Wettingen/Delhi
Schüler von grenzenloser Gastfreundschaft schwer beeindruckt

Eine zehnköpfige Delegation der Kantonsschule Wettingen liess sich zwei Wochen vom indischen Alltagsleben verzaubern. Die Schüler waren von der grenzenlosen Gastfreundschaft der Familien beeindruckt, teilweise sogar überwältigt.

Gioia Lenggenhager
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Johannes Lade (Mitte) posiert mit indischen Männern.

Johannes Lade (Mitte) posiert mit indischen Männern.

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Der Verkehr rollt in respektvollem Abstand an einer Kuh vorbei. Dem Bediensteten schaut man nicht direkt ins Gesicht. Neben dem Luxushotel spielt ein Strassenkind. Indien: das Land der Gegensätze.

Acht Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Wettingen und zwei Lehrpersonen sind Anfang Monat für zwei Wochen nach Noida, in eine Vorstadt von Delhi, gereist. Marc Buchmann, IB-Koordinator und Organisator des Schüleraustausches mit der Amity International School in Indien beschreibt die Satellitenstadt als betriebsam und geschäftig, aber auch als staubig und dreckig.

Kein Wölkchen trübte jedoch den Empfang der Schweizer Delegation am Flughafen. Mitten in der Nacht reisten die Gastfamilien – teilweise mit Kleinkindern und Grossmüttern – zum Flughafen, um die Gäste aus der Ferne willkommen zu heissen. Als Begrüssungszeremonie bekamen die Neuankömmlinge ein Tupfer Farbe und ein Reiskorn auf die Stirn gedrückt.

Kulturschock gut verdaut

Von dem Kulturschock hätten sie sich schnell erholt. «Es gehört halt zu Indien, dass das Wasser gar nicht oder nur tröpfchenweise aus dem Hahn kommt», sagt die 18-jährige Cornelia Zierhofer und trifft damit den Grundtenor bei den Schülern. Dann habe man halt ein bisschen klebrige Hände.

An was sich die meisten nicht gewöhnen konnten, war der Umgang mit den Bediensteten. Viele Mittelklassenfamilien in Indien beschäftigen eine oder mehrere Haushaltshilfen. Obwohl das Kastenwesen offiziell abgeschafft ist, sei die Gesellschaft immer noch streng hierarchisch. «Für alles sind Bedienstete angestellt. Sie fahren ihre Arbeitgeber durch die Stadt, sie bringen Gästen den Tee, sie drücken im Lift die Knöpfe», sagt Katharina Merker, Kantonsschullehrerin und Reisebegleiterin. Während gewisse Familien ihre Angestellten weder grüssen noch ihnen ins Gesicht schauen, werden Respektpersonen, wie beispielsweise die Gründerin der Partnerschule, in einem regelrechten Personenkult vergöttert.

Nicht nur Sightseeing

Auf ihrer Reise betrat die Delegation aus Wettingen aber nicht nur kulturelles Neuland. «Das Reiseprogramm hat sich – wie alles in Indien – spontan noch um hundert Prozent verändert», sagt Buchmann. Die Gruppe hat Delhi erkundet und war in Agra, wo der weltberühmte Taj Mahal abgelichtet wurde. Aber: «Wir wollten einen schulischen Austausch, nicht nur ein bisschen Sightseeing und that’s it», erklärt Buchmann.

Durch das Leben in einer anderen Kultur und die nahe Begegnung mit Menschen im indischen Alltag, verändere sich auch der Blick auf die eigenen gesellschaftlichen Normen, Regeln und Werte, stellt Buchmann fest. «Man lernt sich selber neu kennen.» Das sehen die Schüler ähnlich. Cedric Tompkin: «Wir haben während dieser Reise mehr gelernt als in tausend Schulstunden.»