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Layla Lüthi lotst den Verkehr über die Grossbaustelle beim Schulhausplatz in Baden. Sie hat keine Zeit, sich hin und wieder in den Gedanken zu verlieren. Den Verkehr zu regeln ist eine anspruchsvolle Aufgabe.
Die Sonne brennt gnadenlos auf die Baustelle beim Schulhausplatz. Layla Lüthi setzt sich auf eine Mauer im Schatten eines gelben Baucontainers am Rande der Baustelle. Sie zieht die weissen Handschuhe aus und legt die schwarze Schirmkappe neben sich auf die Mauer. Ihre Füsse stecken in festen Schuhen, sie trägt lange, schwarze Hosen, eine kurzärmlige Bluse, darüber das neongelbe Gilet. Seit fünf Uhr morgens hat die 25-jährige Frau aus Schinznach-Dorf Autos, Lastwagen und Busse sicher über die Kreuzung gelotst. Die Pause im Schatten ist wohlverdient.
Layla Lüthi, macht Ihnen die Hitze nicht zu schaffen?
Layla Lüthi: Es ist schon ziemlich heiss. Aber wir wissen uns zu helfen, lösen einander ab, sodass jeder regelmässig Pausen im Schatten machen oder einen Schluck Wasser trinken kann. Regen wäre viel schlimmer.
Wirklich?
Ist es heiss, weht immerhin ab und zu ein angenehmer Wind. Wenn du den ganzen Tag im Regen stehst, bist du irgendwann durchnässt und die Kleider schwer. Ausserdem sind alle besser gelaunt, wenn die Sonne scheint — wir und die Autofahrer.
Wie schützen Sie sich vor der Hitze?
Ich trinke viel Wasser, mache meine Schirmkappe nass und trage regelmässig Sonnencreme auf. Eigentlich müssten wir unsere Blusen ja bis ganz oben zuknöpfen und eine Krawatte tragen, das bleibt uns bei dieser Hitze erspart und hilft sehr.
Die Handzeichen von Layla Lüthi sitzen, wenn sie auf der Kreuzung steht. Die Finger sind gespannt bis in die Spitzen, die Bewegungen gross und klar. Obwohl die 25-Jährige nur 1,62 Meter gross ist, strahlt sie eine Präsenz aus. Ihr Gesichtsausdruck ist konzentriert, trotzdem blitzt immer wieder ein verschmitztes Lachen auf. Sie schäkert mit den Autofahrern und zaubert so manch einem ein Lächeln ins Gesicht.
Was ist das Anstrengende an Ihrem Job?
Viele haben das Gefühl, unser Job sei nicht anspruchsvoll. Aber das Gegenteil ist der Fall: Du musst die ganze Zeit deinen Kopf bei der Sache haben, egal, was du gerade tust. Das ist anstrengend. Bist du unaufmerksam, passieren Unfälle. Das möchten wir vermeiden.
Haben Sie manchmal Angst, dass Ihnen während der Arbeit etwas zustossen könnte?
Eigentlich nicht. Hast du Angst, strahlst du das aus und verhältst dich unsicher. Wir entscheiden, wer fährt und wer nicht. Das musst du durchsetzen können. Du musst standfest sein und klare Ansagen machen können. Wenn du das verfolgst, merken es die Leute.
Für den Verkehrsdienst auf der Baustelle beim Schulhausplatz ist die Firma Kroo Security mit Sitz in Zürich und Basel zuständig. «Die Verkehrsführung am Schulhausplatz ist für uns eine Herausforderung und die Situation komplex», sagt Ofir Kroo, Geschäftsführer der Kroo Security. Seit Beginn des Umbaus Anfang Juli sieht die Kreuzung fast täglich anders aus. An die neue Situation müssten sich nicht nur die Autofahrer gewöhnen, sondern auch die Mitarbeiter des Verkehrsdienstes.
Layla Lüthi, was ist eigentlich, wenn Sie auf die Toilette müssen?
Wir haben einen Code, den wir via Funk dem Koordinator mitteilen. Entweder springt dieser kurz ein oder jemand, der gerade Pause macht.
Wie lautet der Code?
Das möchte ich der Öffentlichkeit nicht verraten.
Insgesamt sind pro Tag bis zu zwanzig Leute beim Schulhausplatz im Einsatz. An diesem Mittag steht auf jeder Spur eine Person, in der Mitte der Koordinator. Er muss die ganze Situation im Blick haben. Über Funk gibt er seinen Kollegen Kommandos. «Nummer eins, schliessen bitte», ist das Zeichen für die Person auf Position eins, den Verkehr auf ihrer Fahrspur per Handzeichen anzuhalten. Die Mitarbeiter des Verkehrsdienstes arbeiten in drei Schichten, verteilt auf 24 Stunden. An diesem Tag steht Lüthi noch bis 15 Uhr auf der Kreuzung.
Was machen Sie als Erstes nach Feierabend?
Meine Kleider und Schuhe ausziehen und dann ab unter die Dusche. Wenn möglich, wechsle ich die Schuhe sogar bereits auf der Baustelle, bevor ich nach Hause fahre.