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Markus Schneider (CVP), Erich Obrist und Sandra Kohler (beide parteilos) wollen Stadtammann werden. Zwei Werbeprofis analysieren für das Badener Tagblatt Plakate und Online-Auftritte der drei Kandidaten.
Am 26. November wählt Baden einen neuen Stadtammann. Markus Schneider (CVP), Erich Obrist und Sandra Kohler (beide parteilos) buhlen auf allen Kanälen um die Gunst der Wählerinnen und Wähler. Wie gut sind ihre Kampagnen?
Romeo Moritzi, pensionierter Werber aus Baden, hat die Plakate genau angeschaut; Ferris Bühler, Inhaber der gleichnamigen Badener PR-Agentur, nahm zusätzlich die Online-Auftritte der Politiker unter die Lupe. Beide Experten betonen, sie seien unabhängig, hätten weder beruflich noch persönlich einen Bezug zu den Kandidaten.
Markus Schneiders Plakat mit dem Slogan «the Schneidi for President» erhält keine guten Noten. «Der Spruch ist peinlich», sagt Romeo Moritzi unverblümt. «Erstens sind wir nicht in Amerika, und zweitens ist dieses Land politisch zur Zeit wirklich kein Vorbild.» Der Mann heisse Schneider, und nicht jeder sei mit ihm per Du oder wolle mit ihm per Du sein. Sowohl Aussage als auch Machart seien «billig», findet Moritzi.
Reto Huber, Wahlkampfleiter von Markus Schneider, erklärt: «Diese Woche findet eine neue Plakatierung statt. Nach dem ersten Wahlgang haben wir die vorhanden Plakatwände genutzt, um mit anderer Sprache und anderem Slogan aufzutreten, auf künstlerisch-humoristische Art. Jetzt gehen wir wieder in den gewohnten professionellen Wahlkampf über.»
Zum Plakat von Erich Obrist (parteilos) sagt Romeo Moritzi: «Flotten Schrittes kommt der Mann auf dem Plakat daher. Die Aufnahme ist eigentlich sympathisch gemacht.» Auffällig seien die Hosen: «Die verwaschenen Jeans sollen wohl junge Wähler von seiner Dynamik und seinem Zeitgeist überzeugen.» Die Grafik mit dem farbigen Namen sei ein Fremdkörper und nicht optimal gelöst, so Moritzi.
Ferris Bühler findet Obrists Plakat «sehr gelungen». «Es erinnert an ein Filmplakat aus Hollywood. Die Farben wirken frisch, das wehende Jackett bringt Dynamik», lobt Bühler. Die Homepage Obrists sei übersichtlich und aufgeräumt. «Emotionen bleiben aber auf der Strecke. Er arbeitet zwar mit Videos, die sind aber recht klein dargestellt. Auch Obrist habe auf Facebook nicht sonderlich viele Fans.
Erich Obrist selber sagt: «Das Plakat reiht sich in den Wahlkampf-Auftritt aus dem Jahr 2015 ein, schon damals setzte ich auf Farben. Sie schaffen einen Wiedererkennungswert und stehen für alle Parteien.» Er wolle nicht – wie meist auf Plakaten zu sehen – seinen Kopf ins Zentrum stellen. «Ich bin ein Mensch, der auf die Wähler zugeht, darum passt das Foto gut, das mich am Laufen zeigt. Mir ist wichtig, auch im Wahlkampf authentisch zu sein, das Plakat ist ehrlich und direkt und passt zu mir.»
Zum Plakat von Sandra Kohler (parteilos) sagt Moritzi: «Eine langweilige Aufnahme ohne Aussage, halt einfach ein Wahlplakat wie von gestern. Als Kommunikationsfachfrau müsste da eigentlich eine originellere Werbung möglich sein, zumal sie ja mit dem Argument des Neuanfanges wirbt.» Auch Ferris Bühler findet ihr Plakat «sehr brav.» Es sehe aus wie ein Buch-Cover für eine Autobiografie. «Gut gefällt mir der auffällige, pinke Schriftzug.»
Kohlers Homepage sei sehr modern und übersichtlich, sagt Ferris Bühler: «Man findet sympathische Fotos von ihr an vielen Orten in der Stadt.» Die Website zeige: «Sie ist sehr kreativ und voller Ideen. Man braucht aber einen Augenblick, um sich im Ideen-Dschungel zurechtzufinden.» Sie habe ihre Handynummer publiziert, das sei mutig und weltoffen. In den sozialen Medien sei sie sehr präsent, habe am meisten Fans, habe sogar einen eigenen Youtube-Channel mit frechen Videos.
Sandra Kohler sagt: «Mir ist es wichtig, auf möglichst vielen Kanälen präsent zu sein – mit Inseraten, Plakaten, sowie online auf Facebook, Youtube und meiner Website.» Das Plakat habe sie ganz bewusst einfach gestaltet: «Man soll darauf mein Gesicht und meinen Namen sehen, das genügt.»