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Das römische Becken des Verenabads, das im Mai auf dem Kurzplatz zum Vorschein kam, wurde zugeschüttet – das hat mehrere Gründe.
Auf dem Kurplatz im Bäderquartier laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren. Doch etwas hat sich vor kurzem geändert: Das Becken, das im Mai beim Eingang des Verenahofs zum Vorschein kam, ist wieder unter dem Erdboden verschwunden. Erst wurde das Becken mit einem Vlies zugedeckt, dann die kleine Baugrube mit Split gefüllt und zuoberst eine Erdschicht aufgetragen.
«Es handelt sich primär um eine Schutzmassnahme», sagt Kantonsarchäologe Thomas Doppler, «damit das Bad nicht länger offenliegt und der Witterung ausgesetzt ist.» Temperaturwechsel, Austrocknung, Verwitterung oder Algenbildung können solchen archäologischen Funden, die zuvor über Jahrhunderte in einer stabilen Umgebung im Erdboden lagen, zusetzen. «Der Mörtel wurde teilweise etwas bröckelig, es bildeten sich auch Algen», sagt Doppler denn auch. «Das Bad wurde gereinigt, bevor es wieder zugeschüttet wurde.»
Ein zweiter Grund, der für das Zuschütten des Beckens sprach: Arbeitsabläufe auf der Baustelle werden erleichtert. Noch immer werden auf dem Kurplatz unter Federführung der Stadt Thermalwasser- und Werkleitungssanierungen durchgeführt. Die Leitungen werden dabei teilweise neu geführt.
«Wir kommen damit dem Beleg sehr nahe, dass in den Badener Bädern seit der Römerzeit ununterbrochen gebadet wurde», sagte Andrea Schaer nach dem Fund dieser Zeitung. Die Archäologin und ausgewiesene Bäder-Expertin begleitet im Auftrag der Kantonsarchäologie den laufenden Thermal- und Werkleitungsbau am Kurplatz. Dass das Bad an dieser Stelle, wenige Schritte vor dem Säulenportal des ehemaligen Hotels Verenahof auftauchte, damit war nicht gerechnet worden. Medien aus ganz Europa berichteten über den sensationellen Fund auf dem Kurplatz, der das Zentrum und den Ursprung der Badener Thermalbäder darstellt.
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Das Dossier zum Bäderquartier finden Sie hier.
Das Becken ist sehr wahrscheinlich Teil des legendären Badener Verenabades, in dem die Menschen bis ins 19. Jahrhundert unter freiem Himmel badeten. Es dürfte also aus der Römerzeit, aus dem ersten oder zweiten Jahrhundert stammen. «Einige Hinweise deuten darauf hin, dass es römischen Ursprungs ist», sagt Doppler. «Auch, dass es später im Mittelalter und in der Neuzeit hinweg in der Grundsubstanz weiterverwendet wurde, auch wenn es Anpassungen gegeben haben dürfte.»
Zugleich unterstreicht er aber, dass eine definitive Datierung noch nicht vorliege. Die archäologischen Dokumentationen am Becken seien abgeschlossen, die wissenschaftlichen Untersuchungen aber noch nicht.
Was passiert nun weiter mit dem Becken? Wird es für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht, wie das in einem Vorstoss im Badener Einwohnerrat gefordert wird? Sollen womöglich gar weitere Teile des Verenabades freigelegt werden? Nach dem Fund hatte die Stadt Baden Abklärungen in Gang gesetzt zur Frage, wie sie mit dem Fund umgehen soll. In der entsprechenden Arbeitsgruppe läuft die Diskussion zu jenen Fragen.
Zur Arbeitsgruppe gehören nebst Vertretern von Kantonsarchäologie und Denkmalpflege auch jene von Stadt, Geologie, Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach + Baden sowie der Villa Nova Architekten, welche die Bauarbeiten im Verenahofgeviert leitet.
Persönlich sei es sein Wunsch, dass alle den Sensationsfund mit eigenen Augen sehen könnten, sagte Badens Stadtammann Markus Schneider damals. Das bekräftigt er auch jetzt. «Wir wollen aber nicht, dass die Funde eben dadurch zerstört werden», sagt er. «Sie müssen Bestand haben.» Nach wie vor laufen Abklärungen dazu, ob dies sinnvoll und möglich ist. Klar ist dagegen: Eine erneute Freilegung des Beckens wäre dank des verwendeten Splits leicht möglich.
Historische Fotos des Bäderquartiers: