Baden
Radquer-Spektakel droht nach wenigen Jahren bereits das Aus

Vor drei Jahren wurde es gegründet und hat sich bereits als wichtiges Radquer etabliert: Nun droht dem Badener Wettbewerb bereits das Aus. Der Grund dafür ist eine Magerwiese.

Pirmin Kramer
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Ein Grossanlass, der für Kontroversen sorgt: Das Velorennen «Süpercross» auf der Baldegg führt über Wiesen. radsportphoto.net/S. Müssiggang

Ein Grossanlass, der für Kontroversen sorgt: Das Velorennen «Süpercross» auf der Baldegg führt über Wiesen. radsportphoto.net/S. Müssiggang

Drei Jahre nach seiner Gründung zählt das «Süpercross» auf der Badener Baldegg zu den wichtigsten Radquerrennen der Schweiz, es lockt internationale Stars und tausende Fans an. Ganz sicher stattfinden wird es noch im kommenden Jahr – die Bewilligung der Stadt dauert bis 2015. Ob das Rennen in den Folgejahren erneut bewilligt wird und durchgeführt werden kann, ist aber ungewiss, wie der Badener Sportkoordinator Andres Greter auf Anfrage bestätigt: «Es besteht ein Interessenkonflikt zwischen Stadtökologie und den Organisatoren.»

Schützenswerte Flora gefährdet

Barbara Finkenbrink, naturwissenschaftliche Fachspezialistin bei der Stadtökologie Baden, erklärt: «Es geht um die Wiese unterhalb der Liegehalle. Das Problem ist, dass es sich um eine Magerwiese handelt, die gemäss Bau- und Nutzungsordnung (BNO) geschützt ist.» Der Parcours führe in einem Zickzack-Kurs durch die Magerwiese, an ihrem unteren Rand stehe während des Radrennens zudem die Waschzone. Die Rennfahrer beziehungsweise die Rennvelos führten oft schwere Erde aus dem gesamten Renngelände mit sich, und wenn diese abgewaschen werde, führe dies zu einem Nährstoffeintrag in die Magerwiese, erklärt Finkenbrink. «Langfristig und mit den jährlich wiederkehrenden Eingriffen durch das Radrennen wird punktuell die schützenswerte Flora dieser hochwertigen Fläche gefährdet.»

Die Vorbehalte der Stadtökologie würden nur die Streckenführung betreffen, mit dem Ziel, die Magerwiese künftig zu schützen. «Wir haben keineswegs die Absicht, das Rennen zu verhindern. Wir erwarten, dass von allen Beteiligten nach guten Lösungen gesucht und alle Alternativen intensiv geprüft werden.»

Den Wunsch nach einer einvernehmlichen Lösung äussern zwar auch die weiteren Beteiligten – es fand nach dem Rennen diesen Herbst ein runder Tisch statt mit Vertretern der Stadt, des Rennens, des Restaurants und der Landbesitzer. Auch Christian Rocha, Gründer des Rennens und Präsident der EKZ Cross Tour, sagt: «Gemeinsam sind wir nun am Aufgleisen, dass es auch nach 2015 weitergeht.» Gleichzeitig erklärt er aber unmissverständlich: «Wir brauchen die Wiese als Wechselzone, um das Rennen durchführen zu können, das steht leider fest. Wir haben uns intensiv mit der Streckenführung auseinandergesetzt.» Das internationale Reglement schreibe eine Wechselzone zwingend vor, und eine andere Stelle kommt für diese Zone nicht infrage. «Wir versuchen seit je, die Wiese so schonend wie möglich zu behandeln.»

Stadtrat hat letztes Wort

Der offizielle Antrag für weitere Bewilligungen sei noch nicht eingereicht worden, sagt Süpercross-Präsident Christian Rocha. Was passiert, falls Stadtökologie und Organisatoren keinen Kompromiss finden? «Das letzte Wort im Bewilligungsentscheid wird der Stadtrat haben», erklärt Sportkoordinator Andres Greter. Die Bewilligungsfrage für das Velorennen könnte also zu einem Politikum werden – wie schon vor drei Jahren: Die Stadtökologie hatte bereits damals Vorbehalte
geäussert, der Stadtrat erteilte dennoch eine Dreijahresbewilligung. Daraus zu schliessen, die Bewilligung wäre trotz erneuter Vorbehalte der Stadtökologie blosse Formsache, wäre voreilig. Die Zusammensetzung der Stadtregierung hat inzwischen geändert – die links-grünen Politiker sind in der Mehrheit.

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