Im Durchschnitt schlagen Taschendiebe in der Innenstadt ein bis zwei Mal pro Woche zu. Für die Polizei ist es jedoch schwierig die Täter zu fassen, weil diese den Tatort immer sehr schnell verlassen.
Sie wollte helfen. Als Barbara Mayer am Samstag um 14.08 in den Zug nach Zürich stieg, stellte sich ihr ein gross gewachsener Mann in den Weg. Er trug einen Rucksack vor dem Bauch und redete in einer fremden Sprache auf sie ein. «Es tönte osteuropäisch, vielleicht russisch, und ich dachte, der Mann braucht Hilfe», sagt Mayer.
Sie fragte ihn, was das Problem sei, aber er redete einfach weiter als könne er sie nicht hören. Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann ging der Mann an ihr vorbei und verliess den Zug.
Später fiel Barbara Mayer ein, dass die Männer zu zweit auf den Zug gewartet hatten und dass der zweite Mann während dieser Episode hinter ihr gestanden haben muss. Mayer setzte sich in den Zug und hatte ein mulmiges Gefühl. Sie suchte in ihrer Umhängetasche nach dem Portemonnaie. Es war weg. Sie stieg sofort aus dem Zug.
Trickdiebe agieren in der Masse
Der Erste hatte für Verwirrung gesorgt, der Zweite zog ihr das Portemonnaie aus der Tasche. «Das kommt sporadisch vor», sagt Max Romann, stellvertretender Kommandant der Stadtpolizei Baden. Ein bis zwei Mal pro Jahr hätten sie Meldungen, wonach am Bahnhof Baden Trickdiebe Portemonnaies stehlen. «In der Innenstadt kommt es häufiger vor – im Durchschnitt ein bis zwei Mal pro Woche», sagt Romann.
Die Diebe zu finden, sei schwierig, weil sie den Tatort schnell verlassen. «Falls das Opfer den Diebstahl rasch bemerkt und sich innerhalb von fünf bis zehn Minuten bei uns meldet, können wir ausrücken und die Täter suchen», sagt Romann.
Falls man den Diebstahl erst Tage später bemerkt, sei es jedoch zu spät. Romann empfiehlt, in Menschenansammlungen Taschen auf dem Bauch zu tragen, um einem Diebstahl vorzubeugen. Wichtig sei auch, sofort die Kreditkarten sperren zu lassen. Romann: «Es kommt vor, dass wir die Opfer erst auf diese Tatsache aufmerksam machen müssen, da es viele unter dem Schock vergessen.»
4 Minuten später am Geldautomat
Barbara Mayer meldete den Diebstahl sofort an die Bank. «Die Leute von der Bank sagten, jemand habe um 14.12 Uhr versucht, Geld abzuheben», sagt Mayer. Zu dieser Zeit habe sie im Metroshop gestanden und mit ihrem Mann telefoniert, nur wenige Meter von diesem Geldautomaten entfernt.
«Zum Glück habe ich die Männer nicht gesehen», so Mayer. Sie habe zwar 100 Franken verloren, die sie im Portemonnaie hatte, aber sie sei nicht zu Schaden gekommen. Mayer meldete den Diebstahl auch an die Polizei. «Aber bis jetzt wurde noch niemand erwischt», so Mayer.
Vertrauen in Mitmenschen ist weg
«Am meisten macht mir zu schaffen, dass ich durch diesen Vorfall das Vertrauen in meine Mitmenschen verliere», sagt Mayer.
Wenn jemand nach dem Weg frage, tendiere sie jetzt eher dazu, einfach weiterzugehen. Um einem Diebstahl in Zukunft vorzubeugen, hat sich Mayer schon etwas ausgedacht: «Von jetzt an lege ich eine Mausfalle in meine Tasche.»