Badener Fasnacht
Schnitzelbank-Fasnacht: Verslibrünzler schräg und heiter, macht so weiter!

Ob Schneider-Ammann, Geri Müller, Luftwaffe oder Mörgeli – an der Badener Schnitzelbank-Fasnacht bekommen alle ihr Fett ab. Lesen Sie hier die lustigsten Verse der Schnitzelbanken vom Schmutzigen Donnerstag.

Roman Huber
Drucken
Ultimo Giro waren als Appenzeller Bauerngruppe unterwegs.
12 Bilder
Ultimo Giro mit frischem Sketch und schönem Gesang.
Schnitzelbanken Baden
Schnitzelbänke der Gruppe Ch.olé.
Salz & Pfäffer machten Sprüche zu den Bädern.
Gute Sprüche verdienen auch tobenden Applaus.
Die neue Gruppe 'Clochards' überzeugte.
Die Clochards - 'Dr ander Christof het Sörgeli, si wänd ar Uni kei Mörgeli'.
Die Band Blächschade sorgte für Stimmung.
Ch.olé traten auf mit träfen Pointen.
Clochards mit gezeichneten Helgen.
Ch.ole kam im Casino am besten an.

Ultimo Giro waren als Appenzeller Bauerngruppe unterwegs.

Alex Spichale

Seit Donnerstagabend sind sie wieder unterwegs: Verslibrünzler, Klamaukmacher, Kabarettisten, die sich einmal im Jahr ins Kostüm stürzen und mit geschmiedeten Worten von Beiz zu Beiz ziehen.

Nach zwei eher mageren Schnitzelbank-Jahren scheint das Urteil im Publikum eindeutig auszufallen: Die geistig-kreative Badener Fasnacht bekommt Aufwind. Neue Formationen wie die «Clochards» haben sich auf die Piste gewagt, alt Bewährte wie «Schwäfelsüder» und «Ch.» (diesmal als «Ch.ole») zeigten sich von der besten Seite. Und auch «Ultima Giro» hat mit frischem Sketch und schönem Gesang wohl noch lange nicht die letzte Runde gedreht.

Ebenso nimmermüde zeigten sich die «Bloser», die älteste Guggenmusik auf dem Platz Baden, die als letzte ihrer Spezies immer noch mit einer Bank unterwegs ist.

Der enge Fahrplan führte jedenfalls dazu, dass es für die Gäste in den Schnitzelbank-Beizen ein gedrängtes, buntes, schrill-schräges Programm gab. Unterschiedlich war auch dieses Jahr die Stimmungslage. Wer in der Casino-Beiz Lacher und reichlich Applaus ernten wollte, der musste sich ins Zeug legen. Dort kamen zweifellos «Ch.ole» am besten an. Hier träf und keck zum «Spaargau»:

De Brogli setzt de Hobel aa
Demit er nomeh spare cha.
De Hürzeler, de baut es Huus.
Als Schmürzeler chunnt er au druus.
Das isch d Regierig vom Spaargau.
Do wirsch trotz Schuel halt nümme schlau.

Auch die sexuelle Belästigung von Schweizer Gardisten war bei ihnen ein Thema:

En España carajillo, in Italia un corretto
Bist du auf Wach und nicht im letto
Bringeds Grappa und Ristretto
Und chönd s Dessert chum erwarte . . .
«En Gardist mit Hellebarde!»

Voriges Jahr haben es «Salz & Pfäffer» mit zwei, drei Versen versucht. Nun ist dies bei der musikalischen Truppe offenbar bereits zur Tugend geworden. Sie sind als «Salt’n’Pepper’s Royal Foot Guards Band» unterwegs und punkto Unterhaltungswert hoch einzustufen:

Über d Neger und d Jude sött mer würkli kei Witz meh mache.
Und über d Tschingge chönnt mer jo mindischtens so guet lache.
Die sind aber au aufig huere empfindlich,
humor- und satirefindlich.
So chömed halt eifach d Wettiger a d Kasse,
Die sind glaub no kei eigeni Rasse.

«Salz & Pfäffer» nahmen das Thema der Bäder in Baden auf:

Liebi Verena, liebe Neptun und alli Götter
Es wird eifach immer spöhter.
Alls am Verrotta
Nur no Schrott da
Gliicht enere Grotta
Kritisiere verbotta
Und vo der Geschicht d Moral
Ganz eifach: Pfläg – dänk Mal!

Die «Bloser Clique» brachte abwechslungsreich Verse und Sprüche. Hier ein Zweizeiler zu einem Badener Thema:

Was isch orange, zitteret und luegt dass es ned tuet stinke?
En Badener Bauamtsmitarbeiter, wo verusse i de Chülti de Kafi muess trinke!

