Die Fislisbacherinnen und Fislisbacher haben am 27. September die Qual der Wahl: Fünf Männer und eine Frau wollen einen der beiden Sitze im Gemeinderat erobern – darunter ist auch ein ehemaliges Mitglied.
Darum wird Fislisbach wohl von einigen Gemeinden beneidet: Für zwei freie Gemeinderatssitze bewerben sich im 5606-Einwohner-Dorf gleich sechs Personen. Einer davon ist kein Unbekannter: Der 56-jährige Fritz Krähenbühl (FDP) – als einziger der Kandidaten in einer Partei – sass schon einmal im Gemeinderat, von 2006 bis 2013. Er kandidiert als Vizeammann. Dafür muss er zugleich einen der zwei Gemeinderatssitze erobern.
Er ist neben dem aktuellen Gemeinderat Andreas Mahler (GLP) der einzige, der sich um diesen Posten bewirbt. «Ich will den Menschen eine Auswahl bieten», sagt Krähenbühl, Inhaber einer Schreinerei und Co-Präsident des Handels- und Gewerbevereins Wettingen. Der Vater zweier erwachsener Töchter ist unzufrieden mit der aktuellen Situation und wünscht sich, dass die Bevölkerung besser eingebunden und informiert wird – und «Betroffene zu Beteiligten macht». Er setze sich für gesunde und ausgeglichene Gemeindefinanzen und für eine offene und transparente Kommunikation der Gemeinde ein.
Auch Walter Strickler, Versicherungsexperte und amtierender Präsident der Fislisbacher Schulpflege, hat unter den Dorfbewohnern Unzufriedenheit festgestellt: «Zahlreiche Gespräche haben mir gezeigt, dass gegenüber den Behörden und sogar gegenüber der Verwaltung ein mir nicht ganz nachvollziehbares, diffuses Misstrauen besteht», sagt der 45-jährige Vater zweier Söhne. Er frage sich wieso. «Ich persönlich attestiere sowohl dem Gemeinderat wie auch der Verwaltung, dass sie ihre Arbeit wirklich gut machen.» Er denke, es werde mit einem Manko auf der Beziehungsebene gekämpft. «Die Kommunikation untereinander, also zwischen Verwaltung und Gemeinderat, aber insbesondere zwischen Bevölkerung und Behördenvertretern, die stimmt nicht oder nicht mehr so ganz.» Ideen würden vielleicht zu schnell, zu forsch und ohne genügenden Rückhalt aus der Bevölkerung «durchgeboxt». Strickler möchte deshalb der Beziehungs- und Kommunikationsarbeit mehr Raum zugestehen. Ihm ist auch eine verständliche Kommunikation der finanziellen Lage wichtig.
Dem 48-jährigen, in Fislisbach aufgewachsenen Andreas Sommer sind die finanziellen Verhältnisse ebenso ein wichtiges Thema. Der finanzielle Spielraum solle bewusst und sorgfältig genutzt werden: «Die Herausforderung ist es, eine ausgewogene Situation zwischen Aufwand und Ertrag zu erreichen, ohne unbedingt Steuererhöhungen zu sprechen.» Es dürfe aber auch nicht am falschen Ort gespart werden. Siedlungspolitik und der Verkehr durch Fislisbach sind dem studierten Betriebswirtschafter und strategischen Einkäufer in der Maschinenbauindustrie ebenfalls ein Anliegen. Er stehe für ein moderates Wachstum. «Die Erhaltung der Lebensqualität steht für mich zuoberst auf der Liste», sagt der dreifache Vater.
Auch dem 53-jährigen Reinhold Rauber ist neben der finanziellen Situation der Verkehr ein Anliegen: «Eine Abnahme des starken Durchgangsverkehrs ist derzeit auch aufgrund der Bautätigkeit in den Nachbargemeinden nicht ersichtlich. Hier sind nachhaltige Lösungen gesucht.» Eine allfällige Umfahrung sei für ihn langfristig durchaus eine Option. Der zweifache Vater, gelernter Bankkaufmann und studierter Betriebswirt, sucht nach zehn Jahren in der Schulpflege eine neue Herausforderung: «Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, mich wieder für das Dorf zu engagieren. Neben meinem Job als Hausmann habe ich genügend Ressourcen, mich langfristig als Gemeinderat einzusetzen.»
Die einzige Frau, die zur Wahl steht, ist die 39-jährige Simone Bertschi. Auch sie will ein besonderes Augenmerk auf den Verkehr werfen. Eine weitere Sache liegt ihr aber ebenso am Herzen: «Die Förderung von selbstständigem und selbstbestimmtem Wohnen im Alter.» Der Juristin, Mediatorin und zweifachen Mutter kämen die Qualitäten, die sie als Familien- und Berufsfrau mitbringe, zugute, sagt sie: «Ich bin es gewohnt, ganzheitlich zu denken, vernetzt zu planen, koordiniert vorzugehen und dabei flexibel zu bleiben.» Sie bringe zudem viel Erfahrung mit Menschen und Behörden mit und vertieftes Wissen im Familienrecht.
Für den 55-jährigen David Jäggi braucht es im Gemeinderat Mitglieder, die durchsetzungsstark sind, «und trotzdem Teamplayer. Die führen können und zuhören. Die flexibel verfügbar sind. Die eine Situation analysieren und daraus notwendige Schritte planen und implementieren können». Es gelte, mittelfristig das Budget im Griff zu behalten und möglichst haushälterisch mit den Ressourcen umzugehen, so der zweifache Vater und Geschäftsführer einer Telekommunikationsfirma. Längerfristig sei aber die Entwicklung einer gemeinsamen Vision für Fislisbach wichtig, um Schwerpunkte für die Zukunft zu setzen. Er stehe auf jeden Fall zuvorderst hin, «wenn es Gegenwind gibt».