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Baden
Der Gemeinderat will das Hallen- und Gartenbad trotz schwieriger Finanzlage für 13,8 Millionen Franken sanieren. Denn die Sicherheit des Betondachs wäre langfristig nicht gewährleistet.
Die Gemeinderäte sprachen an der Pressekonferenz Klartext. Peter Stucki (SP) sagte: «Es geht um die Frage, ob wir künftig noch ein Bad haben werden, Ja oder Nein.» Gemeindeammann Dieter Martin (FDP) hielt fest: «Das Bad ist sehr beliebt, verzeichnet rund 100'000 Eintritte im Jahr. Unsere Gemeinde soll lebenswert bleiben, dafür brauchen wir das Bad, denn es macht einen wichtigen Teil unserer Identität aus.»
Der Gemeinderat will das Hallen- und Gartenbad für 13,8 Millionen Franken sanieren lassen beziehungsweise erhalten. Dafür braucht er am 29. November die Zustimmung des Einwohnerrates sowie aufgrund der Höhe des Kredites danach auch des gesamten Stimmvolkes. Bisher gingen Schätzungen davon aus, dass die Sanierung 8 Millionen Franken kosten würde, diese Zahl war auch im Finanzplan festgeschrieben. «Dass die Sanierung deutlich teurer ausfallen würde als bisher geglaubt, ist unschön», sagte Gemeindeammann Dieter Martin. «Aber wir wissen erst seit wenigen Monaten, wie gross die Mängel wirklich sind.» Peter Stucki erklärte: «Im dritten Quartal 2018 wurde festgestellt, dass auch die rund 50 Jahre alte Betonkonstruktion saniert werden muss. Allerhöchstens noch fünf Jahre kann der Betrieb ermöglicht werden», hielt er fest.
In der Vorlage an den Einwohnerrat heisst es, insbesondere die Tragstruktur der Decke über dem Hallenbad müsse zwingend bis spätestens in fünf Jahren totalsaniert sein, oder das Hallen- und Gartenbad müsse geschlossen werden. An anderer Stelle ist von einer «kompletten Betonsanierung der Hallenbaddecke» die Rede, wobei weitere Untersuchungen zeigen werden, «ob dies in diesem Umfang notwendig ist».
Das Bauvorhaben soll über einen Zeitraum von fünf Jahren umgesetzt werden – in mehreren Etappen, damit das Bad trotz Umbau jederzeit für Besucher offenstehen kann. Neben der Betonsanierung und der statischen Ertüchtigung beinhaltet das Projekt unter anderem folgende Massnahmen: neue Fenster in der Schwimmhalle, Sanierung der Flachdächer, Bau von Aussengarderoben, Erweiterung des Saunabereichs und eine Aufwertung des Restaurants. Diverse Bauteile aus den 70er-Jahren sind am Lebensende angelangt. Der Erhalt des Bades steht im Vordergrund, gleichzeitig soll die Attraktivität erhöht werden, insbesondere im Eingangsbereich, der mit 1,5 Millionen Franken am stärksten zu Buche schlägt.
Dazu sagt Betriebsleiter Thomas Weber: «Die Anlage liegt wunderschön am Hang, aber beim Eingangsbereich schien den damaligen Architekten die Lust vergangen zu sein. Für Spaziergänger, die nicht ortskundig sind, sieht es aus wie ein Eingang zu einem Bunker. Wir schafften es in den letzten 50 Jahren nie, das Gebäude anzuschreiben. Das soll korrigiert werden.» Weber erklärte weiter: «Wir erstellen keine Whirlpools und kein Wellenbad, wir bauen also keine Luftschlösser, auch wenn der Endbetrag sicher hoch ist. Es geht darum, das Bad zu erhalten und in moderatem Rahmen zu modernisieren.»
Franziska Grab (SVP), ehemalige Gemeinderätin, die das Projekt in den letzten Jahren aufgleiste, war an der Pressekonferenz ebenfalls anwesend. Sie sprach von einer Zwickmühle, in der sich die Gemeinde befinde. «Wenn wir das Bad nicht sanieren, kommen die nächsten Probleme beziehungsweise Kosten auf uns zu. Wir können nicht einfach die Schlüssel drehen und den Betrieb einstellen, sondern wir müssten das Bad zurückbauen.» Dies würde die Gemeinde laut Vorlage auch rund 6,7 Millionen kosten – wegen der Abbrucharbeiten (2,2 Millionen Franken) und indirekt wegen des Wertverlusts der Anlage (rund 4,5 Millionen Franken).
In Schwierigkeiten gerieten laut Grab auch die Schulen, die rund 26 Wochenlektionen im Bad abhalten. «Schulen müssten Sportlektionen auch ohne Bad abhalten. Daraus lässt sich unschwer ableiten, dass die heute zur Verfügung stehenden Hallenkapazitäten nicht ausreichen dürften.» Zusammen mit den Kosten für den Rückbau käme dies aus finanzieller Sicht aber auf dasselbe hinaus wie eine Sanierung. Im Gegensatz zu einer Sporthalle, die tagsüber von Schulen und abends oft von Vereinen besetzt ist, stehe das Bad aber der gesamten Bevölkerung offen, egal ob Baby oder Rentner, gab Franziska Grab zu Bedenken.
Der Erhalt des Bades für 13,8 Millionen Franken hätte den Antrag einer Steuerfusserhöhung von 4 Prozentpunkten zur Folge, erklärte Dieter Martin. Die Frage, ob sich die Gemeinde das Bad leisten könne, beantwortete Dieter Martin so: «Für den Gemeinderat ist es wichtig, dass wir Obersiggenthal trotz aller Sparbemühungen nicht auch noch als attraktiven Wohn- und Lebensort schwächen.»
Peter Stucki ergänzte, dass der Gemeinderat einstimmig hinter der Sanierung stehe, und dies alles andere als zähneknirschend, sondern voller Überzeugung. Er sei überzeugt, dass eine Mehrheit der Bevölkerung das Bad am Leben erhalten wolle. Sollte der Einwohnerrat dem 13,8-Millionen-Franken Kredit am 29. November zustimmen, kommt es in Obersiggenthal voraussichtlich kommenden Frühling zu einer Urnenabstimmung.