Nationale Studie
Schlechte Noten für den Veloverkehr im Raum Baden-Brugg

Bei einer kürzlich publizierten nationalen Studie gehört die Agglomeration Baden-Brugg nicht zu den Spitzenreitern. Allerdings: Das Velofahren könnte deutlich gefördert werden – dafür allerdings wäre der politische Willen nötig.

Daniel Vizentini
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Auch wenn sich die Situation an der Bruggerstrasse verbessert hat: Punkto Velofreundlichkeit hat Baden noch viel zu tun.

Auch wenn sich die Situation an der Bruggerstrasse verbessert hat: Punkto Velofreundlichkeit hat Baden noch viel zu tun.

Daniel Vizentini

Topografisch gesehen ist Baden mit seinen vielen Höhenunterschieden kein einfaches Pflaster für Velofahrer. In der Klus zwischen Lägern und Schlossberg gelegen muss man hier teils grosse Steigungen überwinden, um ans Ziel zu gelangen. Mit dem Velo von Wettingen in die Badener Altstadt zu fahren, ist zwar eher wenig anstrengend. Wer hingegen etwa auf der Allmend wohnt und nach Ennetbaden will, muss sich auf eine sportliche Fahrt einstellen.

Unter diesem Gesichtspunkt scheint es nicht verwunderlich, dass die Agglomeration Baden-Brugg gemäss einer kürzlich veröffentlichten Studie des Bundes bei der Velonutzung nicht zu den Spitzenreitern gehört und zum Beispiel klar hinter Aarau aufgeführt wird (siehe Grafik).

Uwe Schlosser, Co-Projektleiter der Studie, bestätigt: Wegen der speziellen Topografie ist die Region Baden-Brugg beim Veloverkehr etwas eingeschränkter als andere, flachere Gebiete.

Trotzdem zeigt die Studie aber auf: Wenn der politische Willen da wäre, könnte die Region bei der Velonutzung einige Ränge besser abschneiden. Mit geeigneten Massnahmen könnte man den Veloverkehr hier sogar verdoppeln. «Baden-Brugg ist national gesehen gar nicht mal so schlecht dran, was die Anzahl regelmässiger Velofahrer betrifft», sagt er. «Punkto Veloverkehrsförderung schneidet Aarau aber deutlich besser ab.»

Velostationen sind entscheidend

Dies sei nicht zuletzt wegen der überwachten Velostation am Bahnhof Aarau so. «Es ist statistisch belegbar, dass eine solche Velostation die Anzahl regelmässiger Velofahrer erhöht», sagt Uwe Schlosser. Wenn Velofahrer wissen, dass sie ein allenfalls teures Velo sicher abstellen können, benützen sie dieses dann auch eher. Und gerade die Region Baden-Brugg mit ihren vielen Höhenunterschieden sei prädestiniert für Elektrovelos, die viel teurer sind als normale Velos. «Die Menschen kombinieren immer mehr verschiedene Verkehrsmittel. Für die Verknüpfung von Velo und dem öffentlichen Verkehr sind Velostationen entscheidend.»

Uwe Schlosser rät deshalb, nicht nur an Bahnhöfen sichere Abstellplätze anzubieten, sondern auch an Bushaltestellen. Zudem empfiehlt er, in der Region Veloverleihe anzubieten – auch von Elektrovelos. «Bei anderen topografisch speziellen Agglomerationen wie Lausanne hat sich dies positiv ausgewirkt.»

Als weitere Massnahme werden in der Studie Marketingkampagnen für die Nutzung von Velos erwähnt. In der Schweiz fehlen gemäss Uwe Schlosser zwar entsprechende Untersuchungen, in Deutschland jedoch hätten Velo-Kampagnen die Nutzerzahl merklich erhöht. «Zuerst muss aber eine gute Veloinfrastruktur vorliegen, mit guten Velowegen und -abstellplätzen», bekräftigt er. Vor allem müsse man sich als Velofahrer sicher fühlen.

«Gerade die Kreuzung beim Schulhausplatz in Baden ist für Velos ein Unort», sagt Uwe Schlosser, auch wenn sie statistisch gesehen nicht speziell gefährlich sei. Das Sicherheitsgefühl sei entscheidend, damit sich jemand für das Velofahren entschliesst. Mit dem Umbau will der Kanton immerhin die Velospuren besser markieren. Zudem werden Velofahrer den Schulhausplatz auf der Fussgängerebene durchqueren dürfen. Seit 2014 arbeitet die Stadt Baden an einem neuen Velokonzept. Die Velostation am Bahnhof soll im November eröffnet werden.

ho