Der Musiker Stego veröffentlicht sein zweites Album: «Polaroid». Er mischt darin Hip-Hop mit Punk und Rock. Im Gegensatz zu anderen Rappern benutzt er keine Schimpfwörter. Und für das Video zu «Lüchtragete» flog er sogar nach Tokyo.
Weder breite Hosen noch ein Cap auf dem Kopf: Stego entspricht mit seinem Hemd und der Strickjacke gar nicht dem stereotypischen Bild eines Rappers. Stephan Germann, wie Stego mit bürgerlichem Namen heisst, veröffentlich sein zweites Album «Polaroid». Wie seine Kleidung ist auch seine Musik nicht typisch für Rap oder Hip-Hop. «Die Musik ist sehr facettenreich – ich würde sie eher als Hip-Pop bezeichnen», erklärt der 23-Jährige. Zum Teil sind die Songs eher ruhig, ein anderes Mal punkig oder rockig. «Bei einem Song ist sogar so etwas wie ein gregorianischer Chor im Hintergrund zu hören.»
Gegen falsche Werte rappen
«Im Gegensatz zum ersten Album gebe ich mehr von meinem Leben preis und zeige, dass auch ich verwundbar bin», erklärt Stego. Dies widerspiegle sich in seinen Texten. In denen sucht man vergeblich die Hip-Hop-üblichen Schimpfworte. «Rapper äussern sich beispielsweise oft abschätzig gegenüber Frauen.» Als Jugendarbeiter sehe er, dass dies negative Auswirkungen habe auf junge Frauen: «In meinem Song ‹Flügel› möchte ich ihnen sagen: Hey, du hast einen Wert!»
Hält man das Cover des neuen Albums in der Hand, so sieht man verschiedene Polaroid-Fotos, die zusammen ein Bild von Stego ergeben. Dementsprechend lautet der Titel auch «Polaroid». Er erklärt: «Polaroid-Fotos sind echt – einmal geschossen kann man sie nicht mehr überarbeiten oder verfälschen.» Die verschiedenen Fotos gäben dem Gesamtbild eine Vielfältigkeit: «Auch meine Musik hat verschiedene Facetten – so wie das Leben selbst.»
Musikvideo in Tokyo gedreht
Für das Musikvideo zur ersten Singleauskopplung «Lüchtragete» flog Stego um die halbe Welt – nach Tokyo. «Wir reisten aber nicht extra wegen des Videos nach Japan», verrät Stego und schmunzelt. Sie drehten zu dritt einen Auftragsfilm in der Grossstadt und zwischendurch filmten sie das Musikvideo. «Ich mache nebenbei noch Filme», erklärt er. Zusammen mit vier Freunden hätten sie den Verein Fanepic gegründet, der unter anderem den Film über den Rückblick auf das Stadtfest Baden 2012 realisierte. So habe er Kontakte zu Werbeagenturen geknüpft, die ihn ab und zu buchen – wie beispielsweise für die Kurzinterviews mit Künstlern und Sportlern in Tokyo.
Charmanter Ostschweizer Dialekt
Seit sechs Jahren wohnt Stego in der Region Baden. «Ich bin in Arbon aufgewachsen, fühle mich hier aber schon lange wie zu Hause.» Nur sein Ostschweizer Dialekt verrät seine Herkunft, was die Songs charmant macht.
Wenn Stego nicht gerade rappt, filmt oder soziale Arbeit studiert, leitet er auch ab und an Workshops. «Ich habe schon mit verschiedenen Gruppen Workshops über das Rappen durchgeführt – beispielsweise in Musik- oder Konfirmations-Klassen.»