Das «Papa Oro’s» hat vor zwei Wochen an der Weiten Gasse in Baden eröffnet und sagt Foodwaste den Kampf an.
Die Räumlichkeiten sind klein, von Hand an die Wand gemalt steht das Menü. Die Auswahl ist ebenfalls bescheiden: Rice Bowls, Bao Buns, philippinische Frühlingsrollen und hausgemachte Desserts. Doch mehr braucht es nicht. Es riecht verführerisch nach frisch zubereitetem Essen. Ein Mann holt eine Portion ab. «Das ist mein neuer Lieblingsort», schwärmt er. Nach nur zwei Wochen hat das neu eröffnete Restaurant Papa Oro’s an der Weiten Gasse schon Stammkunden.
Namensgeber Papa Oro steht in der Küche im ersten Stock. Eigentlich heisst er Oro Guevarra, aber alle nennen ihn Papa Oro. «Sogar unsere Kunden fangen schon damit an», erzählt Tochter Anja lachend. Sie steckt hinter dem ganzen Konzept und ist die treibende Kraft des Take-away-Lokals. Doch die ganze Familie hilft mit: Mama Virginia kennt man bereits von «Wilma’s Kitchen». Die Töchter Anja und Tatjana helfen nach Feierabend aus. Die Eröffnung des eigenen Restaurants war eine Blitzidee: «Wir hatten nur drei Wochen Zeit, uns zu entscheiden», sagt Anja Guevarra. Dass sie sich für die Eröffnung entschieden haben, bereuen die vier Filipinos nicht.
Vorher arbeitete Oro Guevarra als Krankenpfleger. «Ich bin ein sehr geduldiger und liebevoller Mensch», sagt er. Tochter Anja nickt eifrig. «Ich habe die Arbeit immer geschätzt, weil ich gerne unter Menschen bin.» Gesundheitliche Probleme setzten ihm jedoch zu, die Arbeit wurde ihm zu hektisch. «Jetzt bin ich wieder der Original-Papa-Oro», sagt er. Die ganze Familie lacht. «Das stimmt», pflichtet Tochter Anja bei. Im Restaurant würde er wieder richtig aufleben. «Hier kann Papa endlich seine Leidenschaft ausleben», schwärmt die Tochter. Die Freude ist ihm anzusehen, mit viel Liebe bereitet er die Speisen zu und serviert sie den Gästen, die draussen an den Tischen sitzen.
Er habe schon immer gerne gekocht. «Früher mussten wir immer alle unsere Freunde mit nach Hause nehmen, weil sie sein Essen so mochten», erzählt Anja Guevarra lachend. «Jetzt sind unsere Kinder erwachsen und es hat sich immer noch nichts geändert», fügt Mama Virginia an. «Es kommen immer noch alle hierher, um Papa Oro’s Essen zu probieren.» So lautet denn auch das Konzept der Familie Guevarra: «Das Restaurant ist eine Erweiterung unseres Daheims. Die Türen stehen immer offen.»
Das Konzept auszuarbeiten, sei nicht schwierig gewesen. «Es sollte so sein, wie bei uns zu Hause. Wir mussten es nur anders präsentieren.» Schnell war auch klar: «Wir möchten so wenig Plastik wie möglich verwenden.» Der Umwelt etwas zuliebe tun ist für die Familie selbstverständlich. Deshalb bietet das «Papa Oro’s» das übrig gebliebene Essen auch auf der App «Too Good To Go» an (siehe Box unten).
Das Angebot kommt an: Am 10. Juli feierte «Papa Oro’s» die Eröffnung. Die Gäste erschienen zahlreich: «Sie kamen sogar aus Basel oder Solothurn», sagt Anja Guevarra. «Bei den Filipinos hat sich das herumgesprochen, dass wir ausschliesslich philippinisches Essen anbieten.» Die Familie hat aber auch ganze Arbeit geleistet und vermarktet ihre Produkte gut: Die Töchter bringen stets neue Ideen und locken so jüngere Kunden an.
Vielleicht liegt der Erfolg aber auch einfach an der Herzlichkeit der Filipino-Familie. Oder an Papa Oro’s aufrichtigem Lächeln. Augenzwinkernd bietet er der Journalistin eine Kostprobe an. «Ich bin nicht geizig. Ich gebe gerne mal eine Frühlingsrolle mehr.»
Foodwaste? Nein Danke. So einfach lautet das Prinzip der App «Too Good To Go». Anstatt Reste wegwerfen zu müssen, können Betriebe Lebensmittel und ganze Menüs, die nach einem Arbeitstag übrig bleiben, zu einem stark reduzierten Preis anbieten. Der Kunde kann diese via App bestellen und zur vorgegebenen Zeit, meist nach Betriebsschluss, abholen. «So bietet die App gleichzeitig auch einen interessanten Weg, um neue Orte zu entdecken», sagt Sara Osmani von «Too Good To Go». Vor allem während der Ferien: Das Projekt gibt es europaweit in 12 Ländern. Vor einem Jahr ist «Too Good To Go» in der Schweiz angekommen. Knapp 400'000 Mahlzeiten konnten seither «gerettet» und damit über eine Tonne CO₂ gespart werden. Im Kanton Aargau läuft das Projekt seit einigen Monaten. In der Stadt Baden machen derzeit neun Betriebe mit. Rund 1300 Mahlzeiten konnten sie seither weitergeben. «In Baden läuft das Projekt sehr gut», freut sich Osmani. Zum Vergleich: In Brugg sind es fünf Betriebe, die mitmachen, in Aarau acht. Doch es sollen noch mehr werden: Die Mitarbeiter sind ständig mit weiteren Betrieben in Kontakt. «Es kommt selten vor, dass jemand nicht mitmacht», sagt Osmani. «Und sonst haben sie meistens gute Gründe.» Etwa wenn jeweils kleine Mengen zubereitet werden und deshalb kaum Reste übrig bleiben. (sku)