Verschiedentlich wurde Stadtammann Geri Müller auf die Schippe genommen; von den «Blosern» fast liebevoll:

Hairstudio Safran, Wassmer, Beautyhouse,
Halde-Coiffeur, Wörndli, Bross,
Coiffina, Uboldi, Salon Tony,
Gidor Figaro, WandelBar.
Keine tuet sich traue!
Keine wott sin Ruef versaue –
Und am Geri sini Frisur abhaue!

«Blächschade», eigentlich eine musikalische Fasnachts-Kombo, bediente sich diesmal einer Bank. Zweifellos ein Versprechen für die Zukunft. Hier zu SVP und Mörgeli:

De Schwiizer Pass isch heiss begehrt.
Doch vielne bliibt er no verwehrt.
D SVP möcht, dass das so bliebt
Und will sogar, dass d Hürde stiegt.
Vieli Usländer dänked:
Chönnted mer de Pass ned übercho mit so eifache Mittel,
Wie d’Ärzt vom Mörgeli de Doktertitel?

Sie nahmen wie die meisten Bänkler die beschränkten Einsatzzeiten der Luftwaffe, hier kombiniert mit der abgeschalteten Strassenbeleuchtung in Baden, auf die Schippe:

De Kopilot vo mene Jumbo-Jet
Landet in Genf, well er’s so wett.
Er hett de Flüüger i de Luft übernoh,
Uf Genf entfüehrt und det Asyl aagnoh.
Wo isch eusi Luftwaffe gsi i dere Nacht?
Die macht doch de Lade dicht nach de acht!
Weisch wie gföhrlich isch Flüüge im Dunkle,
Siit Bade am Abig weder tuet verdunkle!

Zu den Badener Themen gehören auch das Thermalbad und der Wakker-Preis. Von «Blächschade» wiederum kombiniert:

Do wird uuftoh, det weder zue,
De Bademer findet eifach kei Rueh!
Plän fürs Thermalbad sind au no im Schrank,
Drum bade mer d Füess jetzt uf de lange Bank.

Au d Ruehezone a de Limig isch nonig do,
Obwohl si uf em Papier scho lang tuet
besto.
Bade liit zur Ziit uf Iis.
So gwünne mer nie de Wakker-Priis!

Sprüche, Gesang und Verse sind auch die Mittel von «Ultimo Giro». Sie sind als Appenzeller Bauerntruppe unterwegs. Hier kommt Geri Müller andersherum dran:

En Stadtamme isch eigentli wie en Friedhofsverwalter.
Er hät en Huufe Lüüt under sich, aber niemert lost zue!

Und zur rot-grünen Mehrheit in der Stadtregierung:

Sit mer e rot-grüeni Regierig händ sind mir d Politiker am liebschte uf de Plakat. Die redet nöd, die sind tragbar und ganz eifach wieder z entferne.

«Ultimo Giro» diesmal mit Bauernregel auf die verschiedenen Polizei-Ereignisse fokussiert:

Ein Fuchs ist schlau und stellt sich dumm – bei der Polizei ist das genau anders rum!

Neu unterwegs mit einem abwechslungsreichen Programm aus Sprüchen und Gesang waren «Clochards», eine Gruppe bestehend aus langjährigen «Bloser»-Mitgliedern. Hier die letzten vier Zeilen zu einer Schneider-Ammann-Bank:

Ir Schwiiz do chasch als Bundesrot
Lüge und gliich bliibe.
De Schneider-Ammann weiss wie s goht:
Är tuet bim Rede schwiige!

Und in Sachen SVP:

Dr ander Christof het Sörgeli.
Si wänd ar Uni kei Mörgeli.
Villicht schafft är jo länger scho
Bis Fehrs, doch die säge nüt dervo!

Mit herrlichen Illustrationen waren wie immer die «Schwäfelsüder» unterwegs. Zweifellos ihr bester Vers zur Ladenkrise bei Gstühl und Blinddarm:

Wo’ni bim Gstüehl umme Egge bi cho,
Hett min Fifi en riese Stink uuseloh.
Ich han ihn globt, das seg ä Pracht!
Endlich eine wo do es Gschäftli macht!

Nach dem eher dünnen Menü im Jahr 2013 geben die diesjährigen Auftritte doch Hoffnung, dass die Schnitzelbankszene aus ihrem Tief herausfinden wird. Damit dürfte auch die Zahl und die Stimmung beim Publikum wieder anheben. Die Schnitzelbanken sind heute noch in den Verslischmitten («Moser», «Linde», «Rose») zu hören, wo mit Glück noch ein Platz zu ergattern ist, und am Sonntag ab 18.30 Uhr an der Schnitzelbank-Dernière in der Turnhalle in Ennetbaden.