Wettingen
Rolf Maibach: «Ich glaube an die Zukunft von Haiti»

Vor zwei Jahren bebte die Erde in Haiti. Vom Erdbeben erfuhr der Arzt Rolf Maibach in der Schweiz. Sofort reiste er ab zum Hôpital Albert Schweitzer.

Elisabeth Feller
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Vor zwei Jahren bebet auf Haiti die Erde
16 Bilder
Wasserkanal als Abfallhalde
Leben auf Schutt
Gerhard Schippert beim Häuserbau
Ehepaar Schippert privat
eine Mahlzeit pro Tag
Cornelia Schippert (re) in Haiti
Zeltlager werden Normalität 2011
Strassenmädchenzentrum im Provisorium
Quartier Carrefour Feuille 2011
Maja Loncarevic in Haiti
psychosoziale Intervention auf der Strasse
Hôpital Albert Schweitzer, Haiti
Rolf Maibach in Haiti
Traumaverarbeitung mit sozialem Zirkus
Ruinen als Spielplatz und Zuhause

Vor zwei Jahren bebet auf Haiti die Erde

Zur Verfügung gestellt

«Je näher wir Port-au-Prince kamen, desto schlimmer wurde die Verwüstung. Es war ein Albtraum. Welch ein Unterschied zu unserem, 80 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Hôpital Albert Schweitzer. Es war unversehrt geblieben, doch es lagen Hunderte verletzter Menschen dort - wir waren gefordert»: Dies sagte Rolf Maibach, damals Direktor und medizinischer Leiter des Spitals, wenige Tage nach dem Erdbeben.

Er und die Mitarbeitenden kämpften rund um die Uhr: Sie hatten es zunächst mit offenen Frakturen zu tun. Im ersten Monat behandelte das Team 1500 Patienten, die erdbebenbedingte Verletzungen hatten; bei geschätzten 6000 Menschen in ganz Haiti mussten Beine oder Arme amputiert werden.
Zarte Pflanze der Hoffnung
Die Situation war unvorstellbar - und doch begann die zarte Pflanze der Hoffnung zu blühen. Das Spital wandelte sein einstiges Versammlungszentrum in eine Prothesen-Werkstatt und ein Rehabilitationszentrum um. Ohne die Hilfe von ausländischen Teams, vorab von Hanger, der grössten Prothesenfabrik in den USA, und später von Fachleuten der orthopädischen Universitätsklinik Balgrist Zürich wäre es nicht gegangen. «Wir wurden zur effizientesten Prothesen-Werkstatt der westlichen Welt. Bis Ende 2011 haben wir mit haitianischen Technikern mehr als 1100 Prothesen fabriziert», sagt Maibach und fügt hinzu, was er als wichtig für Haiti erachtet: «Wir müssen die Haitianer einbinden» - wie etwa am Hôpital, wo die leitenden Stellen mit haitianischen Ärzten besetzt sind.

Bildung für alle ist für Maibach unverzichtbar: «Ich hoffe, dass der neue Präsident Michel Martelly Wort hält.» Zwei Jahre nach dem Erdbeben sei vom Wiederaufbau in der 3-Millionen-Stadt Port-au-Prince weniger zu sehen, als auf dem Land. «Dezentralisierung ist ganz wichtig.» Glaubt Rolf Maibach, «Schweizer des Jahres 2011», an Haitis Zukunft? «Natürlich, sonst würde ich hier aufgeben.»