Die "Langmatt" verwandelt sich für drei Monate in ein Sanatorium: Mit Schlafraum, Federballzimmer und Videoprojektionen. Der Museumsdirektor über die besondere Ausstellung.
In der heutigen Welt, in der alles noch schneller und effizienter sein muss, scheint das Thema Entschleunigung und Regeneration fremd. «Dennoch ist es ein Thema, das die heutige Gesellschaft immer mehr beschäftigt», sagt Markus Stegmann, Direktor der Villa Langmatt. Aus diesem Grund haben sich die Verantwortlichen entschieden, die Villa Langmatt in ein Sanatorium zu verwandeln, wo die Leute verweilen, sich ausruhen und gleichzeitig Kunst geniessen können.
Am Eingang der Villa steht ein historischer Ambulanzwagen, der die Besucher bereits in das Thema einstimmt. Zudem sind alle Mitarbeiter in weisse Kittel gekleidet. Doch wie auch im Sanatorium soll nicht nur die Erholung eine Rolle spielen. Deswegen wurde die Gemäldegalerie kurzum in eine Federballhalle umfunktioniert, um die Aktivität der Besucher anzuregen. Es stehen auch Federballschläger zur Verfügung. Die Bilder der Impressionisten wurden dafür umgehängt und in der ganzen Villa verteilt. «Wir haben uns bewusst für das Federballspiel entschieden, da es die Sportart aus der Zeit des Impressionismus ist», sagt Stegmann.
Ab ins Museum, um zu schlafen
Unter dem von Arden Reed geprägten Begriff «Slow Art» wurde ein Raum mit zwei Airbag-Objekten ausgestattet und wenige Werke darin aufgehängt. Der bewusste Fokus auf das Wenige soll eine Leichtigkeit ausstrahlen. In bequemen Sesseln können sich die Besucher ausruhen und die Kunst geniessen. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde das historische Gärtner-, Treib- und Badehaus bespielt. Klanginstallationen entführen die Besucher im Zusammenspiel mit den Stillleben in eine andere Welt.
Die Ausstellung soll nicht nur nachdenklich stimmen, sondern darf auch humorvoll sein. So wurde ein Raum in einen Schlafraum umgewandelt und mit Nachlichtchen ausgestattet, damit man sich im Dunkeln nicht fürchten muss. Die Besucher sind eingeladen, bei den Impressionisten der Sammlung und einem Aquarell von Herbert Brandl ein Erholungsnickerchen zu machen. «Dies ist paradox, denn wer geht schon in ein Museum, um zu schlafen», sagt Stegmann. «Mit dieser Ausstellung wollten wir etwas Neues wagen und starke Bilder kreieren, die den Besuchern in Erinnerung bleiben. Starke Bilder trifft man auch in zwei der historischen Räume an. Mit Videoprojektionen holen die Künstler die Natur in die Villa und lassen die Besucher die Ruhe der Wälder geniessen.
Alle Sinne einbezogen
Im Park kann man sich in einem Kneippbad abkühlen und im anschliessenden Barfussweg die Natur hautnah erleben. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Auf der Veranda und der Terrasse sind gesunde Säfte, Beeren und Nüsse aufgestellt. Wer möchte, kann diese an den Tischen oder in den aufgestellten Liegestühlen geniessen. Zur Vermittlung der Ausstellung hat sich Frau Hugentobler, eine fiktive Persönlichkeit, zur Verfügung gestellt. In einem Begleitheft führt sie humorvoll durch die ganze Ausstellung. Im letzten Raum im oberen Stock können die Besucher dann noch einmal nachdenken und Rückmeldung geben, wie sie sich nach der Ausstellung fühlen.