Als Schwäfelsüüder feiern die Schnitzelbänkler Fabian Engel und Daniel Hertig an der Fasnacht ihr 20-Jahr-Jubiläum. Sie erinnern sich an die vergangenen 20 Jahre.
Es war ein Monat vor Fasnachtsbeginn 1996. Da traf sich Fabian Engel geschäftlich mit dem eingefleischten Basler Fasnächtler Daniel Hertig. Es funkte sofort.
Seither bilden die beiden die heutigen Schwäfelsüüder. Für das Schnitzelbankduo ist es zwar schon die 21. Fasnacht.
Engel war schon ab 1993 mit dem Feuerwehrkollegen René Bernhard auf Schnitzelbank-Parcours. Als dieser drei Jahre später zum Feuerkommandanten befördert worden war, musste er als aktiver Fasnächtler zurücktreten.
Ihre Bank ist baslerisch geprägt. Ist das der Einfluss von Daniel Hertig?
Fabian Engel: Nicht unbedingt. Wir trugen bereits vorher als Schwäfelsüüder eine Maske, waren mit gemalten Hälgen (Zeichnungen zu den Banken, Red.) und Sprüchen im Basler Versmass unterwegs.
Wie kommen Ihre Verse zustande?
Daniel Hertig: Grundsätzlich bin ich der Schreiber und Fabian der Kritiker. Wir tragen im Dezember die Themen zusammen. Während der Festtage mache ich eine Auslegeordnung und versuche, die Themen passend zu kombinieren. Dann kommt Fabian dazu, bringt weitere Ideen ein und macht Vorschläge.
Der Text ist also sekundär?
Hertig: Es braucht primär die Idee, welche Themen sich verbinden lassen. Zuerst lockt man das Publikum auf eine falsche Fährte, und am Schluss muss die überraschende Pointe kommen.
Ihre Themenvielfalt ist stets gross.
Engel: Damit sprechen wir viele Leute an. Das Themenfeld reicht von internationaler über nationale Politik, Sport, Promi-Welt bis zu regionalen Ereignissen, die wir verarbeiten.
Doch für jede Pointe braucht es auch noch den guten Reim.
Hertig: Das kommt dann hinterher. Die letzten drei Worte eines Verses entscheiden darüber, ob er gut ankommt. Und da müssen Rhythmus und Reim stimmen. Anders ausgedrückt: Ich schreibe die Verse von hinten nach vorne.
Früher waren es Sechs-, heute Vier-Zeiler. Da alles zu verpacken ist aber schwieriger?
Hertig: Das ist so, darum haben wir uns am Anfang nicht an den Vierzeiler gewagt. Für mich persönlich war eher der Sechs-Zeiler fast schwieriger, denn ich versuchte manchmal bis zu drei Themen einzupacken ...
Engel: ... sodass das Publikum manchmal nicht zu folgen vermochte.
Und Sie, Herr Engel, sind Sie mit dieser Rollenteilung zufrieden?
Engel: Zuerst haben wir die Verse gemeinsam geschrieben. Ich gestehe, dass wir damit nicht sonderlich Erfolg hatten. Dani hat das Talent zum Schreiben, ich bin der harte Kritiker.
Und das funktioniert so?
Hertig: Fabian ist ein glatter Typ. Drum habe ich seine manchmal vernichtende Kritik verdauen können (schmunzelt). Es ist nicht immer ohne Reibereien gegangen. Ich kann aber gut mit Kritik leben. Der Zeitpunkt knapp vor Fasnachtsbeginn war da manchmal eher das Problem.
Ihre Illustrationen sind herrlich!
Engel: Die ersten Jahre hat sie Malermeister Karl Amsler gemacht, danach Ursula Koller (Illustratorin und Schöpferin der Fasnachtsplakette).
Hertig: Dann fertigte sie zweimal Rolf Lang (langjähriger Zeichner der Fasnachtszeitung). Seit einigen Jahren macht sie mein Sohn, zuerst als Zeichnungen, heute digitalisiert. Er absolvierte die Kunstgewerbeschule.
Welche Bedeutung messen Sie den Illustrationen bei?
Engel: Sie gehören einfach dazu. Und helfen, den Vers zu verstehen, oder auch umgekehrt. Sie sollen etwas frech sein – wie wir es auch sind. Dem Publikum gefallen sie.
Früher sogar besser als die Verse!
Engel: Das geben wir zu. Heute können wir die Zeichnungen in Auftrag geben und haben nichts mehr damit zu tun. Dafür investieren viel mehr Zeit in die Verse – die darum besser geworden sind.
Hertig: Wir üben auch intensiver für unsere Auftritte, denn ein guter Vers kommt nur an, wenn er qualitativ gut dargeboten wird.
Ihre Auftritte zeugen von Herzblut. Woher kommt die Motivation?
Engel: Wir lieben die Leute, darum haben sie auch uns gerne. Wenn wir ins Lokal eintreten, freut man sich – auch wenn die Verse manchmal holprig waren. Vielleicht haben wir die Sympathien auch darum, weil wir uns nie tierisch ernst nehmen.
Hertig: Das Fasnachtsfieber löst Freude aus. Wenn wir auftreten, spürt das Publikum diese Freude und gibt uns seine Freude zurück. Da tanken wir neue Energie. Dieser Weg hat aber viel Durchhaltewillen erfordert hat. Als Verslibrünzler hatte man uns zu Beginn noch nicht richtig ernst genommen. Wir mussten unsere Position beim Publikum hart erarbeiten.
Die Schnitzelbankszene ist dünner geworden. Gibt es ein Nachwuchsproblem?
Engel: Früher führten die Guggen auch eine Schnitzelbank mit. Daraus haben sich dann einige Schnitzelbänkler abgesplittert. Heute haben nur noch die Bloser eine Bank. Auch Theatergruppen machten Bänke oder Cabaret. Sie sind weitgehend verschwunden. Daher wohl das Manko.
Hertig: Ausserdem scheuen sich viele vor dem grossen Aufwand. Da geht man lieber an eine Party, anstatt an die Fasnacht.
Und wie lange werden Sie mit einer Bank an die Fasnacht gehen?
Engel/Hertig (gemeinsam): Solange wir daran Freude haben und eine Fasnacht durchstehen können.