Baden
Seit 50 Jahren sind defekte Autos seine Herausforderung

Der Automechaniker Michele Quartararo aus Busslingen sorgt seit 1962 dafür, dass Badens und Wettingens Taxis in Schwung bleiben. Der 67-jährige gebürtige Italienier denkt aber noch nicht ans Aufhören - zu gross die Leidenschaft für die Autos.

Carolin Frei
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Michele Quartararo hat in der Werkstatt ein mit Erdgas betriebenes Taxi auf den Lift genommen.Carolin Frei

Michele Quartararo hat in der Werkstatt ein mit Erdgas betriebenes Taxi auf den Lift genommen.Carolin Frei

«Ich hätte gerne einen alten Cadillac, einen 8-Zylinder mit spitzen Flügeln. Aber dafür fehlt mir der Platz», sagt Michele Quartararo mit einem Strahlen im Gesicht. Ein solches Gefährt sei vor vielen Jahren – noch zu BBC-Zeiten – für Taxidienste etwa nach Mailand oder Spanien von der BBC-Chefetage gebucht worden. Michele Quartararo zeichnete damals in der Taxi-Werkstatt dafür verantwortlich, dass die Edelkarosse lief.

Und diese Arbeit macht er – 50 Jahre später – noch immer. Allerdings haben sich in dieser Zeit nicht nur die Karossen, sondern auch die Besitzverhältnisse der Taxi-Firma verändert. 1962 hat der gebürtige Italiener bei der Bächli Taxi in Wettingen angefangen, die 1970 von der Firma Twerenbold in Baden übernommen wurde und aus der vor 35 Jahren die Badener Taxi AG in Wettingen hervorging.

Die Bremsen sind eingefroren

«Ich habe mich schon als Sechsjähriger für Autos interessiert, habe in der Werkstatt meines Onkels mitgeholfen», erinnert sich der heute 67-Jährige. Somit sei sein Weg, eine Ausbildung zum Automechaniker zu machen, schon früh gelegt worden.

Und er habe ihn bis heute nicht bereut. Nach seiner Ausbildung kam er in die Schweiz, wo er bei Bächli Taxi eine Stelle in der hauseigenen Werkstatt fand. Dass nach der Übernahme durch die Firma Twerenbold auch Reparaturen an Lastwagen und Bussen dazukamen, sei eine Herausforderung gewesen.

«Zum Glück konnte ich eine zweiwöchige Schulung auf Lastwagen machen.» Das Wissen sei ihm, in einer kalten Winternacht, zugutegekommen. «Ein Saurer konnte bei minus 23 Grad nicht mehr weiterfahren, weil seine Bremsen eingefroren waren. Ich musste ausrücken und ihn auf offener Strasse reparieren.» Die klammen Finger hat er nicht so schnell vergessen.

Er ist ein flexibler Mitarbeiter

Heute muss er nur noch höchst selten ausrücken. Normalerweise kommen die Taxifahrer mit ihren Autos zu ihm die Haus-Werkstatt. «Am letzten Samstag bekam ich am Abend ein Telefon. Eine Taxichauffeuse hatte an einem Pneu einen Nagel eingefangen.»

Und weil man heute keine Reserveräder mehr mitführe, habe er eins vorbeigebracht. «Sonst wäre ihre Nachtschicht vorbei gewesen. Das können wir uns an Wochenenden, wo alle unsere 22 Taxis gut gebucht sind, nicht erlauben», betont Geschäftsleiter Roland Wunderli. Umso mehr ist er auf Mitarbeiter angewiesen, die flexibel sind, sich loyal verhalten. «Eigentlich wäre Herr Quartararo pensioniert. Doch wir schätzen seine Arbeit sehr und sind froh, dass er uns noch ein wenig erhalten bleibt», sagt Wunderli.

Der 67-Jährige nimmt sich nicht nur der kleineren Reparaturen und Autoservices an, er baut bei neuen Autos auch die Funkanlagen ein, führt sie beim Strassenverkehrsamt vor und fährt morgens und abends Kinder zur Schule. «Ein grosser Unterschied zu früher ist übrigens auch, dass einem heute das Auto bzw. das Messgerät sagt, was dem Gefährt fehlt. Früher musste man das selber herausfinden», sagt er lachend.

Die Freizeit gehört der Familie

Michele Quartararo hat sein Arbeitspensum auf 80 Prozent reduziert, um etwas mehr Zeit für die Familie und seine vier Enkel zu haben. «Wenn ich freihabe, mache ich mit meiner Frau meist eine kleine Ausfahrt. Morgen fahren wir nach Luzern.» Sagts und macht sich auf, um in der Werkstatt noch die letzten Reparaturen zu erledigen.