«Ben Hur»
Seeschlacht mit Schwimmflügeli – das war die Premiere der «Badener Maske»

Am Wochenende feierte die «Badener Maske» auf dem Kirchplatz Premiere mit «Ben Hur». Was witzig war – und was weniger.

Rosmarie Mehlin
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Ben Hur (Dani Merk), umrahmt von Scheich Ilderim (Anna Basler) und einer Wagenrenn-Lenkerin (Barbara Gebhart).

Ben Hur (Dani Merk), umrahmt von Scheich Ilderim (Anna Basler) und einer Wagenrenn-Lenkerin (Barbara Gebhart).

zvg

Sachte beginnt sich die Dämmerung über den Thespiskarren zu senken. Dessen Hintergrund zieren glitzernde Sanddünen in einer Wüste. Auf der Spielfläche steht ein Garderobenständer, an dem – unter anderem – ein weisser Rauschebart baumelt. Das kann ja heiter werden, mag sich der ahnungslose Zuschauer denken. Der Aficionado hingegen weiss: So gewiss, wie ich hier als Zuschauer sitze, so gewiss wird es heiter werden. Denn wo «Badener Maske» draufsteht, ist Vergnügen drin. Selbst wenn es um eine ernste Angelegenheit wie die Geschichte von Judah Ben Hur geht.

Der 1880 erschienene Roman des amerikanischen Generals und Politikers Lew Wallace war im 19. Jahrhundert das nach der Bibel meistgedruckte Buch. Der 1959 von William Wyler verfilmte Monumentalfilm forderte vom Kinobesucher Dreidreiviertelstunden Sitzleder. Das «Badener Maske»-Publikum muss bloss knapp 70 Minuten ausharren.

Ein Maximum an Gags

Aber hallo – was heisst da müssen? Es darf eine gute Stunde lang kichern, lachen, schmunzeln und manchmal auch ein bisschen die Stirn runzeln. Denn der Autor und Regisseur Walter Millns erzählt die Story nicht nur in schwindelerregendem Zeitraffer, er lässt die vier Spielerinnen und vier Spieler in über 30 Rollen schlüpfen und präsentiert auf der minimalen Spielfläche ein Maximum an Gags.

Nebst einem Füllhorn voll witzigen Kostümdetails und Requisiten, sind es vor allem die spritzig-schrägen, urkomischen Dialoge und der sprühende Wortwitz – durchmischt mit mehr oder minder korrekt wiedergegebenen klassischen Zitaten sowie Anspielungen auf aktuelle Zeitgenossen – welche die Lachmuskeln des Publikums attackieren. Kleine Wermutstropfen sind einzig einige allzu blasphemische Sprüche.

Besonders umwerfend ist, wie Millns das legendäre Wagenrennen auf den Thespiskarren verpflanzt und wie er die Galeerensträflinge um ihr Leben rudern lässt: Was ist schon Hollywoods Gigantismus gegen eine Seeschlacht mit Flügeli auf holzigen 2 mal 5 Metern? Ob als Flottenkommandeur oder Pontius Pilatus, Ben Hur oder Messala, Beizer, Blinder oder Sportkommentator – in den Adern sämtlicher Darstellerinnen und Darstellern pulsiert echtes «Badener Maske»-Blut voller theatralischem Feuer. Perfekt passend ist die musikalische Umrahmung: Drei Musiker und eine Musikerin spielen auf sieben Instrumenten Ohrwürmer von «Hava Nagila», «Bei mir bist du schön», «A wonderful world» bis zum «Aida»-Triumphmarsch und den «Nabucco»-Gefangenenchor. Klarinettistin Ursula Koller zeichnet überdies verantwortlich für Bühnenbild und Kostüme. Das Fazit: Was sind schon elf Oscars in den USA gegen begeisterten Applaus im Aargau für thespische Leidenschaft?

«Ben Hur» ist mit weiteren 12 Vorstellungen auf Tournee bis 9. September.