Die Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen (RVBW) haben die neuen Elektrobusse der Linie 5 eingeweiht. Die geladenen Gäste waren voll des Lobes. Der Boden in den Bussen sei gar schöner als der in seinem Schlafzimmer, findet Regierungsrat Stephan Attiger.
Auf der Jungfernfahrt des neuen Elektrobusses hoch auf die Badener Baldegg wurden die geladenen Gäste Zeuge, wie die Feuerwehr eine kilometerlange Ölspur eines alten Busses beseitigen musste. Viel symbolträchtiger hätten die Ereignisse nicht sein können. «Dieses Bild wird es in Zukunft nicht mehr geben», versicherte Lorenz Höchli, Verwaltungsratspräsident der Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen AG.
Für die RVBW war der gestrige Tag ein «historischer Moment, ein Meilenstein», wie es Direktor Stefan Kalt ausdrückte. Die Linie 5 fährt von nun an voll elektrifiziert, die vier neuen Busse werden schrittweise eingeführt. An den Wendepunkten auf der Baldegg und in Ennetbaden (Äusserer Berg) befinden sich Ladestationen mit 300 Kilowatt Leistung, die den Bus innert zwei bis vier Minuten fahrtüchtig machen.
Für diesen Schritt in die Zukunft war viel Innovation notwendig. Die zweiachsigen und zwölf Meter langen Elektrobusse sind für den Schweizer Hersteller Hess eine Premiere. Die Antriebs- und Energiespeichersysteme sowie die Ladeinfrastruktur stammen von ABB.
Für Robert Itschner, Vorsitzender der Geschäftsleitung von ABB Schweiz, war es eine besondere Freude, diese Buslinie am Heimatstandort der Firma in Betrieb zu nehmen. Er sagte:
«Schon die Gründer Charles Brown und Walter Boveri wollten mit mehr Elektrifizierung die Gesellschaft revolutionieren.»
Itschner zeigte sich positiv überrascht, wie schnell sich das Geschäft mit der E-Mobilität entwickelt, merkte an, dass in der Schweiz noch immer über 30 Prozent des CO2-Ausstosses vom Strassenverkehr stammen und kündigte an, dass sich ABB über weitere Ausbauschritte der E-Flotte freue.
Höchli schilderte, wie sich der RVBW-Verwaltungsrat noch vor 20 Jahren Gedanken über den Einsatz von Russpartikelfiltern machte, dass man 2018 beschloss, keine reinen Dieselbusse mehr zu kaufen und man sich bald darauf die Frage stellte: Welches soll die erste elektrifizierte Linie sein? «Sicher nicht die sogenannte Bergstrecke der Linie 5, hiess es damals», so Höchli.
Doch es kam anders. Zum einen mussten die Dieselbusse dieser Linie ohnehin ersetzt werden, zum anderen lässt sich bei der Talfahrt Energie gewinnen. «Wenn wir es mit der elektrifizierten Linie am Berg schaffen, schaffen wir es auch im Flachen», kündigte Höchli an.
Weiter fahre die Linie 5 überwiegend durch Wohnquartiere, wo es Sinn mache, Lärm und Schadstoffe zu reduzieren. Und unter dem Gelächter der Anwesenden merkte Höchli an, dass ein weiterer Grund womöglich darin liege, dass Landammann Stephan Attiger an der Linie 5 wohnt.
Attiger sorgte für weitere Lacher, als er gestand, dass der parkettähnliche Boden im Bus schöner sei als jener in seinem Schlafzimmer. Der Regierungsrat lobte die involvierten Firmen und sprach von der Vision, den öffentlichen Verkehr CO2-neutral zu gestalten. «Die Linie 5 ist ein Innovationsprojekt mit Schweizer Wertschöpfung», sagte Attiger. Der Kanton beteiligte sich an den Kosten für die Ladeinfrastruktur.
Dank der Batterie auf dem Busdach bietet der Innenraum Platz für 100 Passagiere. Die Kapazität der neuen E-Busse ist im Vergleich zum Diesel um 30 Prozent höher. Aufgrund der Höhe von 3,6 Metern musste allerdings der Strassenbelag bei der Badener Schlossbergpassage um 20 Zentimeter abgesenkt werden, damit die E-Busse durchpassen. Insgesamt wurden dadurch Kosten von 400'000 Franken verursacht.
Doch nicht nur die Schlossbergpassage erfuhr Veränderungen, auch die RVBW müssen sich umstellen. Sämtliche Chauffeure wurden geschult, im Depot wird dafür gesorgt, dass die Elektrobusse über Nacht geladen werden. Und noch immer werden Anpassungen an der Software der Busse vorgenommen, so auch am Tag vor der Jungfernfahrt. Dennoch ist es der Weg der Zukunft, wie Direktor Stefan Kalt betont. Bereits ist die Ausschreibung für zehn neue Elektrobusse erfolgt. «In acht Jahren wird unsere Flotte von 66 Bussen elektrifiziert sein», so Kalt.