Baden
Pro Infirmis in Baden: Der Trend geht zu Hilfe zur Selbsthilfe

Die Beratungsstelle der Pro Infirmis feiert heute ihr 60-Jahr-Jubiläum mit einem Konzert. Seit 60 Jahren werden in Baden Menschen mit verschiedensten Behinderungen von Sozialarbeitenden beraten.

Nadja Rohner
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Das Team der Beratungsstelle Pro Infirmis Baden: (v.l., hinten) Stellenleiterin Lisa Schär, Denise Fiala, Stephan Wöhrle, Monika Klarer, (unten) Martina Brogle, Lara Elia Nadja Rohner

Das Team der Beratungsstelle Pro Infirmis Baden: (v.l., hinten) Stellenleiterin Lisa Schär, Denise Fiala, Stephan Wöhrle, Monika Klarer, (unten) Martina Brogle, Lara Elia Nadja Rohner

«Manchmal ist es frustrierend», sagt Lisa Schär, Leiterin der Pro-Infirmis-Beratungsstelle. «Es kommt vor, dass man bei einem Klienten nicht weiterkommt und Zielvereinbarungen nicht eingehalten werden – nicht, weil die Klienten es nicht wollen, sondern weil sie nicht können».

Die Beratungen seien herausfordernd. «Es ist eine Kunst, bei dieser Arbeit selber gesund zu bleiben.» Der Pro Infirmis sei es enorm wichtig, dass ihre Mitarbeitenden einen Ausgleich zum Berufsalltag finden.

«Der lustvolle Jubiläumsanlass heute Abend soll deshalb ein freudiges Freizeitvergnügen sein.» Für Mitarbeitende, Klienten und Partnerinstitutionen hat die Pro Infirmis ein Fest organisiert. Der Höhepunkt: ein Konzert von Hora, «der Band von und mit Menschen mit geistiger Behinderung».

Zweite Beratungsstelle im Kanton

Seit 60 Jahren werden in Baden Menschen mit verschiedensten Behinderungen von Sozialarbeitenden beraten. Lisa Schär leitet die Beratungsstelle seit 2009. Sie erzählt: «Am 1. Juni 1951 öffnete das Beratungszentrum seine Türen, damals befand es sich noch an der Badstrasse.

Die Fürsorgerin, ein Fräulein Anna Strebel aus Turgi, leitete die Stelle lange ganz alleine. Erst nach 18 Jahren bekam sie eine Sekretärin.» Es war die zweite Beratungsstelle im Kanton. «Man hatte gemerkt, dass nur eine Stelle in Aarau bei Weitem nicht ausreicht. Baden als Industriestadt war ideal für einen Zweitstandort, zumal viele Klienten aus der Region stammten», sagt Schär.

1990 wurde die Pro-Infirmis-Beratungsstelle an die Dynamostrasse verlegt, seit 2008 befindet sie sich am Bahnhofplatz.

Fast 10 Stunden pro Klient

«Heute arbeiten hier vier Sozialarbeitende, eine Praktikantin und eine Sekretärin», so Schär. Im Jahr 2010 wurden 375 Klienten in insgesamt 3737 Stunden beraten – das sind fast 10 Stunden pro Klient. Man könne heute nicht mehr alles selber machen, sondern müsse enger mit Ämtern und Gemeindevertretern zusammenarbeiten.

«Früher haben wir für die Klienten oft Treuhanddienste übernommen. Sie wurden von uns langfristig unterstützt», erzählt die Stellenleiterin. «Heute geht es eher in Richtung Hilfe zur Selbsthilfe: Wir zeigen den Klienten, wie sie ihr Leben selber in die Hand nehmen können.

Und es geht nicht ohne die Mitarbeit der Betroffenen und ihrer Angehörigen. »Die Klienten sind Menschen im Alter von 10 bis 65 Jahren aus den Bezirken Baden, Brugg, Zurzach, Muri und Bremgarten, die von Behinderungen betroffen sind. «Das können Körperbehinderungen, geistige oder auch psychische Behinderungen sein», sagt Schär. Letztere machen den grössten Teil der Beratungsstunden aus.