Kirchgemeinde Gebenstorf-Turgi
«Sie sind verpflichtet, zu kündigen»: Bischof fordert Rücktritt von Pater Adam von Turgi

Bischof Felix Gmür wendet sich mit einem unmissverständlichen Brief an Pater Adam von Turgi, in dem er dessen Rücktritt fordert. Der Brief ist das Ergebnis eines monatelangen Streits. Bereits jetzt hat dieser schon personelle Konsequenzen – der Gemeindeleiter geht nach 20 Jahren.

Pirmin Kramer
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Pater Adam Serafin (Mitte) an einem ökumenischen Gottesdienst.

Pater Adam Serafin (Mitte) an einem ökumenischen Gottesdienst.

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Seit Monaten tobt in der Katholischen Kirchgemeinde Gebenstorf-Turgi ein Streit um die Frage, ob Eucharistiefeiern oder Wortgottesdienste durchgeführt werden sollen. Eine Gruppe kritisiert den «konservativen Kurs» der Kirchenpflege und des pfarrverantwortlichen Priesters Adam Serafin, «die uns in vorkonziliare Zeiten zurückwerfen».

Felix Gmür, Bischof von Basel, hat sich per Brief bei Adam Serafin gemeldet.

Felix Gmür, Bischof von Basel, hat sich per Brief bei Adam Serafin gemeldet.

Keystone/PETER SCHNEIDER

Der Streit hat nun erstmals personelle Konsequenzen: Gemeindeleiter und Diakon Peter Daniels verlässt die Pfarrei nach 20 Jahren. Die Gruppe, die auf seiner Seite stand, liess durchblicken, dass sich Daniels nicht mehr wie gewünscht entfalten konnte.

Er selber schreibt nun: «Ich habe nach einer neuen Herausforderung gesucht und eine gefunden.» Er wird ab Oktober in Langnau im Emmental als Gemeindeleiter anfangen.

Rücktritt bringt auch Pater Adam in Bedrängnis

Brisant: Sein Rücktritt bringt nun auch Pater Adam Serafin in Bedrängnis. Dies wegen eines Teils eines Vertrages zwischen Pater Adam, dem Bistum Basel sowie den katholischen Kirchgemeinden, wie «Horizonte» berichtet. Im Dokument, das dieser Zeitung vorliegt, heisst es: «Im Falle einer Demission des Gemeindeleiters, Diakon Peter Daniels, verpflichtet sich Pater Adam Serafin, seine Kündigung auf denselben Termin einzureichen.

Gemeindeleiter und Diakon Peter Daniels verlässt die Pfarrei nach 20 Jahren.

Gemeindeleiter und Diakon Peter Daniels verlässt die Pfarrei nach 20 Jahren.

Sandra Ardizzone

Kommt er dieser Bestimmung nicht nach, ist der Arbeitgeber verpflichtet, ihm das Arbeitsverhältnis seinerseits zu kündigen.» Inzwischen hat sich Felix Gmür, Bischof von Basel, per Brief bei Adam Serafin gemeldet, mit einer unmissverständlichen Botschaft: «Ich habe das Demissionsgesuch von Peter Daniels entgegen genommen. Ich erwarte von Ihnen wie auch vom Arbeitgeber, dass die Vertragsbestimmungen, die Sie selber unterzeichnet haben, termingerecht einhalten werden. Sie sind gemäss Arbeitsvertrag verpflichtet, Ihr Arbeitsverhältnis bis zum 30. Juni zu kündigen.» Erfolge diese Kündigung nicht, sei der Arbeitgeber, also die Kirchgemeinde, verpflichtet, die Kündigung auf den 30. September auszusprechen.

Pater Adam: «Werde nicht kündigten – im Gegenteil»

Doch Pater Adam sagt auf Anfrage, er habe nicht die Absicht, seine Stelle aufzugeben: «Ich zweifle daran, dass die Bestimmung 6 im Vertrag aus kirchenrechtlicher und zivilrechtlicher Sicht zulässig ist.» Er werde nicht kündigen – im Gegenteil: «Ich würde gerne die ordentliche Leitung der Kirchgemeinden übernehmen.» Die Coronakrise habe gezeigt, wie wichtig den Menschen der Empfang der Sakramente und die Verkündigung des Evangeliums als Frohe Botschaft sei.

Die Pfarrei überträgt Gottesdienste per Livestream. «In unseren Messen gibt es jeden Tag eine Predigt als geistigen Impuls, und sämtliche Angebote werden täglich von bis zu 250 Menschen genutzt.» Auch in normalem Zeiten sei der Wunsch nach Eucharistiefeiern, Beichten und einer mit Inhalten gefüllten Katechese und Erwachsenenbildung gross», sagt Pater Adam Serafin.

Auch Daniel Ric, Präsident der Kirchenpflege Gebenstorf-Turgi, hat nicht vor, die Vereinbarung einfach so einzuhalten «und den Priester wegzunehmen». Er schreibt in einer Stellungnahme, es gehe nicht um Personen, sondern um Strukturen: «Durch den Weggang von Diakon Peter Daniels stellt sich für die Kirchgemeinde die Frage, wie die Leitungsstrukturen der Pfarreien Gebenstorf und Turgi in Zukunft aussehen werden.» Ric würde sich wünschen, dass es wieder eine «ordentliche Leitung» durch einen Priester gebe, der als Pfarrer wirke.

Noch keine Diskussion über die Nachfolgeregelung

Bei der ausserordentlichen Leitung, wie sie in Turgi und Gebenstorf existiert, obliege dem Priester die Kompetenz für die Sakramente, während der Gemeindeleiter in finanziellen Fragen sowie in den Grundzügen des Gemeindeaufbaus und der Diakonie Leitungsfunktion habe.

Die Struktur mit einer ordentlichen Leitung wäre auch in finanzieller Hinsicht sinnvoll, da eine ausserordentliche Leitung extreme Mehrkosten verursache, sagt er. «Für die Kirchenpflege ist es wichtig, die Leitungsfunktionen derart zu verschlanken, dass mehr Pensen für die eigentliche Seelsorge frei werden.» Daniel Ric hat darum den Bischof gebeten, mit ihm über dies Frage zu diskutieren.

Die Pressestelle des Bistums Basel war für eine Stellungnahme bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. Gegenüber «Horizonte» liess Bischofssprecher Hansruedi Huber aber verlauten: «Die Nachfolgelösung kann erst angegangen werden, wenn die Kündigung gemäss den Bestimmungen im Vertrag, den alle Parteien unterzeichnet haben, vorliegt.» Solange beim Bistum aber nicht die Kündigung von Pater Adam auf dem Tisch liege, gebe es weder ein Gespräch noch eine Diskussion über die Nachfolgeregelung.