Vor allem das schlechte Wetter hat weniger Theaterbesucher auf die Klosterhalbinsel in Wettingen gelockt. Doch auch negative Leserbriefe und eine weniger grosse Verankerung in der Bevölkerung hätten sich laut den Verantwortlichen negativ ausgewirkt.
V iel Lärm um nichts.» So heisst das Stück der Wettinger Klosterspiele, das am Donnerstagabend vor vollen Rängen auf der Klosterhalbinsel in Wettingen Derniere feierte. Der Titel des Stücks hätte passender nicht sein können. Wobei «viel Lärm um etwas» eigentlich die ganz korrekte Bezeichnung gewesen wäre.
Denn «viel Lärm um nichts» – die 4. Ausgabe der Wettinger Klosterspiele seit 2005 – sorgte ab der Premiere Anfang Juli für Schlagzeilen. Schlagzeilen, auf welche die Verantwortlichen gerne verzichtet hätten. War der Kulturredaktor der «Aargauer Zeitung» zwar noch voll des Lobes, hagelte es in der Folge harsche Kritik von Leserbriefschreibern. Von «vulgärer Verarschung», «verletzendem Klamauk» oder «Wertzerfall» war die Rede.
«Ich habe keine Mühe mit sachlicher Kritik. Was mich an einigen Leserbriefen aber wirklich gestört hat, war die Tatsache, dass einige Schreibende das Stück kritisierten, ohne es je selber gesehen zu haben», sagt Maja Wanner, Präsidentin der Wettinger Klosterspiele. Die Verantwortlichen machten das einzige Richtige: Sie ergriffen die Flucht nach vorn, indem sie allen Skeptikern an einem Abend freien Eintritt gewährten. «Die Aufführung war ein voller Erfolg und tat auch den Schauspielern gut, weil sie auf die Fragen des zahlreich erschienenen Publikums eingehen konnten», so Wanner.
Übers Ganze gesehen fällt – was die nackten Zahlen betrifft – die Bilanz negativ aus. Mit rund 5000 Zuschauern kamen 2000 Besucher weniger als noch vor drei Jahren beim «De Franzos im Aargau». «Zwar konnten wir das Budget einhalten. Doch wegen des Zuschauerrückgangs wird ein Defizit resultieren», sagt Wanner. Dank Rückstellungen des Vereins aus früheren Jahren sollte dies aber abgedeckt werden können.
Als Hauptgrund für die schlechteren Zahlen führt Wanner aber nicht die kritischen Leserbriefe auf, sondern das regnerische Wetter. «Dieses führte zu weniger Vorverkäufen und Verkäufen an der Abendkasse.» Trotz dem schlechten Wetter habe die Aufführung aber nur zweimal verschoben werden müssen. «Dies auch deshalb, weil die hervorragenden Schauspieler bereit waren, oft im Regen zu spielen», so Wanner. Und noch einen Grund für den Besucherschwund ortet Wanner: «Dieses Jahr war zum ersten Mal ein rein professionelles Theaterensemble am Werk.» Bei der letzten Produktion seien hingegen rund 80 Laienschauspieler im Einsatz gestanden, wodurch das Stück in der Bevölkerung natürlich viel besser verankert gewesen sei – «und dank Mundpropaganda auch die Ränge schneller voll waren», ergänzt Wanner.
Gleichwohl bereut sie nichts: «Klar, wir werden jetzt in Ruhe über die Bücher gehen und alles sorgfältig analysieren, ehe wir uns an die Planung der nächsten Klosterspiele im 2017 machen», so Wanner. Man habe zwar um die weniger grosse Verankerung eines Profi-Ensembles gewusst, dessen Wirkung aber vielleicht etwas unterschätzt, gibt sich Wanner selbstkritisch.
Trotz der schlechten Zahlen: «Was der Regisseur Thorleifur Örn Arnasson und die Schauspieler hier im Klosterhof aufgeführt haben, war von Weltniveau.» Dies würden die zahlreichen positiven Kritiken in der Fachpresse zeigen. Ein grosses Lob spricht Wanner den Schauspielern aus. «Klar hat sie die Leserbriefpolemik gewurmt. Doch wie sie damit umgegangen sind – teils haben sie Kritik aktuell ins Stück aufgenommen – verdient grossen Respekt. Sie haben in jeder Aufführung ihr Bestes gegeben.» Gerade weil das Dargebotene qualitativ hochstehend und unterhaltsam gewesen sei, ärgere es sie natürlich, dass die Ränge nicht besser besetzt waren.
Ins gleiche Horn bläst Christoph Risi, Gesamtleiter aller vier bisherigen Klosterspiel-Produktionen: «Schade, konnten wir dieses tolle, hochstehende und zeitgemässe Theater nicht vor vollen Rängen zeigen.» Man müsse sich jetzt fragen, ob man mit der richtigen Produktion am richtigen Ort auftrat. Auch wenn die Bilanz durchzogen ausfalle, ist Risi überzeugt: «Jedes etablierte Theaterhaus wäre auf diese Produktion stolz.»