«Bühne Heimat»
Shakespeare geistert in Ehrendingen umher

Die «Bühne Heimat» Ehrendingen feiert mit dem witzigen Theaterstück «HeimatZähni!» ihr 10-Jahr-Jubiläum. Mit von der Partie ist auch der nervöse Shakespeare.

Irene Hung-König
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Ruedi, Tell, Volker Schmidt, Heinz, Menf Rhyner und Shakespeare wollen schwören; worauf ist unklar.
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Ruedi (links) und Heinz schauen aus dem Fenster ihrer Ferienunterkunft.
Das ist Tells Geschoss, das zu Shakespeares Schreck am Kürbis vorbeifliegt.
Shakespeare verneigt sich vor Franziska, Menf Rhyner steckt in der Ritterrüstung fest.
Christoph Simon sinniert über Heimat.
Kabarettist Christoph Simon (links) ist von Heinz und Ruedi zur Heimat gefahren worden.
"HeimatZähni!" Bühne Heimat Ehrendingen

Ruedi, Tell, Volker Schmidt, Heinz, Menf Rhyner und Shakespeare wollen schwören; worauf ist unklar.

Irene Hung-König

Eins vorneweg: Am Jubiläumstheater blieb kaum ein Auge trocken. Das zahlreich erschienene Publikum amüsierte sich köstlich ob der Geschichte, die Menf Rhyner geschrieben hat. Fürs Jubiläum sollte es etwas Spezielles sein, und so packte der Leiter des Kleintheaters Bühne Heimat Ehrendingen gleich mehrere Stücke und verschiedene Kabarettisten in den Abend.

Wie das Thema Heimat geistert, sozusagen als Sahnehäubchen, niemand Geringerer als William Shakespeare himself umher – und wie. Schauspielerin Isabelle Anne Küng mimt den Dichter herrlich nervös, laut und witzig. Zig Mal streicht er sich die blonden Haare aus dem Gesicht, zupft am Mantel oder Gilet herum. Der Grund: Seine Inszenierung von «Wilhelm Tell» kommt nicht voran. Das «Heimat»-Ensemble mit Franziska (Sabina Deutsch), Menf Rhyner und Philippe Kuhn als Lehrer Volker Schmidt folgt den Anweisungen des Dichters nur widerwillig.

Zu allem Überfluss geben die in der «Heimat» einquartierten Senioren Ruedi (Rhaban Straumann) und Heinz (Matthias Kunz) ihren Senf dazu. Heinz, mit grosser Brille und fettigem Seitenscheitel, korrigiert den gutmütigen Ruedi. Für ihn ist Heimat: «Dort, wo man sich wohlfühlt.» Heinz: «Nein, dort, wo man begraben wird.»

Kabarettist steigt vom Traktor

Heinz und Ruedi betätigen sich auch als Chauffeure, als Traktor-Chauffeure. Kabarettist Christoph Simon steigt vom Gefährt herunter, Ruedi händigt ihm seinen grünen Koffer aus. Simon schaut sich um und greift sofort zum Handy: «Do esch ke Sou ome», sagt er zu seinem Agenten. Christoph Simon steht da, wie bestellt. Die Kirchenglocken läuten. «Heimat?» – «oh je, ke Ahnig.»

Der Kabarettist erzählt von den schönen Geschichten, die nur gefunden werden, wenn Alltagslärm verdrängt wird. Er steht vor dem Publikum, erzählt gleichmässig ruhig und süffisant. Das Publikum lacht über die eine Pointe, Simon setzt noch eine obendrauf. Er erzählt von den Senioren, die sich am Silvesterabend in Thailand einen Algen-Smoothie statt Fondue gönnen. Und sagt zum Publikum: «Ihr vagabundiert durchs Land, staunt über Leinenzwang und Tandemfahrer. Ihr staunt über Fahnenschwinger – einer Mischung aus Flamenco und rhythmischer Sportgymnastik.»

Der Leiter der «Bühne Heimat» Menf Rhyner zeigte sich mit dem Verlauf des Jubiläumsstücks, das am Samstag zum letzten Mal aufgeführt wird, sehr zufrieden: «Die Vorführungen waren fast immer ausverkauft, das ist fantastisch.» Die Gastkünstler wie Knuth & Tucek, Patti Basler, Andreas Thiel, Philipp Galizia, schön & gut hätten für ihre Auftritte eine Carte Blanche erhalten, einzig zum Thema Heimat sollten sie sich Gedanken machen.