Baden
Reaktion auf Ladensterben: Stammtisch soll mehr Frequenzen und besseren Ladenmix bringen

City Com und Standortmarketing wollen mit ihrem Stammtisch die Einkaufsstadt attraktiver machen.

Roman Huber
Drucken
Stossen bei Passanten auf grosses Interesse: die Informationstafeln in den Schaufenstern der Schlossbergpassage (Blinddarm).

Stossen bei Passanten auf grosses Interesse: die Informationstafeln in den Schaufenstern der Schlossbergpassage (Blinddarm).

-rr-

«Wir sind nicht untätig gewesen», sagen Robert Sailer, Präsident der City Com Baden, der Vereinigung des Gewerbes und der Ladengeschäfte, und Thomas Lütolf, Leiter Standortmarketing der Stadt Baden. Beide sind sich jedoch einig, dass die derzeitige Ladensituation in der Innenstadt besser sein könnte.

Es sind mehrere Gründe, die dazu geführt haben: Die Baustelle am Schulhausplatz und Verkehrsbehinderungen auf den Eingangsachsen der Stadt zu bestimmten Zeiten haben zum Ruf geführt, Baden sei schlecht erreichbar. «Das stimme so nicht», sagen Sailer und Lütolf. Sowohl das Parkplatzangebot der Parkhäuser mitten in der Stadt als auch die Erreichbarkeit mit Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln seien nach wie vor gewährleistet.

«Erstes Echo ist sehr positiv»

Dennoch haben Lütolf und Sailer einen Stammtisch, bestehend aus innovativen Badener Geschäftsleuten, darunter auch Nichtmitglieder der City Com, auf die Beine gestellt, der Massnahmen erarbeiten will, mit denen die Einkaufsstadt wieder attraktiver gemacht werden soll. Im Frühjahr 2016 habe man sich in diesem Kreise erstmals getroffen. «Seither sitzen Stammtisch und Arbeitsgruppen, die daraus hervorgegangen sind, regelmässig zusammen.» Die Geschäftsleute, die sich aus verschiedenen Branchen und allen Innenstadtgebieten rekrutieren, hatten 65 Massnahmen aufgelistet, die nach Dringlichkeit und Wichtigkeit bewertet wurden. Als eine der ersten Sofortmassnahmen hat die Stadt in der Schlossbergpassage (Blinddarm) eine ganze Schaufensterfront mit grossformatigen Illustrationen zum Schulhausplatz-Projekt und zur Einkaufsstadt gestaltet. «Das erste Echo ist sehr positiv», sagt Sailer, und Lütolf bestätigt, dass die Visualisierungen viel beachtet würden.

Schnell vorwärtskommen

«Wir brauchen nicht zuerst sieben Studien und dazu ein teures Monitoring», sagt Sailer zum Vorgehen. Die Massnahmen sollen einen möglichst konkreten Ansatz haben, rasch umsetzbar, wirkungsvoll und nachhaltig sein. Inzwischen ist der Stammtisch auf rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angewachsen, die mehrere wichtige Themen in Angriff genommen haben. Sie alle sollen dazu dienen, trotz unaufhaltsamen Strukturwandels die Besucherzahl der Stadt und damit die potenziellen Kundenfrequenzen der Geschäfte zu steigern, erklärt Lütolf.

Die Ansätze der Massnahmen sind laut Sailer sehr unterschiedlich. Das beginne bei «Erreichbarkeit bewusst machen», gehe über eine bessere Baustellen-Kommunikation, Ausbau der City-Com-Aktionen, intensivere Zusammenarbeit mit Festival-Veranstaltern bis zur Belebung der Leerstände von Geschäftsräumen. Im neuen «Info Guide», der erstmals als Jahresmagazin «100 Prozent» erschienen ist, erhalten der Detailhandel und die Gastronomie deutlich mehr Platz und Bedeutung.

Leerstände geben schlechtes Bild ab

Die verschiedenen Ladenschliessungen sowie Leerstände in der Innenstadt haben auch den Stammtisch beschäftigt. Solche würden ein schlechtes Bild für eine Einkaufsstadt abgeben, vor allem wenn Leerstände über längere Zeit bestehen bleiben. Darum wurde inzwischen mit verschiedenen Hauseigentümern Kontakt aufgenommen. Ziel sei, so Lütolf, einen Weg zu finden, damit man den Nutzungsdruck wegnehmen könne, der in der Innenstadt für neue Ladengeschäfte im Erdgeschoss sehr hoch sei.

«Es geht meistens um den Mietzins, der insbesondere für regionale und junge Detailhändler oft nicht verkraftbar ist», erklärt Robert Sailer. Wenn man dort den Druck abfedern würde, so könnte ein Ladengeschäft eher den Erfolg finden. Am Stammtisch ist darum die Idee aufgetaucht, im Sinne von Start-ups über Crowdfunding oder einen Fonds den Mietzins an einigen Stellen über eine gewisse Zeit zu reduzieren. «Dann entscheidet schliesslich der Konsument, ob ein junges Geschäft bestehen kann oder nicht», fügt Sailer an.

Ladenschliessungen, aber auch neue Projekte wie an der Bahnhofstrasse 7, Badstrasse 25 bis 29 und später auf dem Postareal Bahnhof bergen aus Sicht des Stammtisches ebenfalls Chancen für den Ladenmix. Diesen zu verbessern, ist sein weiteres Ziel für die Einkaufsstadt.