Wettingen
Seit Kindesalter mit dem Zirkus-Virus infiziert

Fritz Zollinger ist mit dem jubilierenden Kinderzirkus Otelli morgen Samstag im Circus-Monti-Chapiteau zu Gast.

Rosmarie Mehlin
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Direktor Fritz Zollinger mit einer Seiltänzerin in der Manege. ZVG

Direktor Fritz Zollinger mit einer Seiltänzerin in der Manege. ZVG

«Das gaht nöd: Das git’s nöd!» – so das Motto des Zirkus-Otelli-Programms 2015. Tatsächlich ist kaum zu glauben, was aus dem Otelfinger Dorffest von 1985 entstanden ist. «Eine Wahnsinnsleistung, welche während all der vergangenen Jahre erbracht wurde», schrieb der Gemeindepräsident von Otelfingen, Willy Laubacher, zum 30-Jahr-Jubiläum des einheimischen Kinderzirkus.

An jenem Dorffest hatte Fritz Zollinger ein Zelt mit 120 Zuschauerplätzen und einer Manege von vier Meter Durchmesser gemietet und zusammen mit Madeleine Häfele ein Programm auf die Beine gestellt. «Am Ende des Festes haben wir beschlossen, weiterzumachen», erinnert sich Zollinger. Von Kindsbeinen an war er mit dem Zirkus-Virus infiziert: «Als Jugendlicher habe ich mir autodidaktisch verschiedenste akrobatische Disziplinen beigebracht, und bin als Ein-Mann-Zirkus ‹Zolli› an Anlässen aufgetreten.»

Wildsau, Clowns, Trapez und Co.

Auch das ETH-Studium mit Diplomanschluss als Kulturingenieur und seine Heirat haben Zollinger nicht vom Virus geheilt. So hatte dann im September 1986 der Zirkus Otelli seine Premiere im blau-weissen Zelt. «Wir sind mit 8 Mädchen und 13 Buben gestartet. Inzwischen überwiegen die Mädchen gewaltig.» Das Chapiteau – «als einziges in der Schweiz noch aus Baumwolle» – ist immer noch dasselbe und die Programme immer klassisch mit Clowns, Akrobatik und Tieren. «Muneli», Wildsäue, Geissen, Schafe, Hunde, Riesenschlangen – in der Otelli-Manege waren schon die unterschiedlichsten dressierten «Viecher» zu bestaunen. «Für die Clown-Nummern schreibe ich Sketche.» Auch akrobatisch lassen die 5- bis 15-jährigen Artisten jeweils keine zirzensischen Wünsche offen: Seiltanz, Jonglage, Trapez, Kugellaufen – alles dabei. «Im Winter trainieren wir einmal pro Woche, ab Frühling zweimal.» Der 66-Jährige war nebenberuflich viele Jahre lang Chefredaktor der «Schweizerischen Circus Zeitung» und wurde als Otelli-Direktor dieses Jahr zum Ehrenbürger von Otelfingen ernannt.

Nachwuchssorgen haben Madeleine Häfele und er keine. «Mitmachen kann jedes Kind, auch wenn es eine Behinderung hat. Einzige Bedingung ist, dass die Eltern ausserhalb der Manege auch mittun – Kulissen, Technik, Requisiten, Kostüme, Zeltaufbau – es gibt viel zu tun.» Kollekte, Pausenbuffet, Jahresbeiträge, Gönner und Sponsoren decken die jährlichen Kosten von rund 25 000 Franken.

«Niemand bekommt eine Entschädigung. Jedes Kind, das neu dabei ist, erhält aber eine Medaille und nach zehn Jahren einen Zinnteller.» In sieben Vorstellungen wird das Programm jeweils im September in Otelfingen präsentiert. «Zu unserem 30-Jahr-Jubiläum dürfen wir morgen Samstag im grossen Chapiteau des Circus Monti in Wettingen um 11 Uhr eine Matinee geben. Begleitet vom Monti-Orchester, zeigen wir eine Stunde lang Nummern vom Programm 2015 – inklusive der dressierten Hühner.»