In Obersiggenthal kandidiert ein 71-Jähriger für Exekutive. Sollte er gewählt werden, wäre er der älteste Gemeinderat im Bezirk. Dass Rentner die Gemeinderäte erobern, ist gemäss einer Studie keine Seltenheit.
Walter Vega (CVP, 50) gegen Rudolf Sommer (Piratenpartei, 71) – so lautet morgen Sonntag das Duell um den frei werdenden Gemeinderatssitz von Therese Schneider (CVP, 51) in Obersiggenthal. Für Gesprächsstoff im ansonsten ruhigen Wahlkampf sorgte das Alter des Piratenpartei-Kandidaten.
Ein Leserbriefschreiber kritisierte: «Dass man im Rentenalter verantwortungsvolle Aufgaben wahrnimmt, ist fragwürdig. Ein Gemeinderatsmandat ist pickelharte Arbeit. Und die politische Landschaft ist lauter geworden. Dazu braucht es sehr viel Energie und keine Nostalgie. Rentner neigen naturgemäss zur Nostalgie.» Sommer entgegnete: «Die freie Zeit, welche die Pensionierten haben, gibt ihnen die Möglichkeit, die Akten besser zu studieren, sich Lösungen für Probleme detaillierter zu überlegen.»
Eine Studie des Zentrums für Demokratie Aargau (ZDA) zu Gemeindeexekutiven zeigt: Rentner erobern die Gemeinderäte. «Es fällt auf, dass in den vermehrt milizförmig organisierten Gemeindeexekutiven im Aargau relativ häufig Pensionierte einspringen, wenn auch meist nur für ein bis zwei Perioden.» Beim ZDA heisst es auf Anfrage weiter: «Rentner sind nicht nur in den ländlich geprägten Gemeinden, sondern besonders auch in den suburbanen Gemeinden, welche generell nicht von zunehmenden Rekrutierungsproblemen betroffen sind, verhältnismässig oft vertreten.»
Sollte Sommer gewählt werden, wäre der Obersiggenthaler Gemeinderat mit einem Durchschnitt von 60,4 Jahren der älteste im Bezirk. Vier der fünf Mitglieder wären mindestens 60 Jahre alt. Gemeindeammann Dieter Martin. «In unserem Gemeinderat sitzen Politiker mit viel Erfahrung; Politiker, die genügend Zeit für dieses anspruchsvolle und zeitintensive Amt haben.»
In Obersiggenthal sei der Altersdurchschnitt verhältnismässig hoch. «Man kann es ja auch so sehen, dass diese älteren Menschen durch unsere Gemeinderäte gut vertreten werden.» Grundsätzlich wäre eine gute Altersdurchmischung wünschenswert. «Ich habe aber den Eindruck, dass es schwieriger geworden ist, Mitglieder für den Gemeinderat zu finden, weil die Belastung neben einem engagierten Berufs- und Familienleben gross ist», so Dieter Martin.
Das Badener Tagblatt hat das Durchschnittsalter aller Exekutiven im Bezirk zusammengetragen (siehe Grafik). Auffällig: Gemeinderäte unter 40 sind eine Seltenheit und nur in rund jeder dritten Exekutive anzutreffen.