Wettingen
Prügelopfer nach Autocenter-Überfall: «Er wurde immer wütender»

Der attackierte Autoverkäufer Raphael Baumann erzählt, wie er den Überfall auf Kenny’s Auto-Center erlebte. Dass ihm nichts Schlimmeres passiert sei, sei Glück gewesen.

Rea Vogel
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Hier fand der missglückte Überfall statt: Kenny’s Auto-Center in Wettingen. Chris Iseli

Hier fand der missglückte Überfall statt: Kenny’s Auto-Center in Wettingen. Chris Iseli

Chris Iseli

Heute vor einer Woche versuchte ein 33-jähriger Mann, bei Kenny’s Auto-Center einen Wagen zu stehlen. Bei dem versuchten Überfall kam es zu einer Prügelei. Nun ist auch klar, wer das Opfer war: der 24-jährige Raphael Baumann. Er arbeitet seit drei Jahren als Verkäufer bei «Kenny’s». Obwohl er mehrfach Schläge einstecken musste, blieb er von schwereren Verletzungen verschont und musste nicht ärztlich behandelt werden.

Dem jungen Verkäufer, der kein Foto von sich in der Zeitung sehen mag, fiel der Unbekannte schon früh auf: «Er hielt sich vorher schon für etwa zwei Stunden auf dem Areal auf und schaute immer wieder Autos an.» Aber als er den Mann gefragt habe, ob er ihm helfen könne, verneinte der Mann, verliess das Gelende jedoch nicht, erzählt Baumann.

Später, als Raphael Baumann in seinem Containerbüro war, kam der 33-Jährige plötzlich herein und verlangte, dass Baumann das Büro öffnet, in welchem auch die Fahrzeugschlüssel gelagert werden. Als der 24-Jährige sich weigerte, sei der Andere aggressiv geworden und habe nochmals danach verlangt. «Ich merkte, dass er immer wütender wurde und versuchte, das Ganze nach draussen zu verlagern um nicht in meinem Büro in der Falle zu sitzen.» Draussen forderte der Unbekannte Baumann ein weiteres Mal auf, das Büro zu öffnen. Als sich dieser immer noch weigerte, eskalierte die Situation: Er ging auf Baumann los. Es kam zum Faustkampf. Er habe die Schläge des Angreifers zwar abwehren können, sagt Baumann. «Trotzdem konnte er mir meinen Schlüsselbund wegnehmen.» Da es aber mehrere Schlüssel an dem Bund hatte, konnte er nicht gleich feststellen, welches der richtige ist.

In der Zeit verständigte der Autoverkäufer die Leute im Auto-Center telefonisch und versuchte danach den Mann aufzuhalten. Erneut kam es zu einer Prügelei, bei der Baumann mehrere Schläge einstecken musste. Da kamen Baumanns Kollegen, um ihm zu helfen. In diesem Moment flüchtete der Unbekannte, konnte aber nach wenigen Metern von Passanten und Mitarbeitern vom Auto-Center gefasst werden. Im Nachhinein entdeckten die Mitarbeiter des «Kenny’s», dass der Verhaftete bereits mit einem gestohlenen Auto anreiste. Dies war ein orangefarbener Wagen des Tiefbauamtes Basel. Der Geschäftsinhaber Kenny Eichenberger ist erleichtert: «Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert und allen geht es gut.» So etwas sei in den ganzen 40 Jahren des Auto-Centers noch nie geschehen, sagt Eichenberger. Als Reaktion auf den Vorfall wurden zusätzliche, dauerhafte Massnahmen getroffen, über die er sich nicht genauer äussern möchte.

Dass ihm nichts Schlimmeres passiert sei, sei Glück gewesen, sagt Raphael Baumann. Der Angreifer hätte auch eine Waffe bei sich tragen können. Auf die Frage, ob er keine Angst gehabt habe, antwortet Baumann:«Ich kann nicht mehr sagen, ob ich Angst hatte oder nicht. In dem Moment habe ich einfach gehandelt.»

Inzwischen hat sich Raphael Baumann gut erholt: «Für mich geht das Leben weiter.» Er konnte sogar, nach Absprache mit Kenny Eichenberger, am selben Tag seine Arbeit wieder aufnehmen.