Projekt
Im Wald sollen sich künftig Kinder und Senioren treffen: Würenloserin startet Generationen-Spielgruppe

In Würenlos wird bald ein Projekt lanciert, dass es so in der Schweiz noch kaum gibt: Eine generationenübergreifende Spielgruppe geht in die erste Runde. Damit erfüllt sich Anja Dillinger einen Herzenswunsch.

Sharleen Wüest
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Anja Dillinger und ihr Mann bei der zukünftigen Waldspielgruppe. Er unterstützt sie bei ihrem Vorhaben.

Anja Dillinger und ihr Mann bei der zukünftigen Waldspielgruppe. Er unterstützt sie bei ihrem Vorhaben.

Severin Bigler

Senioren bringen Ruhe und Lebensweisheit in den Alltag, Kinder sprühen vor Lebensenergie. Zwei Generationen, die sonst nicht häufig miteinander in Kontakt treten, sollen in Würenlos in der Generationen-Spielgruppe bald zusammengeführt werden.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von Anja Dillinger. Sie möchte den beiden Generationen die Möglichkeit geben, voneinander zu profitieren. Der Auslöser für ihren Wunsch: eine Deutsche Fernsehsendung namens «Wir sind klein und ihr seid alt». Im sechswöchigen Projekt verbrachten je zehn Kinder und Seniorinnen sowie Senioren täglich Zeit miteinander.

Die Resultate seien erstaunlich gewesen. «Die Senioren waren am Ende des Projekts voller Lebensfreude. Auch ihre Gesundheit hat davon profitiert. Sie waren viel fitter», erzählt Dillinger. Die gelernte Buchhalterin stellte jedoch fest, dass solche Projekte in der Schweiz eine Seltenheit sind – und nahm die Sache selbst in die Hand. Dillingers erster Gedanke war:

«Wie könnte man ein solches Generationen-Projekt dauerhaft anbieten?»

Im Umgang mit Senioren würden Kinder neue Facetten des Lebens kennen lernen. Sie hätten die Möglichkeit, von der Lebensweisheit der Senioren zu profitieren. Auch für das Selbstbewusstsein hätte das gemeinsame Spielen positive Auswirkungen. Umgekehrt würden Senioren von der Lebensfreude der Kinder profitieren. «Ich wollte einen Ort schaffen, an dem die beiden Generationen zusammen Zeit verbringen können», erzählt Dillinger von ihren Plänen.

Senioren stossen erst im September dazu

Im August soll nun ihre generationenübergreifende Spielgruppe starten. Gleich im Doppelpack. Dillinger möchte den Beteiligten die Möglichkeit einer Innenspielgruppe sowie einer Waldspielgruppe anbieten. Erstere wird jeweils am Dienstag- und Donnerstagmorgen in den Räumlichkeiten der Reformierten Kirche Würenlos stattfinden.

Im Wald wird die Spielgruppe unter der Woche täglich durchgeführt werden. An beiden Orten wird die Leitung von zwei Spielgruppenleiterinnen übernommen. Somit sei die Betreuung abgedeckt und die Senioren könnten lediglich zum Vergnügen teilnehmen. Sie werden jedoch erst im September dazustossen, um den Kindern eine Eingewöhnungsphase zu ermöglichen. «Für viele ist es die erste Ablösung von den Eltern», sagt Dillinger.

«Kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung»

Ob sich die Senioren im September wirklich schon anschliessen können, hängt von der Situation rund um die Pandemie ab. Dillinger bleibt optimistisch. Die Spielgruppe wird ganzjährig durchgeführt, daher gibt es die Möglichkeit, die Senioren zu einem späteren Zeitpunkt einzuladen.

Ob der Wald im Winter nicht zu kalt ist? «Für mich gibt es kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung», meint Dillinger. Zudem sei es für die Kinder umso interessanter, die Natur zu den verschiedenen Jahreszeiten zu entdecken.

Die zukünftige Spielgruppenleiterin hat das Waldsofa mit Hilfe von Freunden und Familie aufgebaut.

Die zukünftige Spielgruppenleiterin hat das Waldsofa mit Hilfe von Freunden und Familie aufgebaut.

Severin Bigler

Die Vorbereitungen für den Start im August sind in vollem Gange. Ihrem Herzenswunsch ist die 35-Jährige bereits etwas nähergekommen, wie sie erfreut auf der Plattform Facebook bekannt gibt. Der Start im Sommer soll im Würenloser Wald in der Nähe der Firma Huba Control stattfinden.

Zwischen den Bäumen steht bereits das Waldsofa. «Es war beeindruckend mitzuerleben, wie unser zukünftiger Spiel-, Spass- und Erlebnisplatz Form annahm», so Dillinger. In den nächsten Monaten stehen kleinere Arbeiten an. «Wir möchten noch Schaukeln aufstellen und einen Parkour bauen», ergänzt sie.

Anfragen von Senioren sind schon eingegangen

Doch mit dem Startschuss im August ist ihr Vorhaben noch nicht vorbei. «Ich möchte das Projekt ausweiten. Wir sind bereits in Gesprächen», sagt Dillinger. Zukünftige Projekte sollen etwas anders aufgebaut sein. Sie erzählt weiter: «Künftig hoffen wir auf eine Räumlichkeit direkt in einem Altersheim. So können sich die Senioren dazugesellen, wenn sie möchten.»

Bisher haben sich auf ihrer Website einige Kinder angemeldet. Auch Anfragen von Senioren sind schon eingegangen. Mit Flyern wirbt Anja Dillinger auf Spielplätzen für ihr Projekt.