Chöre haben Nachwuchssorgen. Was lässt sich dagegen tun? Die Schola Cantorum Wettingensis lockt erstmals mit einem Singtag im Februar
Der englische König George II. war von dem «Halleluja!» derart ergriffen, dass er es nicht mehr auf seinem Stuhl aushielt. Er stand auf und zollte damit Georg Friedrich Händel und dessen Oratorium «Messiah» Reverenz. Nach wie vor friert einen, wer sich diese Geschichte vergegenwärtigt oder das majestätische «Halleluja!» im Konzert hört – egal, ob von einem kleinen oder grossen Ensemble interpretiert. Singen im Chor verspricht neben Gänsehaut auch soziale Erlebnisse. Kecke Behauptung: Wer einmal Blut geleckt hat, wird das Singen nicht mehr missen wollen. Aber: Er muss dafür Zeit aufwenden.
Genau da liegt der springende Punkt, wie Denise Frey von der Schola Cantorum Wettingensis weiss. Der 1949 gegründete, renommierte Chor sucht Sängerinnen und Sänger für seine jährlich zwei Konzertprogramme, da es immer schwieriger wird, jüngere Menschen für längerfristige Projekte zu gewinnen. Anstatt dies zu beklagen und den Kopf in den Sand zu stecken, gehen der Chor und sein entdeckerfreudiger Dirigent Roland Fitzlaff in die Offensive. Sie veranstalten erstmals einen Singtag. Denise Frey lächelt: «Das ist für uns ein Experiment.» Das Herzklopfen im Hinblick auf die Teilnehmerzahl ist zwar nicht zu hören, lässt sich aber vermuten.
Was die Schola am 22. Februar im Singsaal des Schulhauses Margeläcker vermitteln will, bringt Denise Frey so auf den Punkt: «Bei uns sollen Interessierte risikoarm Chorluft schnuppern können» – und damit erfahren, wie viel es bis zur Konzertreife braucht; vor allem aber: wie viel Freude das Mitwirken in einem Chor macht. Angesprochen sind Neugierige, die schon immer einmal singen wollten, sich aber nicht getrauten. Jetzt dürfen sie sich trauen, denn es erwartet sie ein spannender, reich bepackter Tag. Geprobt und gefeilt wird am 22. Februar ab 10 Uhr an Liedern und kurzen Chorstücken aus Felix Mendelssohns Oratorium «Paulus», das die 60 bis 70 Mitglieder zählende Schola Cantorum Wettingensis bei ihrem nächsten Konzert im Mai singen wird.
Die Gäste werden im Chor platziert; bekommen also einen Götti oder eine Gotte zur Seite. Ein Orchester wird bestimmt keiner vermissen, denn Beata Wetli beschwört ein solches am Klavier. Ergänzt werden die Proben von je zwei Stimmbildungsblöcken der Sopranistin und Gesangspädagogin Ruth Achermann. Diese mögen für die Neulinge ungewohnt sein, «doch sie gehören einfach zur Chorarbeit», unterstreicht Denise Frey und verweist auf den Höhepunkt des Singtags: die öffentliche Aufführung vor Publikum im Konzertsaal Margeläcker. Dass nicht an einem Stück geprobt wird, versteht sich von selbst. Die Proben werden aufgelockert durch eine Mittagsverpflegung im Foyer, einen Pausenkaffee am Nachmittag und einen Apéro nach dem Konzert – notabene offeriert von der Schola.
Programm des Singtags: www.schola.ch. Unbedingt anmelden: singtag@schola.ch.