Wenn der abendliche Ausgang mit einem Hausverbot endet, ist das ärgerlich, erst recht wenn plötzlich elf daraus werden. Inzwischen hat sich die Sache geklärt, es bleibt jedoch beim Verbot für das Torre.
Aber die Geschichte von Anfang: Zusammen mit drei Freunden geht Christoph Burger, ein diplomierter Energietechniker aus Seon, ins Restaurant Torre. «Das Lokal war an dem Abend sehr voll und hektisch», sagt der 25-Jährige. Er erinnert sich: «Nach etlichen Versuchen, die Aufmerksamkeit eines Kellners zu erlangen, um die Getränke zu bezahlen, haben wir nach einer halben Stunde aufgegeben und sind in Richtung Ausgang gegangen.» Ein Mitarbeiter, der für das Lokal zuständigen Securityfirma Swiss Security Agency (SSA), habe sie darauf angehalten. Er habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie ohne zu zahlen nicht gehen könnten.
Ein verhängnisvoller Abend
«Ich kann mich gut an den jungen Herrn erinnern», so der SSA-Mitarbeiter. Er habe am besagten Abend definitiv genug getrunken. «Der Aufforderung, sich auszuweisen und die offene Rechnung zu bezahlen, ist er aber gefolgt», sagt er. Nach der Bezahlung hätten sie das Lokal schliesslich verlassen und seien nach Hause gegangen.
Zwei Wochen später dann die Überraschung. «Ich habe von der Securityfirma ein Hausverbot für elf Badener Lokale, darunter das Torre, das Nordportal oder etwa das Trafo erhalten», erzählt Burger. Ohne jegliche Begründung wurde ihm mitgeteilt, dass er ab sofort diese Lokale nicht mehr betreten dürfe, sonst mache er sich des Hausfriedensbruches strafbar. Burger zweifelt an der Rechtmässigkeit des Hausverbots.
Hausverbot nur nach Rücksprache
Martin Zulauf, Chef Stadtpolizei Baden klärt auf: «Securityfirmen selber können nie Hausverbote erteilen.» Dazu sei alleine der Veranstalter oder der Eigentümer befugt. «Nach Rücksprache mit diesen, ist es aber normal, dass die Securityfirma das Hausverbot kommuniziert.»
Doch weshalb bleibt Burger der Zutritt gleich zu elf Lokalen verwehrt? Tony König, Geschäftsinhaber der SSA erklärt: «Wir halten es für sinnvoll, Hausverbote für alle Lokale, für die wir verantwortlich sind, zu erteilen.» Das sei auch in diesem Fall nach Rücksprache mit dem «Torre» geschehen, sagt er. Ein solches Hausverbot wirke abschreckend, König betont aber: «Wir wollen die Gäste nicht schikanieren, sondern nur für Ordnung sorgen.» Unanständige Gäste wolle man auch in anderen Lokalen nicht haben, deshalb dieses Hausverbot», sagt er.
Aussage gegen Aussage
Hätte das nicht anders gelöst werden können? Nein, denn die Geschichte nimmt eine ungewöhnliche Wendung. Bis anhin nahm Burger an, er habe das Hausverbot für das Nichtbezahlen der Getränke erhalten. Der am besagten Abend zuständige SSA-Mitarbeiter sagt: «Wäre es nur das Nichtbezahlen gewesen, hätten wir eine mündliche Verwarnung ohne weitere Folgen ausgesprochen.» Entscheidend war aber eine andere Sache. Denn der SSA-Mitarbeiter erklärt: Am besagten Abend hätte Burger zwar seine Schulden beglichen. «Aber nicht ohne einen afroamerikanischen Barkeeper rassistisch zu beleidigen. Ich bin mir sicher, diese Worte aus seinem Mund gehört zu haben.» Burger ist über die Anschuldigung entsetzt: «Die Geschichte entspricht nicht der Wahrheit, ich habe nie jemanden beleidigt.» Im Endeffekt sei die Beleidigung ausschlaggebend gewesen für das Verbot. Bei reumütigen Gästen drücke der SSA-Mitarbeiter jeweils ein Auge zu. «Bei Burger habe er das jedoch nicht gespürt», sagt er.
Tony König fügt hinzu: «In einem bilateralen Gespräch haben Herr Burger und ich die Situation rekapituliert.» Er habe verhindern wollen, dass die Geschichte unnötig in die Länge gezogen und rechtlich gelöst werden müsse. König räumt ein, mit dem Verbot gleich für elf Lokale etwas übers Ziel geschossen zu haben. «Niemand ist perfekt, wir versuchen alle nur, unseren Job zu machen.»
Der Spuk hat ein Ende
König hält zwar an seiner Version des Abends fest, ist aber bereit Burger entgegenzukommen. Das Hausverbot sei, bis auf dasjenige im Restaurant Torre aufgehoben worden. «Ich kann damit leben, fühle mich aber dennoch ungerecht behandelt und missverstanden», hält Burger fest. Obwohl der Spuk letztlich ein Ende hat, steht für den 25-Jährigen fest und er beweist gleich noch Galgenhumor: «Ich weiss jetzt, welche Orte ich besser meiden sollte.»