Oberrohrdorf
Quartierstrasse höher angelegt als geplant - Betroffene wehren sich

Die Quartierstrasse bei der Siedlung «Im Feld» wurde höher angelegt als geplant. Dadurch ist der Zugang zum Haus nicht mehr ebenerdig. Nun soll die «Rampe» weg.

Carla Stampfli
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Für den Hochwasserschutz wurde die Quartierstrasse erhöht. Dadurch ist der Zugang zum Haus nicht mehr ebenerdig.

Für den Hochwasserschutz wurde die Quartierstrasse erhöht. Dadurch ist der Zugang zum Haus nicht mehr ebenerdig.

Carla Stampfli

«Wir fordern den Rückbau der Rampe! Hochwasserschutz ist wichtig, aber nicht auf Kosten unserer Lebensqualität! Wir fordern den gekauften Zustand!», steht in grossen Lettern auf einem der beiden Plakate geschrieben. Angebracht sind sie an der Hausfassade von Carmen Zangger und Cony Zimmerli.

Die beiden Frauen sind Eigentümerinnen einer Liegenschaft in der neuen Überbauung «Im Feld» in Oberrohrdorf. «So haben wir die Liegenschaft nicht gekauft. Statt einen ebenerdigen Zugang zum Haus zu haben, sitzen wir nun im Soussol», macht Carmen Zangger ihrem Unmut Luft.

«Wir haben die Auspuffrohre der parkierten Autos direkt auf Augenhöhe»

Grund für ihr Ärgernis ist die Quartierstrasse. Diese wurde – entgegen den Bauplänen – höher angelegt: «Steht jemand bei der Abschrankung, kann diese Person uns direkt ins Schlafzimmer sehen. Und wenn wir auf dem Sitzplatz sind, so haben wir die Auspuffrohre der parkierten Autos direkt auf Augenhöhe», sagt Zangger.

Dass die Fahrzeuge vor der Liegenschaft stehen, war zwar der Grund des Erwerbs: Die Mutter von Zimmerli ist nicht mehr gut zu Fuss. «In der ganzen Überbauung waren unser Haus und die beiden benachbarten Liegenschaften die einzigen, bei denen man direkt herfahren kann», sagt Zangger.

Doch dass der Zugang jetzt nicht mehr ebenerdig ist, können sie nicht akzeptieren. Hinzu kommt, dass sie über die Planänderung nicht informiert worden waren: Im September 2015, einen Monat vor Bezug, habe man plötzlich festgestellt, dass die Quartierstrasse erhöht ist, sagt Zangger. «Es wurde eine Änderung vorgenommen, ohne, dass sie öffentlich aufgelegt worden wäre.»

Baugesuch nachträglich eingereicht

Dem ist die Bauherrschaft mittlerweile nachgekommen: Seit 9. Juni und noch bis 8. Juli liegt das Baugesuch «Projektänderung Hochwasserschutz und Parkierung bei den Liegenschaften im Feld 1 – 7» bei der Bauverwaltung öffentlich auf. «Dass es nun aufliegt, kam nur zustande, weil wir Druck gemacht haben», sagt Carmen Zangger. So nahmen die beiden im September 2015 sofort Kontakt zu den Verantwortlichen auf und verlangten Einsicht in die Änderungspläne. Diese wurde ihnen aber verweigert. In der Folge schalteten sie einen Anwalt ein.

Doch warum musste die Quartierstrasse überhaupt erhöht werden? Die Änderung geht auf eine Hochwasserschutzmassnahme zurück: Wie im Schreiben des nachträglich eingereichten Baugesuchsplans, das dem «Badener Tagblatt» vorliegt, zu entnehmen ist, habe es bei Einreichung des Baugesuchs zur ersten Etappe im Februar 2011 keinerlei Hinweise darauf gegeben, dass die Bauparzelle hochwassergefährdet sein könnte.

Vor Beginn der zweiten Etappe habe die Aargauische Gebäudeversicherung (AGV) «zur Überraschung aller» Massnahmen zum Hochwasserschutz gefordert. «Die Bauherrschaft legte zusammen mit der Gemeinde die Massnahmen fest. Die Gemeinde stimmte der Realisierung zu», hält das Schreiben weiter fest.

«Hätten wir nichts unternommen, so hätten die Hausbesitzer bei einem Schadenereignis mindestens zehn Prozent der Schäden selber tragen müssen», sagte Architekt Norbert Walker gegenüber dem «Reussboten». In Übereinstimmung mit dem Baukonsortium haben man sich entschlossen, den Empfehlungen der AGV nachzukommen, so Walker weiter.

Als Kompensation ist geplant, die Besucherparkplätze vor den betroffenen Liegenschaften 5e, f und g aufzuheben und durch eine flache Bepflanzung zu ersetzten. Im Gegenzug wird die Parkplatzzahl vor den Häusern 5a, b und c erhöht.

«Rampe» mindert Wert des Hauses

So richtig glauben mag Carmen Zangger die Geschichte nicht. «Da sind in Vergangenheit Fehler begangen worden.» Ihres Erachtens hätten beide Etappen ohne entsprechenden Hochwasserschutz nicht erstellt werden dürfen. Die beiden Frauen werden in den nächsten Tagen eine Baubeschwerde einreichen. «Wir wollen, dass andere Massnahmen für den Hochwasserschutz ergriffen werden und die Quartierstrasse zurückgebaut wird», sagt Zangger.

Denn die «Rampe», wie die Besitzerinnen Letztere nennen, mindere auch den Wert der Liegenschaft. «Wer will schon ein Haus mit einem Sitzplatz kaufen, der Sicht auf eine 1,10 Meter hohe Wand bietet?», fragt sie. «Wir verlangen, dass die Strasse so gebaut wird, wie sie in den ursprünglichen Bauplänen vorgesehen war.» Wird die Baubeschwerde hingegen abgelehnt, so wissen sie bereits jetzt, dass sie sich gegen den Entscheid wehren werden.