Daniel Cortellini über seine tägliche Erfahrung am Schulhausplatz.
Eigentlich läufts ja seit zwei Jahren recht rund auf dem Schulhausplatz, man kommt ja wunderbar durch Baden. Leider aber nicht mehr nach Baden ... Aber wider Erwarten hielten sich die realen Probleme des täglichen Verkehrsaufkommens in Grenzen, mir ist kein gröberer Unfall bekannt, die Abläufe sind recht harmonisch – bis auf die momentanen Ereignisse am vorderen Brückenkopf.
Da erlebe ich doch täglich meinen ersten kleinen Höhepunkt, indem ich ungläubig auf das kleine Chaos starre ... Es kreuzen Kinderwagen mit Bulldozern, die Lichtphasen scheinen willkürlich und halten uns mal eine Minute, mal eine Viertelstunde auf und wir nehmen staunend zur Kenntnis, dass man mit einem E-Bike und ein bisschen Fantasie auch eine Bauabschrankung unter- oder überqueren kann – ohne abzusteigen, notabene!
Somit assoziiere ich sehr viel Chaos mit ihr. Und vor allem nagt eine Urangst in mir, als dass man dieses Chaos wohl niemals mehr richtig aufräumen, geschweige denn diese Scherben je wieder zusammenkehren kann. Doch trotz aller beängstigenden und widrigen Assoziationen merke ich, dass sie mir fehlen wird ...
Es ist das tägliche kleine Highlight im gefühlt rechtsfreien Raum von Baden, wo du dir mit Blinken, Hupen, Lachen oder Lächeln noch ein paar Quadratzentimeter vor den Schuhsohlen der Fussgänger erkämpfst, damit du möglichst nach den nächsten zwei Bussen in die Weite Gasse einfahren kannst, wie ein Held des Alltags, da bin ich, durch den Colorado des Wilden Westens, ohne Verletzung oder jemanden anders zu verletzen, durchgekommen, yeaah!
Ganz ehrlich: Sie wird mir fehlen – und die Stadt Baden kann da nichts dafür, der Kanton erst recht nicht.
Es muss irgendein hochbegabter oder schlicht genialer Projektleiter gewesen sein, welcher ausgerechnet in dieser chaotischsten Zone das wohl sympathischste verkehrsregelnde Fröllein der ganzen Schweiz platziert hat ... Quasi als verkehrsberuhigende Massnahme mit hellblonden Haarzöpfen lacht sie uns an, bewahrt ruhiges Blut, schleust Pneukrane und Kindergärtler aneinander vorbei und lächelt erfolgreich um Verständnis heischend, wenn du mal wieder wie ein Alligator in der Sahara zwischen all den Menschen und offenen Dolendeckeln stehst und darauf wartest, nur irgendwie in dein Geschäft zu kommen.
Das Fröllein wird mir fehlen – sollen die doch bis Oktober am Schulhausplatz bauen!
Daniel Cortellini betreibt in Baden ein Fachgeschäft für Schweizer Weine. Er ist in Baden aufgewachsen und war fünf Jahre Präsident der Unteren Altstadt Baden.