Beim Gemeindeverband Kehrichtverwertung Region Baden-Brugg löst Philippe Ramseier Roger Huber als Präsident ab. Dem Vorstand soll ein Gremium zur Seite gestellt werden, das sich auf strategischer Ebene mit der Erneuerung der KVA Turgi beschäftigt.
Der Gemeindeverband, der im Auftrag von 67 Mitgliedsgemeinden die Kehrichtverwertungsanlage (KVA) Turgi betreibt, hat am Mittwochabend seine jährliche Abgeordnetenversammlung durchgeführt. Die Abgeordneten bewilligten die Rechnung 2021 mit 5,9 Millionen Franken Ertragsüberschuss und das Budget 2023, das auf einem gleichbleibenden und Anlieferpreis von 105 Franken pro Tonne Abfall basiert. Gerechnet wird mit 115’000 Tonnen Abfall, wobei 2021 knapp über 120’000 Tonnen angeliefert worden waren.
Im KVA-Verband beginnt zudem eine neue Amtsperiode. Im elfköpfigen Vorstand mussten zwei Mitglieder ersetzt werden. Für den zurücktretenden Markus Maibach aus Wettingen wählte die Versammlung seine Gemeinderatkollegin Kirsten Ernst. Roger Huber aus Baden wird von dessen Nachfolger im Stadtrat, Philippe Ramseier, abgelöst. Ramseier übernimmt auch das Verbandspräsidium von Huber, das dieser während neun Jahren innehatte. Die übrigen Vorstandsmitglieder wurden in ihrem Amt bestätigt.
Die Amtszeit von Roger Huber stand ganz im Zeichen der Strategie 2030+, wie dieser an der Versammlung ausführte. Die Zahl steht für das Jahr, in dem die 1970 in Betrieb gegangene KVA Turgi komplett erneuert sein sollte. Verschärfte Gewässerschutzbestimmungen lassen am bisherigen Standort am Limmatufer aber nur einer kleinere Anlage mit einer Verbrennungskapazität von 90’000 Jahrestonnen zu.
Der Gemeindeverband suchte deshalb in den vergangenen Jahren nach Kooperationslösungen mit der KVA Buchs und Limeco in Dietikon. Diese kamen jedoch nicht zustande. Zum einen, weil die erhoffte Verschlankung der Organisation sowie die erwarteten Kosteneinsparungen nicht im erwünschten Umfang würden umgesetzt werden können. Zum anderen, weil der Kanton Zürich weder eine Grossanlage in Dietikon noch deren Rückbau und die damit verbundene Verwertung des Limmattaler Abfalls in einer vergrösserten KVA Buchs wollte.
Die Projekte wurden zwar abgebrochen, lieferten aber auch die Grundlagen für die Erkenntnis, dass eine KVA in Turgi nach wie vor Sinn macht – nicht zuletzt deshalb, weil die Fernwärme Siggenthal AG und die Regionalwerke AG standortgebundene Abnehmer der ohnehin anfallenden Verbrennungsenergie sind. Mit 79 Gigawattstunden Fernwärme konnte die KVA Turgi 2021 eine Rekordmenge verkaufen.
Im Hinblick auf einen Neubau muss jetzt in einer Nachfolgestudie detailliert dargelegt werden, wie sich ein solch komplexes Vorhaben unter laufendem Betrieb und mit den engen Platzverhältnissen am Standort Turgi bewerkstelligen lässt. Die Ergebnisse dieser detaillierten Machbarkeitsstudie werden in einem Jahr vorliegen. Strategisch begleitet wird die mehrjährige Planungs- und Bauphase von einem Gremium, das den Verbandsvorstand von dieser komplexen Aufgabe entlasten soll.
Die Zusammensetzung dieses Gremiums wird der Abgeordnetenversammlung 2023 bekannt gegeben. Auch auf operativer Ebene sind in den nächsten Jahren mehrere zusätzliche Stellen für den Ersatzneubau vorgesehen. (az)