In der Badstrasse in Baden stehen fast jeden Samstag diskret zwei Personen, die Werbung machen für eine Bürgerkommission, deren Mitglieder fast ausschliesslich Scientologen sind.
Jetzt ist es nicht mehr die grosse gelbe Zeltstadt auf dem Bahnhofplatz, jetzt sind es diskret zwei Personen, die fast jeden Samstag auf der Badstrasse in Baden für die Scientologen Werbung machen. Wobei sie ganz streng genommen nicht für Scientology werben, sondern für die Bürgerkommission für Menschenrechte (Citizens Commission on Human Rights, CCHR). Diese «untersucht und enthüllt Verletzungen der Menschenrechte durch die Psychiatrie», zumindest behauptet sie das.
Effektiv handelt es sich bei der CCHR um eine Organisation, deren Mitglieder fast ausschliesslich Scientologen sind. Diese werben auf sehr druckvolle Art für ihre Weltanschauung, von der sie behaupten, es handle sich um eine Religion. Konsequenterweise sprechen sie von einer Kirche und benutzen Symbole, die bei flüchtigem Hinsehen mit christlichen Symbolen verwechselt werden können.
Wer Näheres erfahren will, über den ergiesst sich ein fast unendlicher Wortschwall von eher unergiebigem Informationsgehalt. Dieser Gefahr setzen sich alle Leute aus, die sich von den Scientologen in der Badstrasse in ein Gespräch verwickeln lassen.
Für die Anhänger wird es teuer
In einem ersten Schritt versuchen sie den Leuten Bücher über Scientology oder Dianetik, wie sie ihre Theorie auch nennen, zu verkaufen. Wer sich interessiert zeigt, der wird aufgefordert, einen Persönlichkeitstest über sich ergehen zu lassen. Fast immer zeigt dieser, dass der Getestete in seiner Persönlichkeit noch einige Defizite hat. Die kann er nur beheben, wenn er bei den Scientologen Kurse bucht.
Damit gerät die Person in einen Strudel, aus dem sie sich fast nicht mehr befreien kann. Immer weitere Kurse, oft zu sehr hohen Preisen, muss sie absolvieren, um endlich zum so genannten Clear oder Operierenden Thetan zu werden. Das sind die Wesen, die dank Vertrag mit Scientology einige Milliarden Jahre existieren sollen.
Viele Satellitenorganisationen
Die CCHR, die momentan in Baden auftritt, ist nur eine der Satellitenorganisationen, in der Scientologen tätig sind. Weitere sind die Ehrenamtlichen Geistlichen (Volunteer Ministers), das Aktionskomitee «Sag nein zu Drogen», die Gesellschaft für ein besseres Leben und Ausbildung (Association for better Living and Education, ABLE) oder die Stiftung Vision Zukunft mit Sitz in Holziken.
Von sich behauten die Scientologen, sie seien eine Kirche. Geschaffen hat ihre Grundlage der 1984 verstorbene Science-Fiction-Schriftsteller Ron Lafayette Hubbard. Seiner Ansicht nach kann der Mensch fast unendlich lange leben.
Die Voraussetzung, er muss dafür eine fast unendliche Anzahl von Kursen absolvieren und einen Vertrag über einige Milliarden Lebensjahre abschliessen. All das kann sehr kostspielig werden. Immer wieder werden Fälle bekannt, in denen sich Leute stark verschuldet haben, um Geld an Scientology zu überweisen. Sie wird von den Kritikern als Konzern mit rein wirtschaftlichen Zielen angesehen. Das gilt unter anderem für die ökumenische Sektenberatung Schweiz, die evangelische Informationsstelle Kirchen – Sekten – Religionen oder die Infosekta.
Eine totalitäre Bewegung
In Deutschland hat sogar der Verfassungsschutz ein wachsames Auge auf Scientology geworfen. So schreibt das Landesamt für Verfassungsschutz von Baden-Württemberg, dass Hubbards Ansichten «unvereinbar mit der verfassungsmässigen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland» seien.
Begründet wird dies unter anderem mit folgenden Worten: «Wie andere totalitäre – und damit extremistische – Bewegungen erhebt die Scientology-Organisation eine Art Alleinvertretungsanspruch. Sie versteht sich als einzige und ausschliessliche Besitzerin politischer, religiöser oder sonstiger weltanschaulicher Wahrheiten.»