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Ein Paar aus Kirchdorf hat sechs Tage um ihren Tierschutzhund gebangt. Auch ein Hundefänger blieb zuerst erfolglos.
Dass ein junger oder jagdlich motivierter Hund mal ausbüxt, wenn der Halter nicht Acht gibt, weiss man. Anders war es bei Nantha.
Der dreijährige Hund, der bislang das Leben nur in einem rumänischen Tierheim gekannt hatte, gelangte über eine deutsche Organisation («Initiative Karpatenstreuner») nach Kirchdorf zu Vivienne Sprang und Florian Lorenz. Sie haben ein besonderes Herz für Tiere.
Als sie auf einer Reise durch Kolumbien die vielen Streunerhunde sahen, war für sie klar: «Wir wollten einem solchen Tier ein Zuhause geben.» Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, schilderten sie, als sie Nantha zum ersten Mal im Internet gesehen hatten. Die Corona bedingte Wartezeit nutzten sie, um sich für einen guten Start mit dem ängstlichen, jungen Hund beraten zu lassen. Überglücklich nahmen sie Anfang Mai den Hund zu sich nach Hause.
Sogenannte Tierschutzhunde haben eine Vorgeschichte und aufgrund ihrer Erfahrungen oft Angst vor Dingen, die ihnen fremd sind. Dazu gehören auch Menschen, insbesondere männliche, vor denen sie zurückscheuen. Da muss erst langsam Vertrauen wachsen, bis eine Bindung entstehen kann. Für Besitzer ist Vorsicht angebracht. Nantha hatte draussen immer ein Sicherheitsgeschirr und wurde nur an der Leine spazieren geführt. Doch eines Morgens passierte es.
Damit sich Nantha im Garten besser lösen konnte, öffnete Florian eine Schnalle des Geschirrs. Ein plötzliches, lautes Geräusch von nebenan versetzte Nantha derart in Angst, dass sie sich aus dem Geschirr befreite und das Weite suchte. Die Suche im Quartier blieb erfolglos – keine Spur mehr von Nantha.
«Diese Zeit werden wir nie vergessen», sagen Vivienne Sprang und ihr Lebenspartner. Sie meldeten den Vorfall der Polizei und der Jagdaufsicht. Über «Naty’s Tiere in Not» und die Schweizerische Tiermeldezentrale (STMZ) gelangten sie an den Hundefänger Daniele Bennici. Lorenz legte nach dessen Anweisung mit Wurstwasser angereicherte Fährten zurück zum Haus, damit Nantha zurückfinden könnte. Als der Hund oberhalb von Kirchdorf gesichtet wurde, kam Bennici, stellte eine Falle auf, legte mit Futter sternförmige Schleppfährten dorthin und übernachtete mit Kamera bewaffnet in der Nähe. Ohne Erfolg.
Am zweiten Tag hängten Sprang und Lorenz Flyers in der Umgebung auf. Gleich mehrere Anrufe gingen ein. Doch dann war vier Tage lang Ruhe. «Zwischendurch hatten wir die Hoffnung verloren», schildert Vivienne Sprang diese Zeit. Am sechsten Tag wurde Nantha in Birmenstorf gesehen. Daniele Bennici installierte zwei Futterstellen mit Falle, während der zusätzlich beigezogene Pettrailer Markus Baumgartner das Flyern übernahm. Wieder ohne Erfolg.
Am anderen Morgen früh kam der Anruf, Nantha sei in Vogelsang an der Hauptstrasse gesichtet worden. Lorenz fuhr gleich hin und entdeckte Nantha für einen kurzen Augenblick.
Jetzt den Hund nur ja nicht in Panik versetzen, sodass er erneut fliehen würde, erklärte Baumgartner, der zusammen mit Anwohnern das Gelände einzäunte, sodass es für Nantha kein Entweichen mehr gab.
Mit der Drohne versuchte Baumgartner den Hund zu orten. Gegen Mittag kam Bennici, stellte eine grosse Falle auf und legte eine leckere Schleppfährte. Eine Verlockung, welcher der hungrige Hund nicht widerstehen würde. Nach drei Stunden Warten kam Nantha ins Blickfeld und ging, von einer Wildkamera gefilmt, in die Falle. «Wir konnten es kaum fassen vor Glück», erzählt Vivienne Sprang.
Inzwischen sind ein paar Wochen vergangen. «Nantha hat sich gut eingelebt und Vertrauen zu uns gefasst», erzählen die beiden. Sie sind überzeugt, dass Nantha bei ihnen glücklich ist. Und sie verraten: Wenn alles nach Plan läuft, wird demnächst auch Nanthas Bruder bei ihnen einziehen.