Vandalismus, Sprayereien und Littering kosten die Stadt Baden viel Geld – und noch mehr Nerven. Die Video-Überwachung wirkt präventiv, darf aber an vielen Orten nicht eingesetzt werden.
Egal ob eine Wand versprayt, ein Bussitz aufgerissen oder eine Scheibe eingeschlagen wird: Jedem Vandalen droht eine Strafverfolgung. Vandalismus, die mutwillige Zerstörung oder Beschädigung von fremdem Eigentum, ist illegal. Trotzdem werden nach jedem Wochenende neue Beschädigungen entdeckt oder gemeldet. Thomas Stirnemann, Leiter des Werkhofs Baden: «Der Werkhof ist die Hausfrau des öffentlichen Raums.» Gemeint ist das nicht lustig – eher sarkastisch.
«Schulanlagen sind per se magnetisch für Littering und Vandalismus», sagt Tony Stalder, Leiter Liegenschaften der Stadt Baden. Auffallend sei, dass die Verschmutzungs- und Zerstörungsexzesse häufig mit Alkoholkonsum verbunden seien. «Alkohol senkt die Hemmschwelle, etwas Verbotenes zu tun», erklärt Stirnemann. Leere Bierdosen und zerschlagene Flaschen begleiten fast immer den Berg von Abfall, welcher zum Alltag all jener Werkhof-Mitarbeiter und Hauswarte gehört, die noch vor den ersten Sonnenstrahlen am Montagmorgen die Spuren des Wochenendes beseitigen.
«Es war eine böse Überraschung, als wir an einem Morgen auf der Schulanlage Meierhof nebst den verbrannten Zeitungen am Boden eine zerschlagene Scheibe, verschmierte Wände und eine heruntergerissene Lampe entdeckten», schildert Stalder. Die Areale um die Schulhäuser Burghalde, Meier-, Kappeler- und Rütihof seien immer wieder Problemherde. In Baden brenne es zurzeit aber vor allem in der Region Dättwil. Und zwar nicht nur am Wochenende.
Auftrag wird ernst genommen
«Innerhalb von drei Tagen beseitigen wir alle Graffiti und ersetzen jede kaputte Scheibe», sagt Stalder. Die Stadt habe den Auftrag der Bevölkerung, öffentliche Areale sauber zu halten. Das werde ernst genommen und konsequent durchgesetzt.
Stirnemann erwähnt die sogenannte Broken-Windows-Theorie, nach der ein vergleichsweise kleiner Schaden, beispielsweise eine zerbrochene Fensterscheibe in einem leerstehenden Haus – falls sie nicht repariert wird –, in Kürze zu weiteren Beschädigungen am Gebäude führt. «Die Hemmschwelle, intakte Objekte zu beschädigen, ist viel höher als bei bereits beschädigten», erklärt Stirnemann. So wirkt die Reparatur gleichzeitig als Prävention.
Für Vandalismus- oder Sprayschäden bezahlt die Stadt Baden jährlich rund 150000 Franken. In dieser Zahl sind die Personalkosten der guten Seelen, die aufräumen, noch gar nicht eingerechnet. Ein Spezialist ist eigens dafür engagiert, den ganzen Tag Graffiti zu entfernen. Das sei sehr zeitaufwändig. Eine Sprayerei auf Beton zu beseitigen, koste schnell zwischen 3000 und 4000 Franken, sagt Stalder. Diese Kosten werden natürlich wenn immer möglich auf die Verursacher abgewälzt. Rund ein Drittel der Täter würden erkannt, verfolgt und gebüsst, sagt Stalder. «Dann wirkt der Sprayer – typischerweise ein Jugendlicher in ausgebeulten Jeans, übergrossem T-Shirt und Kappe – in Begleitung seines Vaters jeweils nicht mehr so angeberisch wie noch auf dem Videobeweismaterial.»
Videoüberwachung wirkt
Die Video-Überwachung ist ein wirksames Mittel gegen Sprayereien und Vandalismus. «In den Parkhäusern sähe es ganz anders aus, wenn sie nicht videoüberwacht würden», sagt Stalder. Vor der Installation der Kameras kostete die Beseitigung der Sprayereien und die Reparatur der Vandalismus-Schäden in den Badener Parkhäusern über 200000 Franken. Heute sind es unter 10000. Offenbar überlegt es sich der Sprayer zweimal, ob er die Parksäule wirklich mit seinem Emblem schmücken will, wenn er weiss, dass er dabei gefilmt wird.
Eine fast flächendeckende Überwachung wie beispielsweise in London könne er sich in Baden jedoch nicht vorstellen, sagt Stalder. Für jede Kamera, die öffentlichen Raum filme, müsse wegen des Datenschutzes der Passanten eine Bewilligung vom Kanton eingeholt werden. Ausserdem seien die Bänder nur für die Polizei einsehbar. «Der Datenschutz wird in dieser Hinsicht zum Täterschutz», bringt Stalder sein Missfallen zum Ausdruck. Er wünscht sich rigorose Bussen für die Übeltäter und Unterstützung aus der Bevölkerung. Die Menschen sollten weniger wegschauen, sondern zum Telefon greifen und die Polizei informieren, wenn sie jemanden beim Sprayen beobachten, findet Stalder. Er gibt zu bedenken: «Öffentliches Eigentum gehört uns allen. Vandalen beschädigen und zerstören also etwas, das jedem von uns ein Stück weit gehört.»