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Schauspielern bedeutet für Valérie Schneider aus Ennetbaden, spontan zu sein. Was in der nächsten Woche kommt, weiss sie oft nicht.
Als ich Valérie Schneider zum ersten Mal traf, war ich erstaunt. Der Satz «im Fernsehen sehen Sie grösser aus», den wohl so mancher Schauspieler schon gehört hat, trifft auch auf die knapp 1,60 Meter grosse, zierliche Frau zu. Dabei hatte sie ihre Hündin Loulou, die sie in Rumänien von der Strasse geholt hat. Valérie Schneider ist 25 Jahre alt, kommt aus Ennetbaden und arbeitet als Schauspielerin. Seit einigen Jahren lebt sie nun schon in Berlin, pendelt von Drehort zu Drehort und besucht zwischendurch immer mal wieder die Heimat.
Bereits in ihrer Schulzeit war Schneider von der Schauspielerei fasziniert. Ein gewöhnlicher Beruf kam deshalb erst mal nicht infrage. Nach der Kanti zog sie alleine nach Berlin, um sich an einer Schauspielschule ausbilden zu lassen. Als die damals 19-Jährige sich beim Casting für die Schweizer Jugendserie «Best Friends» bewarb, wurde sie aus hunderten Jugendlichen ausgewählt.
Die Serie aus drei Staffeln wurde bis heute zig mal auf SRF wiederholt. Seither haben Schneider und die anderen Schauspieler der Serie eine grosse Kinderfangemeinde. Sie selbst habe als Kind nie so extrem für jemanden geschwärmt. «Ich habe aber witzigerweise auch fast kein Fernsehen geschaut», sagt sie. Heute ist das anders: Die Schauspielerin verbringt den Sonntag auch gerne mal damit, zu Hause Disney Filme zu schauen. Sie mache bei vielen Produktionen für Kinder mit, weil Kinder noch empfänglich seien für Geschichten und Fantasievolles. Die 25-Jährige erklärt: «Ich finde es spannend, wenn noch Luft da ist für eigene Gedanken und Fantasien.»
Sich selbst neu erfinden
Mittlerweile hat die Jungschauspielerin schon in zahlreichen Produktionen mitgewirkt. Unter anderem hatte sie einen Gastauftritt bei «Gute Zeiten, schlechte Zeiten», spielte bei «Der Bestatter» mit und ist momentan mit «Ostwind 2» in den deutschsprachigen Kinos zu sehen. In dem Pferde-Abenteuerfilm spielt Schneider ein steifes und etwas biederes Mädchen. Die Rolle war ungewohnt: «Ich spiele sonst eher schrille oder ausgefallene Personen», erzählt sie. Ob es schwierig ist, den Schweizer Akzent in deutschen Produktionen zu verbergen, brauche ich gar nicht erst zu fragen: Während wir uns unterhalten mischen sich automatisch immer wieder hochdeutsch betonte Wörter in ihre Sätze. Am Schauspiel gefällt der Frohnatur, sich immer wieder auf die verschiedensten Rollen einzulassen und sich selbst neu erfinden zu können. Als Abwechslung steht die junge Frau aber auch manchmal auf der anderen Seite der Kamera: als Casting- oder Produktionsassistentin. «Es ist schön, auch mal hinter die Kulissen zu schauen. So lerne ich die Schwierigkeiten und Gedanken kennen, die man sich bei der Auswahl der Schauspieler macht.»
Was die Ennetbadenerin an Berlin vermisst, ist das Heimelige. «Diese Stadt ist riesig und der Umgangston ganz anders als in der Schweiz. Man bekommt einen dicken Pelz, wenn man hier lebt», erzählt Schneider. Dafür freute sie sich um so mehr, als sie vor unserem Treffen in Baden ihren Bezirksschullehrer und ihren Grossvater per Zufall auf der Strasse traf. «Man kommt zu nichts, weil man hier an jeder Ecke wieder jemanden trifft. Das vermisse ich», sagt sie. Vorerst könnte sie sich aber nicht vorstellen wieder in der Schweiz zu wohnen. «Ich weiss aber auch nicht, ob ich in Berlin alt werde. Mal schauen, wo mich das Leben hintreibt. Irgendeinen Plan wird es schon geben, nehme ich mal an», sagt die Schauspielerin.
Der Zukunft blickt die Träumerin gelassen entgegen: «Das Schauspiel ist eine Passion und mein Leben. Wenn es mal keinen Spass mehr machen sollte, muss ich mir was anderes überlegen.» Was sie dann machen würde, weiss die junge Frau allerdings noch nicht: «Es gibt im Moment nichts, bei dem mein Herz mehr aufgehen würde. Ich vertraue da einfach ganz fest aufs Leben», sagt sie, während ihr Gesicht keinerlei Zweifel ausstrahlt. Zu den Dingen, die Valérie Schneider noch machen möchte, gehören, beim Tatort mitspielen, einen Historienfilm und einen Western drehen und mit Anthony Hopkins grillieren gehen.