musiker aus Thun liebevoll über seine abwesende Band und meint: «Jetzt hör ich mich endlich mal selber singen.»
Natürlich trägt er Socken aus seiner Kollektion Funky Socks, gelb-rot gestreift mit pinkem Rand. Zur Einstimmung interpretiert er «Daily Bread» von Blueslegende Johnny Copeland. Über sein grosses Idol, mit dem er schlussendlich in den Neunzigerjahren mehrmals auf US-Tour geht, kommen im Verlaufe des Abends zahlreiche Geschichten zu Gehör. Fankhauser erinnert sich an die Anfänge, als er seinem grossen Vorbild in Montreux erstmals die Hand schütteln konnte: «Ich war ein leicht übergewichtiger, nägelkauender Teenager, der Blues machen wollte und sagte: Hello I am Philipp Fankhauser from Thun.»
Sein erstes eigenes Konzert fand im Kursaal seiner Heimatstadt in der Umbaupause zwischen zwei Bands statt. «Es war grässlich», schildert der 52-Jährige. Auch beim Auftritt an der Badenfahrt in der Brauerei Falken sei er bös verrissen worden.
Heute, wo Fankhauser riesige Konzerthallen füllt und sowohl in Europa als auch in den USA ein etablierter Bluesmusiker ist, kann er über die anfänglich schwierigen Zeiten witzeln. Er ist zwar weder ein Weltklassegitarrist, noch hat er eine Jahrhundertstimme. Aber wenn er mit viel Gefühl Bluesnummern wie «Everyday I have the Blues» von B.B. King oder seine Eigenkompositionen «Members only» und «I’ll be around» singt, sind die Zuhörer im Innersten berührt. Beim Instrumentalpart von «Further on up the Road» kommuniziert er auf seiner Gitarre schön mit Marco Jencarelli, der gemäss Fankhauser «schon nach 6 Jahren wesentlich besser spielte als ich nach 26».
Immer wieder kokettiert er mit seinen Schwächen, blödelt herum und erweist sich mit seinem Humor als geborener Entertainer. So erfährt das Publikum im Verlaufe des Abends, wie die Zusammenarbeit mit Margie Evans zustande kam, mit der Fankhauser 1988 ein Album einspielte. Der Musiker schildert aber auch farbig, was alles passiert, wenn man mit einer Fischvergiftung ein Konzert gibt. Geradezu erotisch wird’s, als der Sänger im blutroten Scheinwerferkegel «Try my love» zum Besten gibt und damit für einen von vielen Hühnerhautmomenten des intimen Abends sorgt.
Für Karin Meier aus Würenlingen ist Fankhauser eine Neuentdeckung und sie zeigt sich total begeistert: «Er ist ein toller Musiker und Geschichtenerzähler.» Nach der Show sitzt selbiger mit seinem Mops Trevor am Bühnenrand und meint zufrieden: «I gloub, d’Lüüt hei Freud gha.»