Neuenhof
Sanierung abgeschlossen: Wohnfabrik Webermühle ist wieder auf Kurs

Nach zwei Jahren ist die Sanierung der Webermühle weitgehend abgeschlossen. Doch zehn Prozent der Wohnungen stehen noch leer. Ausserdem kritisieren Bewohner die Mietsteigerungen.

Martin Rupf
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Dem Webermühli-Märt steht der Umbau noch bevor. Geschäftsführer José hofft auf eine Erweiterung der Ladenfläche samt Wintergarten und Cafeteria.
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Geblieben sind auch die Spielgruppen im Erdgeschoss der Webermühle 23. Die Spielplätze und die Verweilorte mit den Sitzbänken wurden neu gestaltet.
Den Kindern blieb etwas Farbe erhalten inmitten des Weiss-Beige-Grau der renovierten Bauten. Mit der Sportanlage, den Grünflächen und den vielen labyrinthartigen Gängen haben Kinder in der Webermühle viel Platz, um sich auszutoben.
Noch ist der Kindergarten in den alten Siedlungsfarben gehalten. Im Sommer soll auch er in den neuen Farbtönen gestrichen werden.
Die Sanierung der Siedlung Webermühle in Neuenhof ist abgeschlossen

Dem Webermühli-Märt steht der Umbau noch bevor. Geschäftsführer José hofft auf eine Erweiterung der Ladenfläche samt Wintergarten und Cafeteria.

Daniel Vinzentini

Die blassen Farben, die neu die Gebäude der Webermühle zieren, der hart gefrorene Schnee, der die Grünflächen bedeckt, der dicht bewölkte Himmel: Optisch mutet die Webermühle an diesen Tagen an wie tief im Traum versunken. Als hätte sich die riesige Siedlung nach Abschluss der breit angelegten Sanierung letztes Jahr in den Winterschlaf gelegt.

Grosse Umwälzungen hat die Webermühle hinter sich: 50 Millionen Franken investierte der Eigentümer, die Credit Suisse Immobilienfonds, in die Renovierung der rund 40-jährigen Wohnsiedlung.

Während der Bauarbeiten ist rund die Hälfte aller Mieter gegangen, von denen kam wiederum rund die Hälfte zurück. Unter dem Strich wird ein Viertel der Webermühle heute von neuen Mietern bewohnt. 40 Wohnungen stehen noch leer.

«In Anbetracht, dass die Sanierung gerade erst abgeschlossen ist, sind wir mit dem aktuellen Vermietungsstand sehr zufrieden», sagt Eva Randegger von der Kommunikation der CS. Vor einem Jahr sah dies noch anders aus: 90 Wohnungen waren damals unbewohnt, mit Plakaten warb der Eigentümer für eine moderne, «neue Webermühle», im Internet war gar von «Smart Flats» die Rede.

Ziel der Kampagne war, junge, unkomplizierte Mieter anzulocken, «um die Leerstände während der Sanierung gering zu halten», sagt Eva Randegger. Heute werde ein ausgewogener Mietermix angestrebt.

Für Familien bleibt die Webermühle interessant. Der Aussenbereich – insbesondere die Spielplätze – wurde neu gestaltet, die Siedlung hat weiterhin zwei Spielgruppen und der stillgelegte Kindergarten wurde Anfang August wieder in Betrieb genommen.

«Wegen der grösseren Kinderzahl in der Webermühle musste die Gemeinde den Kindergarten vor Ort wieder eröffnen», sagt die Neuenhofer Gemeindepräsidentin Susanne Voser.

Noch sticht der Kindergarten optisch hervor: Als Überbleibsel inmitten der diskret hell bemalten Wohntürme trägt er nach wie vor die alten, grellen Farben, die früher die ganze Siedlung charakterisierten.

Gemäss Peter Richiger, Bauverwalter der Gemeinde, wird der Kindergarten womöglich bereits im Sommer dem Farbkonzept der sanierten Gebäude angepasst.

Ein weiteres farbiges Relikt ist der Webermühli-Märt, der kleine Lebensmittelladen im Zentrum der vier Wohnblöcke. Renoviert wurde er noch nicht, finanziell aber bekam der Laden den Umbau deutlich zu spüren. «Wir haben 42 Prozent weniger Umsatz gemacht», sagt der Geschäftsführer, der sich als José ausgibt. «Ich habe gerade einen Brief erhalten vom Steueramt. Sie wollen, dass ich den massiven Umsatzschwund begründe.» Wegen der Baustelle lief der Laden schlecht oder musste zeitweise gar geschlossen bleiben. Mit den vielen ehemaligen Mietern ging auch eine Stammkundschaft verloren. «Ich lerne erst allmählich die neuen Bewohner kennen», sagt José.

Das Sortiment passt er der neuen Mieterschaft an: «Wir haben zum Beispiel keine Produkte mehr aus Pakistan oder Indien, dafür mehr Schweizer Markenprodukte.» Die multikulturelle Webermühle spiegelt sich in seinem Laden wieder, wo etwa iranische Bohnen, türkische Fertigsuppen, italienische Shampoos oder kroatisches Bier neben Schweizer Freilandeiern zu finden sind. «Jeder Kunde soll hier etwas aus seiner Heimat sehen können», sagt José.

Bewohner klagen über den Anstieg der Mieten

Vier Blöcke mit 19 Türmen, 368 Wohnungen für 1000 bis 1500 Menschen: Das ist die Wohnsiedlung Webermühle in Neuenhof. Wäre sie ein eigenständiges Dorf, wäre dieses nur leicht kleiner als Wohlenschwil oder Bellikon, in der Region hätte die Webermühle mehr Einwohner als Freienwil. Zwischen 1974 und 1982 entstanden die Wohnhochhäuser nach den Plänen von Ernst Göhner. Wegen der normierten Platten-Bauweise galt sie als günstig und modern: Der Baustil und die grellen orangenen Farben entsprachen dem Zeitgeist der 70er. Göhner erwarb das Landstück inmitten der grünen Flusslandschaft am Ufer der Limmat für 10 Millionen Franken von der Gemeinde. 2008 übernahm die Credit Suisse die Liegenschaft, zwischen 2012 und 2014 wurde diese saniert. Die Mieten sind seitdem um 250–300 Franken für eine 2-Zimmer-Wohnung und um 450–500 Franken für eine 4-Zimmer-Wohnung angestiegen. Altmieter klagen über den Preisanstieg, er sei unverhältnismässig zu dem, was in den Wohnungen eingebaut wurde. Eva Randegger von der CS sagt hingegen: «Die Sanierung hat zu einer höheren Mieterzufriedenheit und zu einem besseren Image der Siedlung beigetragen.» (dvi)

(6.2.2015)