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Vor allem der Lohn sorgte im Vorfeld für Kritik: Nach einer intensiven Debatte hat der Einwohnerrat die Schaffung einer Fachstelle Sport abgelehnt.
"Heute ist die Stunde der Wahrheit", sagte Gemeinderat Philippe Rey (parteilos) über das Traktandum "Schaffung einer Fachstelle Sport", über das der Wettinger Einwohnerrat am Donnerstagabend befand. Im Vorfeld hagelte es Kritik, insbesondere die hohen Lohnkosten wurden bemängelt. Die Finanzkommission empfahl die Stelle zur Ablehnung.
Mit einem Rückweisungsantrag wollte die GLP das Geschäft an den Gemeinderat zurückschicken mit dem Auftrag, bis zur nächsten Sitzung einen neuen Antrag zu stellen mit tieferen Lohnkosten. "Schreibt die Sportkoordination nicht ab und nehmt unseren Antrag an", appellierte Manuela Ernst an die anderen 46 anwesenden Ratskolleginnen und -kollegen. Mit 30 Nein- gegenüber 15 Ja-Stimmen und 2 Enthaltungen wurde der Antrag aber abgelehnt.
Garten-, Generationen- und Sportstadt – das sind die drei «Leuchttürme», zu denen sich die Gemeinde Wettingen in ihren Legislaturzielen bekannt hat. Die Fiko, aber auch die Fraktionen anerkannten in ihren Voten den Bedarf einer zentralen Koordinationsstelle grundsätzlich an. Christian Wassmer sagte, die CVP habe grosse Sympathien für die Sportkoordination. Kritisiert wurden aber die jährlichen Lohnkosten von maximal 57'500 Franken für die 50-Prozent-Stelle, dem Gemeinderat werde deshalb die rote Karte gezeigt, so Wassmer.
Martin Fricker (SVP) sprach gar von einem "Phantasiegehalt" und fragte, weshalb der Gemeinderat nicht schon längst ein einfaches IT-Tool für die Reservation der zahlreichen Sporthallen erworben habe. Die Fraktionen der SVP, FDP und CVP verlangten Kostenneutralität - oder zumindest aufzuzeigen, wo Kosten eingespart werden könnten. Denn bereits in der vergangenen Budgetdebatte sei gefordert worden, dass 2020 Stellenerhöhungen nur kostenneutral erfolgen dürften.
Daniel Notter (SVP) machte sich stark dafür, zumindest den ersten Beschluss anzunehmen, die Fachstelle zu schaffen. "Wir haben rund 60 Sportvereine und rund 50 Schweizer Meister, die wir jährlich ehren." Sport sei wichtig und gehöre zu Wettingen, eine Fachstelle zu schaffen, sei nötig. Die Kosten, also der zweite Beschluss über das jährliche Maximalgehalt, könne in der nächsten Budgetdebatte diskutiert werden.
Eine Fachstelle Sport zu schaffen, lohne sich langfristig, sagte auch Thomas Egloff (FO). "Wenn wir den Antrag ablehnen, bleibt es bei der unbefriedigenden Situation", ergänzte er und machte dabei auf die administrative Belastung der Vereinsverantwortlichen aufmerksam.
Auch die Fraktion SP/WettiGrüen monierte, die jetzige Situation sei unbefriedigend, habe zu viele Schnittstellen und verschleisse zu viele Ressourcen. Julien Grundisch (SP) erklärte, dass mit einer Fachstelle Sport die Ressourcen der Vereine geschont und anerkannt würde, was die Vereine für die Volksgesundheit leiste, und empfahl die Vorlage zur Annahme.
Die Voten der Befürworter aus dem Rat blieben aber ungehört. Und auch Philippe Rey konnte mit seiner Erklärung nicht überzeugen, dass eine Fachstelle Sport Kosten sparen und gar Einnahmen generieren könne: Der Rat lehnte zuerst den ersten Beschluss über "die Schaffung der Fachstelle Sport" mit 25 Nein- gegenüber 22 Ja-stimmen ab. Nach einer kurzen Pause wurde auch der zweite Beschluss über den jährlichen Maximallohn von 57'500 Franken mit 29 Nein- gegenüber 15 Ja-Stimmen und 3 Enthaltungen versenkt. Einwohnerratspräsident Christian Pauli (FDP) liess den Rat zu guter Letzt nochmals über beide Beschlüsse gleichzeitig abstimmen. Hier fiel das Resultat mit 29 Nein- gegenüber 10 Ja-Stimmen und 8 Enthaltungen ebenfalls klar aus.