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Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Abt Urban Federer den progressiven Kurs seines Vorgängers fortsetzen wird. Er will ein offenes Ohr für die Jungen haben – und auch seinen benediktinischen Schwestern vom Kloster Fahr ein guter Vorsteher sein.
Rund 20 Millionen Franken wird die Sanierung der Klosteranlage mit ihren 20 Nebengebäuden kosten. Dem gesteckten Ziel, in den nächsten fünf Jahren die 11-Millionen-Grenze zu knacken, ist das Kloster schon sehr nah - vorausgesetzt, der Zürcher Kantonsrat stimmt dem vom Regierungsrat empfohlenen 3 Millionen-Franken-Kredit zu. «Wir sind auf diesen Beitrag angewiesen», sagt Priorin Irene. Zumal während der Sanierungsarbeiten weitere Relikte entdeckt wurden, «welche die Sanierung wohl verlängern und verteuern werden». Bisher wurden rund 7 Millionen Franken gespendet.
Lange wurde gemunkelt, seit Dienstag steht es fest: Urban Federer, bisheriger Stellvertreter von Abt Martin Werlen und nach eigenen Angaben «stolzer Zürcher», ist für die nächsten 12 Jahre als neuer Abt des Doppelklosters Einsiedeln und Fahr gewählt. Der 45-Jährige will ein moderner Abt sein, wie er beim Dankesgottesdienst in der Klosterkirche Einsiedeln verkündete. Er will ein offenes Ohr für die Jungen haben, und er will auch seinen benediktinischen Schwestern ein guter Vorsteher sein.
«Mir ist das Kloster Fahr ein grosses Anliegen», sagt Abt Federer. Seit seiner Jugend in der Stadt Zürich ist ihm das Kloster an der Limmat «nicht nur von der Natur her eine Oase», ein «spiritueller Ort», den er auch andere Menschen entdecken lassen will. Abt Federer ist erfreut, dass die Aussichten für das zurzeit prägendste Projekt des Fahrs, die Gesamtsanierung der Anlagen, gut sind (siehe Kasten). «Der Stand des Spendenbarometers erfüllt mich mit Freude, weil es zeigt, wie gut verankert das Kloster Fahr ist», sagt er. «Die Schwestern geniessen ein grosses Vertrauen in der Umgebung.»
«Er hat sich stets eingesetzt für uns»
Abt Federer ist für das Fahr kein Unbekannter. Als Stellvertreter von Abt Martin war er in den letzten drei Jahren oft bei den Nonnen in der Aargauer Enklave. «Einen Teil der Gemeinschaft kenne ich relativ gut», sagt er, «den anderen hoffe ich, nun besser kennenzulernen». Als Dekan der Territorialabtei hat er auch eng mit Priorin Irene zusammengearbeitet, die voll des Lobes für Ihren neuen Vorgesetzten ist: «Er hat sich in seiner Tätigkeit als Dekan im Hintergrund stets stark eingesetzt für uns» sagt sie. Sie erlebe ihn als «sehr offenen, modernen Menschen, mit einer enormen Wertschätzung für uns Frauen».
Dieser Weg wurde Abt Federer von seinem Vorgänger Werlen bereits vorgespurt. Unter ihm haben sich die Brüder und Schwestern des weltweit einzigen Benediktiner-Doppelklosters angenähert, er unterschützte die Nonnen in Zeiten grosser Veränderungen. Priorin Irene traut dem neuen Abt aber zu, diese grossen Fussstapfen auszufüllen. Sie kenne Abt Urban als sehr fortschrittlichen, weltoffenen und modernen Menschen. «Er sehr zukunftsgerichtete Ansichten, auch was uns Frauen betrifft. So bin ich sehr zuversichtlich, dass die Linie von Abt Martin weitergeführt wird.»
Die Wertschätzung für die Glaubensschwestern wurde auch im Dankesgottesdienst, mit dem das Wahlverfahren seinen Abschluss fand, demonstriert; die Schwesternschaft war fest in das Prozedere eingebunden. «Ich denke, Frauen sollten in der Kirche ihren Platz haben», sagt der neue Abt. An der Wahl teilnehmen durften die aktuell 23 Nonnen des Fahrs zwar nicht. «Doch wir hatten eine beratende Funktion», so die Priorin: Die Benediktinerinnen durften ihre Wünsche an den neuen Abt den Brüdern in Einsiedeln vorlegen. Das Wahlresultat ist ganz in Priorin Irenes Sinn: «Abt Urban ist für mich die beste Wahl.»
Ein Abt für die Jungen
Der Gottesdienst zog auch viele Schülerinnen und Schüler des neuen Abts, der an der Stiftsschule Einsiedeln Deutsch, Geschichte und Religion unterrichtet, in die bitterkalte Klosterkirche. «Ich bin leidenschaftlich gerne Lehrer, weil ich gerne mit jungen Menschen unterwegs bin», sagt er. Ob es ihm als Abt weiterhin möglich ist zu unterrichten, wisse er noch nicht, sagt Abt Federer, und fügt hinzu: «Mir würde etwas fehlen.»
Die Sympathie beruht auf Gegenseitigkeit, wie ein Grüppchen seiner Schülerinnen vor der Kirche betont: «Er setzt sich für die Jugend ein und er will wissen, was uns interessiert», sagt etwa die 16-jährige Aurora. Dazu passt, dass Abt Urban wie schon sein Vorgänger auf Facebook und Twitter aktiv ist. Er wolle sich aber nichts vormachen, sagt er lachend, «wenn ich auf Twitter bin, sind die Jungen schon längst auf Whatsapp».
Priorin Irene glaubt, dass von Abt Federers unverkrampftem Umgang mit der Jugend auch das mit Nachwuchsproblemen kämpfende Kloster Fahr profitieren könnte: «Ein neuer, junger Abt gibt einer Gemeinschaft immer Aufschwung. Das strahlt auch nach aussen aus.»
Doch vorerst zieht sich Abt Federer, der mit seinem sportlichen Namensvetter nur einen Vorfahren im 17. Jahrhundert teilt, noch eine Weile zurück. Bis zur Abtsbenediktion am 22. Dezember will er sich in Ruhe auf seine Aufgaben vorbereiten. «Viel Neues und Spannendes erwartet mich.»