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Es war, als wollte Petrus alles dransetzen, dass die Nocturne-Vorstellung des «Kinos im Stadion» nicht stattfindet. Pünktlich zu Filmbeginn begann es wie aus Kübeln zu schütten und den knapp zehn Zuschauern verschleierten Regenfäden den Blick auf die Leinwand.
Hektisch lief der Organisator Thomi Bräm hin und her; die Mitternachtsvorstellung des Klassikers «Die zauberhafte Welt der Amélie» stand auf der Kippe. Als dann aufgrund des starken Regens auch noch die aufblasbare Leinwand umfiel, schien klar: Die Vorstellung wird abgesagt. Doch Bräm und seine Helfer vom FC Baden liessen sich nicht unterkriegen, stürzten bei stärkstem Regen auf den Kunstrasen im Stadion Esp und zogen die Leinwand mit vereinten Kräften wieder hoch. «Hier wird doch nicht geweicheiert», witzelte Bräm.
«Operation gelungen, Patient tot»
Im Stadion Esp finden rund 600 Leute Platz, alle Sitze sind überdacht. Dieses Kontingent wurde am ersten «Kino im Stadion» aber nicht ausgenutzt – selten fanden Leute den Weg nach Dättwil, im Schnitt waren es etwa 70 Besucher. «Der Testlauf ist zwar gelungen, die Resonanz der Gäste und Sponsoren war durchwegs positiv», sagt Thomi Bräm.
Dennoch müsse das Open-Air-Kino bekannter werden, sonst erreiche man die schwarzen Zahlen nicht. «Das Kino ist im Moment ein Fall von ‹Operation gelungen, Patient tot›», sieht Bräm die Situation mit Galgenhumor. An der Lage des Kinos dürfte dies allerdings nicht liegen: Das Stadion Esp bietet den perfekten Ort für ein Kino, das Ambiente ist einladend und die Organisation makellos.
Natürliche Untermalung
Die zu Beginn des Films etwas beängstigende Weltuntergangsstimmung klang schliesslich etwas ab und trug letztlich sogar dazu bei, den zauberhaften Film fast schon magisch zu untermalen. Donnergrollen und Blitze, welche die Umgebung taghell erleuchteten, schienen wie für den Film gedacht. Dass der Raum Baden mit dem «Kino im Stadion» bereits sein drittes Sommerkino erhält, findet Bräm nicht problematisch: «Die Agglomeration ist gross und Baden hat definitiv noch Platz für ein Open-Air-Kino.» Bereits vor sechs Jahren entstand die Idee für das «Kino im Stadion»; bis vor kurzem lagen die Pläne allerdings noch auf Eis.
Organisiert wird der Anlass von der Dokumentarfilm AG, die am Sonntag eine Auswahl an Schweizer Dokumentarfilmen zeigte. Ob das Kino auch nächstes Jahr stattfinden wird, ist noch nicht klar. Geht es nach Thomi Bräm, wird das «Kino im Stadion» zu einem festen Bestandteil des Sommerkalenders. Bis dahin muss jedoch vor allem noch kräftig die Werbetrommel gerührt werden. Das «Kino im Stadion» hat zwar ein ausgezeichnetes Konzept und bietet Kino in einer einzigartigen Atmosphäre – ohne Publikum kann allerdings auch das schönste Filmfestival nicht überleben.