Im Herbst 2024 soll der Neubau des Kantonsspitals eröffnet werden, ein Jahr später als geplant. Das hat verschiedene Gründe – Corona gehört dazu. Zudem wird die Zahl der Betten erhöht.
Im Herbst 2023 sollte Agnes, der Neubau des Kantonsspitals Baden (KSB) eigentlich eröffnen. Daraus wird aber nichts. Die Inbetriebnahme verzögert sich um ein Jahr, wie das Spital am Freitag mitteilt. Im Juni hatte CEO Adrian Schmitter im Interview mit der AZ bereits eine Verzögerung für den Umzug von rund einem Jahr bereits angekündigt. Als Gründe nannte er «Covid und weitere Herausforderungen».
Nun begründet das KSB die Verspätung genauer. Aufgrund von Covid-Schutzmassnahmen hätten oft nur halb so viele Arbeiter wie geplant auf der Baustelle tätig sein können. Der Neubau wird zwar schon im Frühling 2023 realisiert sein. Doch er soll einer mehrmonatigen Testphase unterzogen werden. Und von Oktober bis Ostern herrscht im KSB Hochbetrieb mit einer Bettenauslastung von 100 Prozent. «In einer solchen Phase ist ein Umzug schwierig», sagt Schmitter. Das gelte auch im Sommer wegen der Ferienzeit.
Wie lange wird der Umzug dauern? «Wir werden in drei bis vier Tagen zügeln. Man kann nicht an zwei Orten eine Intensivstation führen oder Operationen durchführen», antwortet Andrian Schmitter. Ein Team plane Umzug und Inbetriebnahme minutiös. «Wir üben jetzt schon neue Prozess im alten Spital.»
Die Vorfreude bei Schmitter ist gross. «Das neue Spital wird hell und freundlich sein, es hat keinen Raum ohne Aussenlicht.» Für die Patienten werde es viel einfacher. «Wie im Flughafen wird man im Spital selbst den Check-In machen können», sagt der CEO. Dank einer App werden sie sich auch von zu Hause anmelden oder Termine vereinbaren können.
Mit 545 Millionen Franken fallen die Kosten für den Neubau deutlich höher als ursprünglich geplant aus. Im Jahr 2014 ging das KSB noch von 450 Millionen Franken aus, also 95 Millionen weniger. «Wir haben den Neubau bewusst nicht mit einem Totalunternehmer, sondern mit einem Generalplaner realisiert», sagt Schmitter. «Das bietet den Vorteil, die Planung mitgestalten zu können. Während der Rohbau bereits konkrete Formen annahm, hatten unsere Mitarbeitenden immer noch die Möglichkeit, Ideen einzubringen, um die Abläufe und Prozesse zu optimieren.»
Geschehen ist dies etwa wegen der Coronapandemie. «Wir haben nun mehr Separierungszimmer und eine grössere Intensivstation», sagt CEO Schmitter.
Der KSB-Neubau im Zeitraffer:
Der Neubau wurde in den vergangenen Jahren auch immer wieder auf die aktuellen Bedürfnisse angepasst. Auch die Abteilungen von Nuklearmedizin und Kardiologie wurden integriert. 33 zusätzliche Betten wurden geschaffen. Über 400 sollen es nun werden. Der Spatenstich erfolgte im August 2018. Mittlerweile steht der Rohbau des achtstöckigen Gebäudes. Dessen Nutzfläche von 76'200 Quadratmetern entspricht über zehn Fussballfeldern.
Die höheren Kosten erklärt das KSB auch mit regulatorischen Vorschriften, etwa beim Brandschutz, sowie «unerwartet hohe Preise bei gewissen Grossvergaben». Das Spital nennt ein konkretes Beispiel: «Mangels Konkurrenzangeboten kommt beispielsweise die Lüftung im KSB doppelt so teuer zu stehen wie bei anderen Spitälern von vergleichbarer Grösse, die in der jüngeren Vergangenheit ebenfalls Neubauprojekte realisiert haben.»
Das Kostendach von 545 Millionen Franken solle eingehalten werden können. Trotzdem verweist Schmitter darauf, dass die Entwicklung der Preise und Lieferfristen für Roh- und Baustoffe wegen Corona unsicher bleibe. Ein grosser Teil dieser Produkte sei aber bereits bestellt und teilweise ausgeliefert worden. «Insofern sind die Risiken in den kommenden Monaten für uns überschaubar.»
Der Kanton Aargau ist zwar Eigentümer des KSB, trete beim Neubau aber nicht in Erscheinung, führt Daniel Heller, Verwaltungsratspräsident der KSB AG, aus. Das KSB trage die finanzielle Last für den Neubau alleine.
Im April 2018 hatte das KSB durch die Emission von Anleihen 300 Millionen Franken aufgenommen. In einer zweiten Kapitalrunde hat es liquide Mittel in der Höhe von 125 Millionen Franken generiert. Über 30 Investoren haben mit einer Anleihe von 15 Jahren Laufzeit und mit einer Verzinsung von 0,35 Prozent Geld gegeben.
Das KSB generiert aktuell einen Umsatz von rund 400 Millionen Franken. Im Jahr 2014, beim Beginn der Neubaupläne, lagen sie noch bei rund 300 Millionen Franken.
Was Königin Agnes mit dem Kantonsspital Baden zu tun hat
Das Projekt für den Neubau des Kantonsspitals Baden, der jetzt neben dem alten Bettenhaus von 1978 entsteht, trägt den klingenden Namen «Agnes». Das hat einen guten Grund: Königin Agnes von Ungarn war es, die anno 1349 das erste Badener Spital stiftete – das Agnesen-Spital am Kirchplatz, aus dem später das Stadtspital (heute Regionales Pflegezentrum) und schliesslich das KSB entstand. Die Habsburgerin war die Tochter von König Albrecht I., der oft in Baden weilte und von seinem Neffen Johann Parricida bei Windisch ermordet wurde. Das von ihrer Mutter Elisabeth gestiftete Kloster Königsfelden machte Agnes zu ihrem Wohnsitz und zu einem blühenden Machtzentrum. In Baden stiftete sie nicht nur das Spital, sondern auch die Spitaltrotte in Ennetbaden.
Das KSB lädt anlässlich des jetzt laufenden Neubaus mit verschiedenen Aktionen dazu ein, das Spital und seine Geschichte besser kennen zu lernen. So wurde letztes Jahr etwa der «KSB-Trail» eröffnet, auf dem sich Jung und Alt auf die Spuren von Königin Agnes begeben kann. Der Postenlauf führt wie eine Schnitzeljagd über das Gelände des Kantonsspitals – inklusive Aussicht auf die Baustelle. Der Badener Wortkünstler Simon Libsig verfasst zudem alle zwei Wochen eine neue Episode seiner 25-teiligen «Spital-Dramödie» mit dem Titel «Drei Patientinnen unter einer Decke». Aus der Serie soll am Ende ein Buch entstehen. (af.)
Der Text in dieser Infobox erschien im «Badener Tagblatt» erstmals am 8. Oktober 2019.