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Anastasiya aus Bulgarien und Solveig Damgaarf aus Dänemark sind schon fast ein ganzes Jahr an der Kanti Wettingen. Der AZ verrieten die Austauschschülerinnen, was sie an der Schweiz besonders schätzen – und was sie hier vermissen.
In der Cafeteria der Kantonsschule Wettingen wimmelt es von Schülern. In Mitte des Treibens sitzt Anastasiya , die 18-jährige Bulgarin. Kurz darauf stösst Solveig Damgaard (17) aus Dänemark dazu. Während des Mittagessens erzählen sie in fliessendem Hochdeutsch von ihren Eindrücken und Erlebnissen in der Schweiz.
Anastasiya: Als ich am Anfang noch kein Schweizerdeutsch verstehen konnte, war es schon schwierig. Die Leute sprechen viel schneller, als wenn sie Hochdeutsch sprechen.
Solveig: Ich dachte, dass ich okay Deutsch kann. Dann kam ich in die Schweiz und habe gemerkt: Das ist gar nicht so. Ich bin wirklich müde gewesen die ersten paar Monate. Es ist anstrengend, die ganze Zeit etwas Fremdes zu hören.
Anastasiya: Wie gut alles organisiert ist! Bus und Zug, alles kommt pünktlich. In Bulgarien wartet man zehn Minuten, bis der Bus kommt. Auch in der Schule ist es anders. Hier wird mehr Wert auf Praxis gelegt. Zu Hause muss ich viel auswendig lernen.
Solveig: In Dänemark haben wir auch viele Gruppenarbeiten, bei denen wir praktisch lernen. Aber das ganze Kanti-Leben ist anders. Alles ist ein bisschen ambitiöser, finde ich.
Solveig: Das Besondere hier ist, dass es vier Landessprachen gibt und die Leute trotzdem miteinander auskommen. Hier gibt es viel Verschiedenes in einem so kleinen Land.
Anastasiya: Auch beim Essen war das so: Bevor ich in die Schweiz gekommen bin, habe ich nur Fetakäse gekannt. Hier in der Schweiz habe ich so viele Käsearten gegessen. Erstaunlich, wie viele Gerichte es mit «Herdöpfel» und Käse gibt.
Solveig: Was das Essen angeht, vermisse ich das dunkle dänische Brot. Es ist so luftig und schmeckt so gut. Wir essen es sehr häufig in Dänemark, leider kann ich es hier nicht finden.
Anastasiya: Ich vermisse bulgarisches Joghurt, das es nur in Bulgarien gibt. Und neben dem Essen natürlich meine Familie.
Solveig: Und sogar in derselben Strasse! Das war ganz lustig am ersten Abend. Es gab ein Familienfest, weil unsere Gastfamilien befreundet sind.
Anastasiya: Hier treffen sich die Familien spontan zum «Znacht». In Bulgarien gibt es solche Feste nicht spontan. Man organisiert das Essen speziell in einem Restaurant.
Anastasiya: Das habe ich gehört, bevor ich in die Schweiz gekommen bin. Aber es stimmt gar nicht. Alle waren sehr offen und hilfsbereit.
Solveig: Das finde ich auch. Ich kann mir zwar vorstellen, dass die Schweizer auf Leute, die sehr aktiv sind und immer Party machen, reserviert wirken. Doch ich kenne es von Dänemark auch nicht anders. Dort muss man sich Zeit nehmen, um sich kennenzulernen.
Anastasiya: Ich persönlich habe mehr Kontakt zu anderen Austauschschülern. Wir erleben dasselbe und verstehen uns deswegen besser. Trotzdem habe ich auch Freundschaften mit Schweizer geschlossen.
Solveig: Wir Austauschschüler haben mehr Freizeit. Die Schüler hier planen viel. Nach der Schule gehen sie zum Beispiel nach Hause, um für die Schule zu «schaffen». Ich habe dafür viel mit der Gastfamilie gemacht.
Anastasiya: Für mich ist es das Skifahren. Meine Gastfamilie hat es mir beigebracht. Ich fand es sehr lustig und die anderen hatten Spass am Zusehen.
Solveig: Ja, du hast das Skifahren schnell gelernt. Mich hat besonders die Natur fasziniert. Es war sehr schön, in die Berge zu gehen und zu wandern. In Dänemark haben wir keine Berge und keine grossen Flüsse.