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Am Wochenende fand das erste virtuelle Messeprojekt der Schweiz statt. Mit dabei: Dreamtime Travel. Der Reiseveranstalter aus Baden konnte wider Erwarten profitieren – und mit Kreativität punkten.
Von Donnerstag bis Sonntag ging die erste virtuelle Ferienmesse der Schweiz über die Bühne – bei strahlendem Sonnenschein. Wer wollte sich da schon vor den Computer setzen, um in einem digitalen Messegelände herumzuschlendern? Vor allem, weil erstmals seit Langem auch wieder ein Beizenbesuch möglich war.
Diese Befürchtung hatte jedenfalls Dominic Eckert, Geschäftsführer von Dreamtime Travel in Baden. Doch die Angst war unbegründet, der Besucheransturm am Messestand des Reiseveranstalters unerwartet gross. «Wir wurden positiv überrascht», sagt Eckert. «Mit diesem Aufmarsch haben wir definitiv nicht gerechnet.»
Als einziger der knapp 40 Aussteller hielt der Badener Reiseveranstalter seine Vorträge live ab. Das hat sich ausbezahlt: «Dadurch konnten wir persönliche Kontakte zu unseren Kundinnen und Kunden herstellen», sagt Eckert. Das kam gut an, die einzelnen Präsentationen haben laut Eckert jeweils bis zu 30 Leute, teilweise sogar bis zu 50 Besucherinnen und Besucher angelockt. Am besten besucht wurden die Vorträge zu den Destinationen Namibia und Costa Rica. Grund dafür ist laut Eckert, dass diese beiden Ferienländer momentan gut bereisbar sind.
Der Plan von Dreamtime Travel – live dabei zu sein statt nur vorgefertigte Videos zu präsentieren – hat sich folglich als wahres Erfolgsrezept entpuppt. Das beweisen sowohl das positive Feedback als auch die konkreten Resultate: «Dank der Ferienmesse konnten wir 18 Offerteanfragen einholen», sagt Eckert. «Am Montag hatten wir zudem drei weiterführende Gespräche, die sich aus dem Wochenende ergeben haben.»
Allgemein bezeichnet Eckert das Experiment einer digitalen Ferienmesse als gelungen. «Ich fand es witzig, als Avatar durch das Messegelände zu spazieren», sagt er. «Einmal haben wir sogar einen Flashmob angezettelt, indem wir mit unseren Männchen getanzt haben.» Bewähren werde sich das Konzept Eckerts Meinung nach jedoch nicht. «Das Wesen der Messe sind die persönlichen Kontakte», sagt Eckert. Und die hätten im digitalen Raum natürlich gefehlt.
Optimiert werden muss das digitale Messeformat gemäss Eckert ohnehin nicht. Denn sobald Messen wieder vor Ort stattfinden können, werden sie auch wieder vor Ort stattfinden – davon ist der Geschäftsführer von Dreamtime Travel überzeugt. Meetings und digitale Vorträge könne er sich zwar weiterhin vorstellen, aber für eine ganze Veranstaltung sei der virtuelle Raum eben doch eine zu fremde Welt.
Interessierte konnten sich online anmelden und erwachten daraufhin als Avatar in einer 3D-Welt. Anders als ursprünglich geplant, war der Besuch an der virtuellen Ferienmesse letztlich gratis. Mittels Touchscreen oder Mausklick liess sich das virtuelle Ich dann durch die verschiedenen Hallen bewegen oder direkt in die Vortragsräume teleportieren. Insgesamt wurden 550 Vorträge abgehalten, an denen sich Kundinnen und Kunden über verschiedene Destinationen informieren konnten. Die Messe bot zudem die Möglichkeit, mit Spezialisten zu chatten oder zu telefonieren und so genauere Informationen zu erhalten oder konkrete Offerten anzufordern.
Egal ob es im nächsten Jahr wieder eine Ferienmesse in der 3D-Welt geben wird oder nicht – Organisator Cäsar Bolliger ist jedenfalls zufrieden. Der Badener hat die Ferienmesse im Alleingang auf die Beine gestellt. «Für eine Premiere lief es überraschend gut», sagt Bolliger. Und das heisst in diesem Zusammenhang: Bolliger kam mit einer schwarzen Null raus, machte also keine Verluste.
Auch wurde lediglich das Minimalziel erreicht: 5000 Besucherinnen und Besucher über die gesamten vier Tage. «Schuld war sicher das schöne Wetter», sagt Bolliger. «Zu einem früheren Zeitpunkt mit weniger Sonnenschein hätten allenfalls noch mehr Besucher die Gelegenheit genutzt und den virtuellen Rundgang gewagt.» Für Bolliger war das Hauptziel der Messe jedoch, Impulse zu setzen und die Reisebranche in den Fokus zu rücken. «Und dieses Echo haben wir definitiv generiert.»
Laut Bolliger haben nämlich 31’000 Chatkommunikationen stattgefunden und 3000 Visitenkarten wurden getauscht – ein zufriedenstellendes Ergebnis für den jungen Organisator. Nur in einem Punkt hätte sich Bolliger mehr erhofft: Die Messestände wurden nicht gut besucht. Das sei etwas frustrierend gewesen. «Und ich dachte, es würden sich mehr konkrete Buchungen ergeben.» Aus diesen Knackpunkten habe Bolliger nun Erfahrungswerte für neue, ähnliche Vorhaben gesammelt. Im Grossen und Ganzen habe die Messe nämlich bewiesen, dass solche Projekte im Digitalisierungsbereich ankommen und genutzt werden.