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Dass Badenfahrt-Beizen neu Reservationen annehmen dürfen, kommt bei vielen Badenerinnen und Badenern nicht gut an. Adi Hirzel, Präsident des Organisationskomitees, nimmt Stellung.
Die Nachricht, dass es Festbeizen an der Badenfahrt erstmals erlaubt ist, für einen Teil ihrer Plätze von Montag bis Donnerstag Reservationen entgegenzunehmen, kommt bei den Lesern der az nicht gut an. In einer Online-Umfrage sprechen sich 85 Prozent von fast 400 Teilnehmern gegen die Reservationsmöglichkeit aus (Stand: 16. Juli, 20 Uhr).
Was die Thematik zusätzlich anheizt, ist der Umstand, dass die Ehrendinger Beiz «Universall» beim Schlossbergplatz für das Reservieren von sechs Plätzen 1200 Franken verlangt. Da half es auch nichts, dass die Verantwortlichen darlegten, Ziel dieses hohen Beitrags sei es letztlich, gar keine Reservationen entgegennehmen zu müssen, weil man möglichst alle Plätze freihalten wolle. Von «Abzocke», «Kommerzialisierung» und gar «Boykott» ist online und auf Facebook die Rede.
OK-Präsident Adi Hirzel begründet die Lockerung des Verbots wie folgt: «Wir wollten vom Verbot absehen, weil es fast nicht umsetzbar war.» Man appelliere vielmehr an die Fairness der Beizenbetreiber, am Wochenende keine Reservationen entgegenzunehmen. «Festbesucher sollen auch ohne Reservation die Möglichkeit haben, sich an der Badenfahrt zu verpflegen.»
Letztlich werde man aber nur bedingt kontrollieren können, ob sich die Beizen an die Vorgabe halten. Immerhin verspricht OK-Präsident Adi Hirzel: «Wenn wir Hinweise erhalten, dass bei einer Beiz ein Grossteil der Plätze immer reserviert ist, dann werden wir sicher auf die Festbeiz zugehen und sie auf die Spielregeln aufmerksam machen.»
Mit oder ohne reservierte Plätze braucht es bei einer Million Festbesuchern ohnehin etwas Glück, sich einen Sitzplatz zu ergattern und sich verpflegen zu können. Das hat auch das OK erkannt: Es werden in der Badstrasse und auf dem Theaterplatz Sitzgelegenheiten geschaffen, damit sich die Festbesucher verpflegen können.
Der Vorwurf der Kommerzialisierung prasselt wohl auch deshalb auf das OK herein, weil für die Hauptsponsoren neu Tische reserviert werden. Daran ändert nichts, dass die 230 Reservationen nur einen Bruchteil der total 18'000 Tischbelegungen bilden.
Laut Sponsoring-Chef René Müller hätten dank den reservierten Tischen deutlich mehr Sponsoren gewonnen werden können. Und davon würden letztlich auch die Fesbesucher profitieren. «Indirekt hat jeder Festbesucher und jeder Verein einen Vorteil aus den Sponsoren-Tischen, da ein gutes Drittel der Badenfahrt-Erträge aus dem Sponsoring stammt.» Ohne Sponsoren-Beiträge müssten die Preise der Festpässe und die Umsatzabgaben der Vereine für eine ausgeglichene Rechnung erhöht und gleichzeitig die OK-Leistungen reduziert werden, so Müller.
OK-Präsident Adi Hirzel kann dem Vorwurf der Kommerzialisierung nicht viel abgewinnen: «Der Grundspirit der Badenfahrt hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht verändert.» Wer dies nicht glaube, dem empfehle er, in der Woche vor der Badenfahrt einen Augenschein in der Stadt zu nehmen. «Was die Vereine für nur zehn Tage mit viel Leidenschaft, Herzblut und Kreativität auf die Beine stellen, ist absolut einzigartig und ist das Gegenteil von Kommerz», betont Hirzel.