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Die Finanzen lassen dem Gemeinderat keine andere Wahl: Die Obersiggenthaler Neubaupläne für ein neues Schulhaus wandern in die Schublade. Laut Gemeindeammann Dieter Martin wird für das Schuljahr 2019/2020 eine neue Analyse gemacht.
Ein Neubau würde frühestens auf Schulbeginn 2023/24 ins Auge gefasst. «Je nach Entwicklung der Schülerzahlen und Abteilungen werden wir die Situation vorzeitig neu beurteilen», ergänzt Martin.
Mit 187 Schülern in neun Abteilungen ist der Kindergarten bereits jetzt (Schuljahr 2016/17) am Anschlag. Die Zahl wird kontinuierlich steigen. «Darum hat der Gemeinderat entschieden, eine zehnte Abteilung ab Schuljahr 2017/18 zu schaffen», erklärt der Gemeindeammann. Weil die Kinderzahlen im Ortsteil Kirchdorf stetig abnehmen, wird dort per 2017/18 eine Kindergartenabteilung abgezogen. Dafür wird zusammen mit der zehnten Abteilung beim Oberstufenzentrum (OSOS) ein Provisorium für einen Doppelkindergarten geschaffen. Dadurch entsteht im Schulhaus in Kirchdorf wiederum Raum für eine Primarschulklasse.
«Aufgrund der Entwicklung der Schülerzahlen kommt die Gemeinde aus heutiger Sicht nicht mehr darum herum, auf das Schuljahr 2023/24 ein neues Schulhaus zu planen», sagt Dieter Martin. Der Schulraumbedarf weiterer Abteilungen werde dannzumal so gross sein, dass er nicht mehr mit Provisorien überbrückt werden könne.
Die Arbeitsgruppe, die sich aufgrund des Metron-Berichts mit der Schulraumplanung befasst hat, macht dem Gemeinderat die Variante «Neubau Goldiland mit späterem Ersatz Schulhaus Bachmatt» beliebt. So könnte nahe von Oberstufenzentrum, Sporthalle und Schwimmbad ein Neubau realisiert werden, den man bei Bedarf später erweitern könnte. Dies auf Kosten des Bachmatt-Schulhauses, womit nahe dem Gemeindehaus Raum für andere öffentliche Bedürfnisse frei würde. Die Variante «Neubau Bachmatt» erwies sich als deutlich ungünstiger.
Die frühere Einschulung von Kindern würde die Lehrpersonen zunehmend fordern, sagt Schulleiter Bruno Glettig, der eine raschere Neubau-Lösung begrüssen würde. Glettig sieht in den hohen Schülerzahlen auch Parallelen zur Zunahme gesundheitlich bedingter Ausfälle von Lehrpersonen. «Zudem ist der Arbeitsmarkt bei den Kindergärtnerinnen ausgetrocknet», fügt er an und weist auf die Schwierigkeiten hin, unter ungünstigen Verhältnissen genügend gute Lehrpersonen zu erhalten.
Kritischer als der Gemeinderat schätzt Glettig die Situation auf der Primarstufe ein: «Bei unserer Annahme von 95 bis 105 Schülern pro Jahrgang ist die Führung einer fünften Abteilung absehbar.» Bei der vom Kanton fixierten maximalen Schülerzahl von 25 pro Abteilung sieht er bereits für die Schuljahre 2017/18 und 2018/19 den Bedarf einer fünften Abteilung.
«Die konstant hohe Belegung der Räume macht die Stundenplanung zu einer Herausforderung», fährt Glettig fort. Die Verteilung der Primarstufe auf mehrere kleine Standorte sei unbefriedigend und erfordere von den Fachlehrkräften und auch von den Schülern rasche Standortwechsel. «Lieber früher», kommentiert Martin Frei seitens der Schulpflege die Neubauplanung. Je schlechter die Situation, desto eher würden Lehrkräfte der Gemeinde den Rücken zukehren, ist er überzeugt.
Gemeinderat und Finanzvorsteher Linus Egger zeigt die finanziellen Grenzen der Gemeinde auf. Die Schule geniesse zwar bei den Investitionen Priorität. Doch Obersiggenthal könne sich derzeit weder eine erste noch eine zweite Investitionsetappe im Betrage von rund je 10 Millionen Franken leisten, wenn man den Steuerfuss bei 103 Prozent belassen wolle. Daneben würden weitere Investitionen warten, womit Egger das Schwimmbad, das Technische Zentrum, den Fussballplatz und eine Erweiterung des Gemeindehauses anspricht. Ob Hoffnungen auf zusätzliches Steuersubstrat bestehen, will Egger bis September abklären. Dann wird der Einwohnerrat über das Provisorium des Doppelkindergartens befinden.